Test - Total War: Pharaoh : Test: Ab in die Wüste? Von wegen!
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Vor mittlerweile 23 Jahren erblickte das erste Spiel von Total War das Licht der Welt. Was damals im mittelalterlichen Japan begonnen hatte, führte über zahlreiche Epochen der Menschheitsgeschichte und sogar bis in die Weiten des Weltraums (Total War: Warhammer). Mittlerweile sind wir im alten Ägypten angekommen. Machen sich angesichts des hohen Alters der Spielereihe Ermüdungserscheinungen bemerkbar? Diese Frage – und viele andere – klären wir für euch in unserem Test.
Willkommen im Neuen Reich von Ägypten, genauer gesagt in der Epoche zwischen 1550 und 1070 v. Chr. Eines können wir gleich zu Beginn vorwegnehmen: Der neueste Ableger des populären Strategiespiel-Franchise basiert auf dem altbewährten Fundament. Im Fokus stehen einmal mehr Elemente wie Erkundung, Expansion, Aufbau, Diplomatie, Politik und natürlich auch die Echtzeitgefechte. Die Entwickler von Creative Assembly gehen diesbezüglich glücklicherweise keine größeren Experimente ein, sondern setzen auf die von vielen Fans beliebte Formel.
Eingangs entscheidet ihr euch für einen von insgesamt acht Anführern aus verschiedenen Fraktionen. Diese verfügen nicht nur über spezielle Fähigkeiten und Boni, sondern finden sich zum Beginn der Kampagne auch in völlig unterschiedlichen Ausgangslagen wieder. Während einer von ihnen in relativ sicherer Umgebung in aller Ruhe mit der Expansion beginnen kann, sieht sich ein anderer von der ersten Minute an von mehreren Bedrohungen umzingelt.
Bereits hier zeigt sich der hohe Wiederspielwert von Total War. Pharaoh, denn die Wahl des Anführers hat große Auswirkungen auf den grundlegenden Grad der Herausforderung. Allerdings bedeutet das nicht, dass ihr eine „falsche“ Wahl treffen könnt. Außerdem könnt ihr dank einer grandiosen Neuerung das Spielgeschehen jederzeit nach euren Wünschen anpassen. Mithilfe verschiedener Parameter gestaltet ihr die Kampagne genau so, wie ihr es für richtig haltet. Wer sich nicht mit der Versorgung der großen Armeen herumschlagen möchte, schaltet diese kurzerhand einfach aus. Creative Assembly hatte anscheinend ein offenes Ohr für die Wünsche der Community.
Egyptian Warfare
Grundsätzlich folgt das Spielgeschehen von Total War: Pharaoh dem Prinzip der früheren Spiele. Ihr baut euer Reich aus, expandiert, kümmert euch um das Wohlergehen der Bevölkerung und kämpft sowohl auf der politischen Bühne als auch auf dem Schlachtfeld. Die Anzahl der Aktionsmöglichkeiten ist enorm, alles fühlt sich etwas feingliedriger an als bei vorherigen Ablegern von Total War. Das ist Fluch und Segen zugleich: Einerseits dürften sich hartgesottene Strategen über diesen Handlungsfreiraum freuen. Andererseits könnte es den ein oder anderen Einsteiger abschrecken.
Denn obwohl die Entwickler mithilfe von Tutorials und anderen Hilfen sichtlich bemüht waren, das Spiel auch für Anfänger möglichst zugänglich zu gestalten, droht die Masse an Informationen und vor allem deren Präsentation den Spieler vor dem Bildschirm zu erschlagen. Übersichtlichkeit ist nämlich nicht die große Stärke von Total War: Pharaoh. Wer sich jedoch durchbeißt, wird mit einem tollen Strategiespiel belohnt. Es gibt sogar Anleihen aus dem Rollenspiel-Genre bei den Anführern sowie deren Generälen, alles ist unglaublich facettenreich.
Das große Vermächtnis
Ebenfalls interessant sind die Komplotte am Hof des Pharaoh, die jedoch sicherlich nicht jeden Geschmack treffen dürften. Hierbei könnt ihr in einem beschränkten Rahmen dafür sorgen, dass ein Bürgerkrieg vom Zaun bricht, an dessen Ende ihr euch selbst zum Pharaoh krönen lasst. Dies wiederum bringt einige besonders effektive Boni mit sich. Doch leider bleibt dieses System etwas oberflächlich und schöpft das vorhandene Potenzial nicht aus. So wirkt es etwas aufgepropft und lediglich wie eine nette Spielerei ohne allzu große Auswirkungen auf das restliche Geschehen.
Eine ähnliche Situation offenbart sich auf den Schlachtfeldern. Die Massengefechte laufen wie gewohnt in Echtzeit ab, auf Tastendruck verlangsamt oder pausiert ihr die Keilerei. Auch bei diesem Part des Spiels erwarten euch einige auf den ersten Blick reizvolle Neuerungen. Dazu zählt das Wettersystem, das sich auf das Verhalten der Einheiten auswirken soll. Sandstürme und ähnliche Ereignisse ziehen bestimmte Truppen tatsächlich etwas in Mitleidenschaft, allerdings ist eurerseits eigentlich nie eine Reaktion gefragt – es läuft in den meisten Fällen trotzdem weitgehend reibungslos.
Auch die neuen Kampfhaltungen der Einheiten sind zwar ganz nett, aber nicht zwingend notwendig, um in den Schlachten zu bestehen. Apropos Schlachten: Diese sehen hervorragend aus und bieten einige taktische Kniffe wie etwa das Anzünden von Gebäuden. Allerdings artet die manuelle Kriegsführung zu häufig in unübersichtlicher Klickerei aus. Effektiver und zeitsparender ist es in den meisten Fällen, die Kämpfe auf Knopfdruck berechnen zu lassen.
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Ach ja, die Truppen: Diese lassen es etwas an Abwechslung vermissen. Das ist zwar nur teilweise ein Vorwurf an Creative Assembly, da sich die Entwickler eigentlich wie immer sehr akribisch an die jeweilige Epoche der Zeitgeschichte gehalten haben. Das umfasst natürlich auch die militärischen Einheiten aus dem Neuen Reich von Ägypten.
Doch zumindest die Darstellung hätte gerne etwas weniger nach „Schema F“ ablaufen dürfen, es mangelt den Soldaten an einer erkennbaren Persönlichkeit. Klar, das mag die Austauschbarkeit der Massenkriegsführung verdeutlichen. Dennoch bleibt diesbezüglich ein leicht fader Beigeschmack.
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