Test - Victor Vran: Overkill Edition : Erneuter Angriff auf Diablo & Co.
- PC
- PS4
Fast genau zwei Jahre nach dem ursprünglichen Release des Actionrollenspiels Victor Vran auf dem PC schiebt Haemimont Games jetzt die Overkill Edition für Konsolen nach. Die Metzelorgie wird um neue Inhalten ergänzt, sodass letztendlich ein Rundum-sorglos-Paket entstehen soll. Das mussten wir uns natürlich etwas genauer ansehen.
Vorneweg: Die Overkill Edition von Victor Vran gibt es streng genommen nur für PlayStation 4 und Xbox One. Mit den beiden gleichzeitig erscheinenden DLCs Fractured Worlds und Motörhead: Through the Ages kommen aber auch PC-Spieler in den Genuss der neuen Inhalte. Für den Test haben wir auch diese zum direkten Vergleich herangezogen. Doch nun zum eigentlichen Spiel.
Actionreich und dynamisch
Zunächst wollen wir all denjenigen von euch einen kurzen Einblick in die Story geben, die bisher noch nicht mit Victor Vran in Berührung gekommen sind. Allzu viel gibt es diesbezüglich ohnehin nicht zu erzählen: Die Stadt Zagoravia wird von Dämonen heimgesucht und es ist natürlich eure Aufgabe, in der Rolle von Victor Vran gegen die Unholde vorzugehen. Prinzipiell ist die Hintergrundgeschichte nicht sonderlich bemerkenswert, da sie an vielen Stellen zu bemüht und vor allem wenig überraschend ist.
Ein kleines Highlight gilt es dennoch zu erwähnen: Der Protagonist wird ständig von einer inneren Stimme heimgesucht. Durch ihren beißenden Spott sowie den allgemein recht trockenen Humor ergeben sich einige ebenso lustige wie denkwürdige verbale Auseinandersetzungen. Dem kommt zugute, dass mit den deutschen Stimmen von Nicolas Cage (Victor Vran) und Sean Bean exzellente Synchronsprecher ausgewählt wurden.
Wer bei Victor Vran nur flüchtig auf den Monitor guckt, könnte zunächst denken, es mit Diablo III zu tun zu haben. Sowohl der allgemeine künstlerische Stil als auch einige der Schauplätze und Animationen erinnern stark an den Konkurrenten aus dem Hause Blizzard Entertainment. Dafür ist nicht zuletzt die grundlegend düstere Atmosphäre verantwortlich. Der Kampf gegen Monsterhorden, die Jagd nach immer besseren Waffen und Rüstungen, die Verbesserung des Helden, der Drang, nur noch eine kurze Runde spielen zu wollen – all das verbindet Victor Vran mit seinen Artverwandten aus dem Genre der Actionrollenspiele. Trotzdem gibt es einige entscheidende Unterschiede.
Das beginnt bereits bei der Steuerung: Schon damals auf dem PC war die Kontrolle des Protagonisten deutlich actionreicher. Das passt natürlich hervorragend zu den Controllern, die bei den Konsolen zum Einsatz kommen. Tatsächlich spielt sich Victor Vran auf der PlayStation 4 sowie der Xbox One noch einen Tick besser, da der Protagonist dank der vielen Tasten und Analogsticks geschmeidiger herumturnt. Nein, das mit dem Turnen ist keine Überspitzung: Dank Ausweichrollen und Sprüngen ist das Spielgeschehen nicht nur deutlich flotter als bei Diablo & Co., der Held wirkt auch insgesamt ein gutes Stück dynamischer, fast schon athletisch.
Dennoch hinkt Victor Vran in einigen Punkten der Konkurrenz deutlich hinterher: Es gibt keine verschiedenen Charakterklassen, Talentbäume glänzen ebenfalls durch Abwesenheit. Doch es ist ein System vorhanden, um den Helden zu entwickeln beziehungsweise zu verbessern. Abhängig davon, welche Waffe ihr dem Protagonisten in die Hand drückt, hat er Zugriff auf spezielle Attacken. Mit dem Hammer entfesselt ihr beispielsweise einen mächtigen Erschütterungsangriff, während der Mörser für Flächenschaden aus der Distanz sorgt.
Außerdem gibt es sogenannte Schicksalskarten, die euch verschiedene Boni wie eine größere Chance auf kritische Treffer oder zusätzliche Lebenspunkte spendieren. Modifizierungen sind also durchaus möglich, das hohe Maß an Abwechslung eines Diablo III erreicht Victor Vran allerdings nicht. Das gilt auch für das oberflächliche Crafting-System sowie das weiterhin nicht ausgereifte Loot-System, das uns selbst nach Bosskämpfen gerne mal unbrauchbaren Schrott in die Hand drückt.
Mehr Motivation dank DLCs
Die Overkill Edition hat jedoch gegenüber der Ursprungsversion trotz aller verbliebener Kritik die Nase ein ganzes Stück vorn. Das liegt vor allem an den beiden DLCs Fractured Worlds und Motörhead: Through the Ages, die das Actionrollenspiel ordentlich erweitern. Fangen wir mit Fractured Worlds an: Hierbei handelt es sich um eine Art Generator, der euch eine nahezu unendliche Anzahl zufällig erstellter Dungeons serviert. Da der Bausatz auf den aus dem Hauptspiel bekannten Elementen basiert, hält sich die optische Abwechslung zwar in Grenzen, doch tägliche Herausforderungen sowie der flüssige Kampfverlauf sorgen trotzdem für ein angenehm hohes Maß an Motivation.
Die zweite Downloaderweiterung Motörhead: Through the Ages ist insgesamt gesehen sogar noch einen Tick umfangreicher und schickt euch in eine vollständige Kampagne mit komplett neuen Arealen. Wie es der Name bereits erahnen lässt, haben die Jungs der Metal-Band Motörhead kreativ an diesem DLC mitgewirkt. So könnt ihr beispielsweise eine mächtige Gitarre mit heftigen Fernkampfattacken ergattern. Zudem gibt es einen ebenso kurzen wie erfreulichen Gastauftritt des erst vor zwei Jahren verstorbenen Frontmanns Lemmy Kilmister. Nörgler mögen das als geschickten PR-Schachzug kritisieren. Da der DLC jedoch inhaltlich einiges zu bieten hat, freuen wir uns stattdessen lieber über den Mehrwert.
Lobenswert finden wir zudem, dass der Multiplayer-Modus für bis zu vier Leute nicht nur online, sondern jetzt auch lokal funktioniert. Wer gemeinsam mit einigen Freunden, die im selben Raum sitzen, in den Kampf zieht, wird schnell wissen, was wir damit meinen. Der Spaßfaktor ist dann jedenfalls deutlich größer.
Kommentarezum Artikel