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Test - 1 ½ Ritter: Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde : Man staune: Witziger als der Film

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Spiele zu Filmen sind immer so eine Sache. Meist eilig produziert und deswegen kurz und lieblos, sind die meisten dieser Art oft ziemliche Enttäuschungen. Der neue Schweiger 1 ½ Ritter: Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde mit Roberto Blanco und Thomas Gottschalk machte nun schon in der Vorschau nicht unbedingt den besten Eindruck, da konnte das Spiel zum Film doch auch nur ein Totalausfall werden, oder? Weit gefehlt.

Zugegeben, der Film an sich ist tatsächlich eine Katastrophe wie sie im Buche steht, aber zum Glück haben Leinwandstoff und Spiel in diesem Fall einmal nicht wirklich viel miteinander zu tun. Entwickelt von den Machern eines der besten Adventures des Jahres, Edna bricht aus, ist die Suche nach Prinzessin Herzelinde wirklich ein erstklassiges Point&Click-Adventure geworden. Nicht selten erinnert es sogar an Klassiker wie Simon the Sorcerer, Monkey Island und Day of the Tentacle, und das soll was heißen.

Es fängt schon mit der Optik an. Statt auf maues 3D setzt man hier auf altmodische 2D-Zeichnungen, die in ihrem liebevollen Comic-Stil an alte Bekannte erinnern. Die meisten der Charaktere sehen zudem sehr ulkig aus, was direkt zum größten Pluspunkt des Spiels überleitet: es ist irre lustig.

Im Gegensatz zum Film, der eher auf Klischeespäße wie unerwartetes Kopfstoßen setzt, bedient sich der Humor bei der gesamten Bandbreite klassischer Adventures - die teilweise sogar referenziert werden. Wenn Ritter Lanze etwa einen Wachmann mit Hinweis auf einen dreiköpfigen Affen ablenken will, dann muss jeder Veteran des Genres wirklich schmunzeln. Dazu kommt oft herrlicher Blödsinn, wie man ihn nur in den wirklich verrückten Adventures findet. Ihr müsst beispielsweise Schafe verkleiden, anmalen und schrumpfen, radioaktive Urankohle finden und ein Pferdegeschirr aus Würstchen und angebrannten Toastscheiben bauen. Fans eher realistischer Adventures wie Baphoment's Fluch werden damit nicht viel anfangen können, doch gerade ältere Semester dürften sich hier sehr zuhause fühlen.

Inhaltlich hat es wie gesagt nur wenig mit dem eher schwachen Film zu tun. Zwar seid ihr immer noch mit dem türkischen Betrüger Erdal unterwegs um Herzelinde aus den Händen des schwarzen Ritters zu befreien, doch unterwegs landet ihr in fast volllkommen neuen Locations mit gänzlich neuen Nebenfiguren.

Das kann man nicht essen

Eines der lustigsten Elemente früherer Adventures war das Ausprobieren verschiedener Handlungen, auch wenn sie überhaupt keinen Sinn machten. Was etwa, wenn ihr „Esse" auf einen Tisch anwendet? „Nimm" auf die Freundin? „Sprich" mit einer Ente? Viele moderne Titel fallen da mittlerweile zu linear für aus, aber in diesem Spiel kann man jederzeit „Benutze", „Sprich mit" und „Sieh an" auf alles anwenden - mit herrlich witzigen Resultaten. Für nahezu alles gibt es dazu lustige Kommentare von Held Lanze zu hören, sodass ihr allein schon deswegen neugierig alle möglichen Kombinationen ausprobiert.

Sehr gelungen ist die Synchronisation. Til Schweiger hat sich im Tonstudio scheinbar wirklich Mühe gegeben, wodurch sich der Titel in der Hinsicht vor keinem anderen Kollegen verstecken muss. Udo Kier, Rick Kavanian und Julia Dietze machen ihren Job ebenfalls gut - nur Gottschalk, Blanco und Co. hatten für die Vertonung wohl leider keine Zeit.

Falls ihr euch fragt, wie denn die Rätsel ausfallen - etwa mittelschwer. Die Herangehensweise macht auch oft keinen Sinn, sodass man generell viel ausprobieren und teils um die Ecke denken muss. Leider ist das Spiel in Sachen Rätseln sehr linear, sodass ihr oft zwingend eine bestimmte Sache hinkriegen müsst, bevor ihr woanders weitermachen könnt. Das ist in Hinblick auf die vielen lustigen Kommentare zwar nicht besonders schlimm, doch andere Genrevertreter haben das schon mal besser gemacht.

Unterbrochen wird die Story mehrere Mal von kleineren Mini-Spielchen, bei denen man zum Beispiel ein Huhn dazu bringen muss, sich passend auf einem Roulette-Tisch zu erleichtern. Diese sind nett gemeint, stören aber eher und wirken wie schwache PR-Flash-Spielchen, die es nicht mehr ins Internet geschafft haben. Schade ist, dass diese ab der zweiten Hälfte des Spiels vermehrt auftreten und der wirklich gute Adventure Abschnitt dadurch vernachlässigt wird.

Fazit

Christian Mester - Portraitvon Christian Mester
Wer hätte das gedacht? Nach dem schrecklich witzlosen Kinofilm entpuppt sich das Spiel als ausgefallen lustiger Ausflug ala Simon the Sorcerer. Eine kleine große Überraschung und ein echter Geheimtipp für Genrefans.

Überblick

Pro

  • erstklassige Vertonung
  • sehr lustig

Contra

  • Rätsel oft undurchsichtig
  • Mini-Spiele eher lahm

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