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Test - Twisted Metal : Destruction Derby auf Speed

  • PS3
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Hat man einmal ins Spiel gefunden, macht es ungeheuren Spaß, seine Gegner in einem aufregenden Katz-und-Maus-Spiel unnachgiebig zu verfolgen, um sie schließlich in ein kokelndes Wrack zu verwandeln. Dazu tragen vor allem die schicken Effekte bei: Überall zuckt und blitzt es, Minen und Bomben detonieren, Gewehrsalven fressen sich durch den Lack. Hinzu kommt, dass wir beinahe die gesamte Levelarchitektur einäschern können. Da zerbröseln wir in einem Park kolossale Holzgerüste, schrammen in einem Kinosaal über die Sitzreihen und reißen ganze Brückenpfeiler aus der Verankerung. Fürs Auge wird hier definitiv etwas geboten, wenngleich die insgesamt acht geräumigen Karten, wie etwa eine gigantische Achterbahn, die sich durch einen Canyon schlängelt, echte Innovationen vermissen lassen und die übertriebene Fahrphysik nichts mit den uns bekannten Naturkräften gemein hat.

Ebenfalls dürftig ist die Missionsvielfalt. Meist gilt es, einfach alle Gegner zu zerdeppern oder ein Rennen zu gewinnen. Selten müssen wir uns in einem elektrischen Käfig aufhalten, um keinen Schaden zu nehmen, oder uns einen Weg durch eine Todesarena bahnen. Viele Events sind ausgesprochen langweilig. Ausnahmen bilden die wirklich fetten, aber auch fordernden Bosskämpfe, die zuweilen über fünf Phasen verlaufen und sich dementsprechend in die Länge ziehen. Wahnwitzig sind sie aber allemal. Und im Laufe der Geschichte bekommen wir sogar mit, wie die drei Charaktere miteinander in Beziehung stehen. Nach nicht einmal drei Stunden hat man jedoch alles gesehen. Danach könnt ihr euch in der Kampagne austoben, wo ihr euch ein Missionsziel vorgebt, eine Karte wählt und so flott an einer Blechschlacht teilnehmt.

Online-Action

Das Herzstück von Twisted Metal ist jedoch der Mehrspielermodus. Der funktioniert sogar für bis zu vier Spieler im geteilten Bildschirm - heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit. Online dürfen sich bis zu 15 Spieler gegenseitig ins Visier nehmen. Als Spielmodi stehen (Team-)Deathmatch, Last Man Standing, Gejagt und Nuke zur Auswahl. Besonders letzterer hat uns gefallen, da er sich vom üblichen Genre-Einheitsbrei abhebt. Darin nieten wir zuerst alle Kontrahenten um und schnappen uns daraufhin den Bandenführer, der irgendwo auf der Karte rumlümmelt. Den schleifen wir zum markierten Zielort und opfern ihn einer malmenden Stachelpresse, damit wir eine Rakete in die gegnerische Statue lenken dürfen. Genial.

Nuke ist auch der einzige Modus, in dem Teamplay eine Rolle spielt und wir regen Gebrauch von unseren drei Gagdets machen. Auf Knopfdruck können wir nämlich kurzzeitig einen Schild aktivieren, Minen legen oder einen Impuls abfeuern, der die Bordelektronik fremder Kisten lahmlegt. Unverständlich: Zwar sammeln wir im Mehrspielermodus Erfahrungspunkte und steigen so im Level auf, echte Auswirkungen konnten wir im Test jedoch nicht feststellen. Vielmehr hatten wir dann und wann mit Lags und Server-Fehlern zu kämpfen. Zahlreiche Tarnmuster, Lackfarben und unterschiedliche Charaktere, die hinterm Steuer Platz nehmen, sorgen im Chaos für die persönliche Note.

Angesichts des in Twisted Metal abgefeuerten Effektgewitters können wir den einen oder anderen Schönheitsfehler durchaus verschmerzen. Platte Texturen und matschige Umgebungen, die einem bewässerten Acker gleichen, müssen 2012 aber nicht mehr sein. Andererseits knallt und rumst es ordentlich aus der Anlage; die fiebrigen Gitarrenriffs kann man sogar durch eigene Lieder ersetzen. Schade nur, dass die deutschen Sprecher so gelangweilt ins Mikro stöhnen. Vielleicht hat sie das knallbunte Gerangel genauso mürbe gemacht wie uns.

Fazit

Mirco Kämpfer - Portraitvon Mirco Kämpfer
Twisted Metal macht es mir wahrlich nicht leicht, ins Spiel zu finden. Das Tutorial ist versteckt, die Einleitung holprig und die Bedienung ein Graus. Obendrein prasseln im Sekundentakt Raketen auf mich ein und ich verliere im Chaos schnell die Übersicht. Die ersten Minuten sind wirklich keine Wohltat. Spaßig wird es aber spätestens dann, wenn man die Steuerung verinnerlicht und die Karten kennengelernt hat. Dann weichen Ratlosigkeit und Verwirrung schnell eisernem Ehrgeiz. Es macht einfach Laune, seine Gegner und nebenbei auch die halbe Umgebung in ein Inferno zu verwandeln; seinen Feind zu jagen, bis die Waffe nachgeladen ist und man ihn endlich zermalmen kann. Oder: bis der Turbo ausgeht und er entwischt! Für den Mehrspielermodus hätte ich mir dennoch mehr witzige Modi gewünscht. Und ich finde es schade, dass sich Twisted Metal nicht mehr Zeit für seine Handlung nimmt. Das bizarre Universum hat jedenfalls Potenzial. Es bleibt nur leider größtenteils ungenutzt. Ein spaßiger Pausen- und Abendfüller mit jeder Menge Action, aber sperriger Steuerung und magerem Solopart.

Überblick

Pro

  • brachiale Autokämpfe
  • zerstörbare Umgebung, Schadensmodell
  • morbider Humor
  • viele verschiedene Waffen und Fahrzeuge
  • imposante Bossgefechte
  • abwechslungsreiche Schauplätze

Contra

  • unterernährter Story-Modus
  • katastrophale Steuerung
  • dürftige Missionsvielfalt
  • Kamera- und Übersichtsprobleme
  • schlechte Spieleinführung
  • lustlose Vertonung
  • viele Fruststellen
  • für Neulinge zu schwer
  • technisch nicht ganz taufrisch

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