Test - A Vampyre Story : Abenteuer mit dem richtigen Biss
- PC
Was lange währt, wird endlich gut? Auf A Vampire Story trifft das aus zwei Gründen zu. Zum einen kommt das Spiel durch den Absprung des alten Publishers mit einem Jahr Verspätung. Zum anderen wartet die Adventure-Fangemeinde ja schon seit Ewigkeiten auf ein Lebenszeichen von LucasArts-Legenden wie Bill Tiller. Und hier ist es nun endlich: ein schaurig-spaßiges Abenteuer von einem der Großmeister des Adventures selbst. Kein Wunder, dass die Nerven gespannt und die Erwartungen hoch sind. Kommt mit A Vampyre Story endlich ein würdiger Nachfolger der großen Klassiker oder können die Fans ihre Hoffnungen getrost wieder einsargen?
Transsyl..., äh, Draxsylvanien. Ein Schrei erschüttert den Warg-See - soeben ist der fiese Vampir Shrowdy von Kiefer dank eines Pflocks im Herzen dahingegangen. Gute Nachrichten für die bezaubernde französische Opersängerin Mona, die von ihm auf Schloss Warg gefangen gehalten wird. Die weniger gute Nachricht ist, dass sie leider nicht so einfach entkommen kann, da ihr unter anderem der Schlüssel zum Ausgang fehlt. Den hat ein mürrischer Wasserspeier namens Rufus unter Verschluss, der ihn aber partout nicht herausrücken will.
So beginnt Monas ungefähr zwölfstündige Odyssee durch das Schloss Warg und die schaurig-skurrilen Gegenden Draxsylvaniens. An allen Ecken und Enden merkt man dem Spiel an, wessen Kind es ist. Bill Tiller, der immerhin für Klassiker wie Curse of Monkey Island und The Dig verantwortlich zeichnete, drückt auch A Vampyre Story deutlich seinen Stempel auf. Sei es nun die mit skurrilen Gestalten bevölkerte Szenerie, die durchdachte Story, die knackigen Rätsel oder die klassische Bedienung - alles atmet den Geist der großen LucasArts-Adventures, ohne allerdings zur reinen Kopie zu verkommen.
Vampire und andere Charakterdarsteller
Ein Grundpfeiler eines erstklassigen Adventures ist fraglos das Ambiente. Und da stimmt in A Vampyre Story fast alles. Besonders die wunderschön schaurig gezeichneten 2D-Hintergründe, die wohl nicht von ungefähr an Tim Burtons Nightmare before Christmas erinnern, haben es uns angetan. Die Welt von Draxsylvanien ist bevölkert von allerlei bizarren Figuren: einer nette Eisernen Jungfrau, mafiösen Ratten oder einem liederlichen, aber aufrechten Frauenzimmer. Doch vor allem die Hauptrollen wachsen einem schnell ans Herz.
Da wäre die schöne, wenn auch etwas blasse Opernsängerin Mona, die sich nicht eingestehen will, dass sie ein Vampir ist. Sie begreift erst im Laufe des Spiels, dass es tatsächlich Blut ist, was sie trinkt, und nicht etwa besonders salziger Merlot. Und mit der Zeit lernt sie sogar, ihre Vampirfähigkeiten einzusetzen. Oder die intelligente und hilfsbereite Fledermaus, die Mona auf Schritt und Tritt begleitet und die trotz all der bissigen Kommentare immer bereit ist, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, wenn Not am Mann beziehungsweise Vampir ist. Nicht zu vergessen natürlich der böse Shrowdy, der eigentlich nur eine schreckliche Kindheit hatte, was ihn aber keineswegs sympathischer macht.
Doch nicht nur sind die inneren Werte der Protagonisten exquisit gezeichnet, auch ihre 3D-Figuren hauchen der Szenerie Leben ein. Die Bewegungen sind flüssig und fügen sich in ihren düster gehaltenen Farben fast perfekt in den Hintergrund ein. Die Musik kann sich ebenfalls hören lassen und trägt ihren Teil zur düsteren (und manchmal auch witzigen) Atmosphäre bei. Besonders gute Arbeit haben die Entwickler bei der Lokalisierung geleistet. Die Stimmen der meisten Charaktere sind erstklassig getroffen, im Falle von Mona sogar noch ein bisschen besser als im Original. Und wer mag, kann sich das sogar anhören, denn A Vampyre Story ist auch im englischen Original zu installieren.
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