Test - Utawarerumono: Mask of Deception : Utawa... hä?
- PS4
Graphic Novels aus Japan gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Immer mehr Spiele dieses Genres gelangen auch zu uns in den Westen. Sucht ihr jedoch nach derartigen Spielen, die euch nicht „nur“ eine Geschichte erzählen, sondern auch genuin spielerische Elemente vorweisen, wird die Auswahl dünn. Utawarerumono: Mask of Deception möchte diese Lücke füllen und bietet eine Mischung aus Graphic Novel und Rundenstrategie. Gelingt es dem Titel, an die Konsole zu fesseln, oder wartet ein Spiel auf euch, bei dem nicht nur der Name so manchen verzweifeln lässt?
Utawarerumono: Mask of Deception nutzt eines der Lieblingsthemen japanischer Spiele: die Amnesie. Der Titel setzt zu einem Zeitpunkt ein, an dem ihr offenbar euer Bewusstsein zurückerlangt. Mit der Umgebung, in der ihr euch befindet, könnt ihr nicht viel anfangen, schiebt das jedoch auf den offensichtlichen Verlust eurer Erinnerungen. Als plötzlich ein riesiges Insekt vor euch steht, fühlt ihr euch mehr als unwohl und versucht, die Flucht zu ergreifen. Ein unbekanntes Mädchen kommt euch zu Hilfe und gemeinsam schafft ihr es zu entkommen.
40 Stunden mit Kampfunterbrechungen
Nach und nach erfahrt ihr, wo ihr euch befindet und was es mit den riesigen Insekten auf sich hat. Viel anfangen könnt ihr mit den Informationen jedoch nicht, denn die Welt bleibt vorerst fremd und eigenartig und offenbart sich nur behutsam im Verlauf der Story. Während ihr in vielen anderen Graphic Novels nur hin und wieder in Form von simplen Frage-Antwort-Spielchen eingreifen könnt und sonst nicht viel zu tun habt, läuft der Hase in diesem Spiel ein wenig anders. Immer wieder kommt es zu Kämpfen, die in Form eines rundenbasierten Strategiespiels ausgeführt werden.
Ihr solltet jedoch nicht davon ausgehen, alle paar Minuten eine solche Schlacht zu schlagen. Bis zum ersten Kampf, der nur wenige Minuten dauert, vergeht weit über eine Stunde. Bis dahin verfolgt ihr die lineare Geschichte, die euch bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Entscheidungsmöglichkeiten bietet. Während der gut 40 Spielstunden werdet ihr knapp 20 Kämpfe bestreiten, die nach und nach komplexer und taktisch fordernder werden. Zu Kampfbeginn erfahrt ihr, welche Bedingungen zum Sieg und welche zur Niederlage führen.
Danach gelangt ihr aufs Schlachtfeld. Hier könnt ihr aus einigen taktischen Formationen wählen, um die teilnehmenden Charaktere zu platzieren. Wie zum Beispiel bei Disgaea oder Fire Emblem: Echoes wird das Schlachtfeld in Quadrate aufgeteilt. Jeder Charakter darf sich über eine maximale Quadratzahl hinweg bewegen und anschließend attackieren, sollte sich ein Gegner in Angriffsreichweite befinden. Anfangs stehen euch gerade bei den Attacken nur sehr wenige Optionen zur Wahl, im späteren Spielverlauf erhalten die Kämpfe jedoch einen großen taktischen Tiefgang.
Taktische Kämpfe
Dann ist beispielsweise wichtig, ob ihr euch geschickt platziert und dadurch einen Höhenvorteil erlangt, ob ihr Feinheiten der Karte ausnutzt und Gegner zum Beispiel in eine Falle lockt und vieles mehr. Auch die Attacken bieten ein breiteres Spektrum und aus dem simplen Zuschlagen im ersten Gefecht werden nach und nach unterschiedlichste Angriffe oder Zaubersprüche. Für jede Aktion, in der ein Charakter einem Gegner Schaden zufügt, erhält die jeweilige Spielfigur Erfahrungspunkte. Nach und nach steigt ihr somit im Level auf und lernt neue Fertigkeiten.
Leider ist das die einzige Möglichkeit, die Charaktere zu entwickeln. So gibt es beispielsweise weder Waffen und Rüstungen, mit denen ihr euren Trupp ausrüstet, noch Items, die euch auf dem Schlachtfeld helfen könnten. Gerade das Fehlen von konsumierbaren Gegenständen merkt ihr spätestens dann schmerzlich, wenn ihr einen eurer Helden gerne mit einem Trank heilen würdet. Des Weiteren bedeutet das natürlich auch, dass bei besiegten Gegnern außer Erfahrungspunkten keine Beute zu holen ist.
Positiv ist, dass ihr einmal bestrittene Gefechte immer wieder absolvieren dürft. Hierdurch könnt ihr euer Team trainieren, sollte euch ein späterer Kampf einmal zu schwer sein. Verliert ihr einen Kampf, habt ihr die Möglichkeit, ihn komplett neu zu bestreiten oder aber zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzuspulen. Habt ihr also an einer Stelle Fehler gemacht, könnt ihr dort erneut ansetzen, statt komplett von vorne zu beginnen.
Die Kulissen können sich sehen lassen und wurden mit vielen Details ausgestattet. Leider werden viele von ihnen im Verlauf des Spiels recycelt, sodass ihr immer wieder bereits bekannte Orte und Personen zu Gesicht bekommt. Auch wurde nicht auf „neckische“ Grafiken verzichtet, die hin und wieder leicht anzügliche Szenen darbieten. Das sorgte dafür, dass der Titel im PEGI-Raum eine Ab-16-Empfehlung bekam. Die USK hingegen hält ihn für Spieler ab 6 Jahren geeignet. Deutsche Texte gibt es nicht, sie sind durchweg in englischer Sprache gehalten, während die Synchronisation nur auf Japanisch verfügbar ist.
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