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Test - Tiny Tina's Wonderlands : Der ganz normale Fantasy-Wahnsinn

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Einige von den Borderlands-Fans erinnern sich bestimmt noch an das Jahr 2013. Damals kam mit „Tiny Tinas Sturm auf die Drachenfestung“ ein DLC der besonderen Art für den Loot-Shooter Borderlands 2 auf den Markt. Diese Download-Erweiterung spielte nicht auf weit entfernten Planeten mit Energiewaffen und ähnlich futuristischem Kram, sondern war in einem nicht minder abgedrehten Fantasy-Szenario angesiedelt. Das hat den Entwicklern von Gearbox Software allem Anschein dermaßen gut gefallen, dass sie neun Jahre später den eigenständigen Ableger Tiny Tina's Wonderlands auf den Markt bringen.

D&D trifft Borderlands

Wie im erwähnten Borderlands-2-DLC dient eine gesellige Runde „Bunkes & Badasses“ als Ausgangspunkt für das Spiel. Die abgedrehte Tiny Tina spielt gemeinsam mit einigen Kameraden in ihrem Vault eine Partie dieses an Dungeons & Dragons angelehnte Tabletop. Diesmal ziehen die Entwickler das Rollenspiel-Fantasy-Setting jedoch sehr viel konsequenter durch, was sich bereits bei der Charaktererstellung zeigt. Zu diesem Zweck steht ein durchaus brauchbarer Editor zur Verfügung, der zwar sicherlich nicht alle Wünsche, aber auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt.

Außerdem habt ihr die Wahl aus einem halben Dutzend Charakterklassen, die selbstironisch das ein oder andere Rollenspielklischee erfüllen. Da gibt es beispielsweise den Zauberschützen, der einem klassischen Magier am nächsten kommt, da er als einzige Klasse mehrere Zaubersprüche gleichzeitig mit sich führen kann. Wer auf den Fernkampf steht, sollte sich den Sporenhüter etwas genauer ansehen, der einen Pilzbegleiter mit sich bringt. Es gibt aber auch Nahkämpfer wie den Brr-Serker, der sich mitten ins Getümmel stürzt.

Klingt alles sehr RPG-typisch, doch lasst euch davon nicht täuschen. Es gibt zwar einen separaten Slot für Nahkampfwaffen, doch kein passendes Nahkampfsystem. Wer also auf ausgefeilte Manöver mit riesigen Schwertern samt Combo-Attacken und Blocks hofft, wird enttäuscht. Das Kern-Gameplay bleibt den Borderlands-Wurzeln treu, jede Klasse agiert mit Knarren. Dennoch unterscheiden sich die einzelnen Klassen weit genug voneinander, um für einen Hauch von frischem Wind zu sorgen. Das liegt auch an der Möglichkeit, ab einem bestimmten Level eine zweite Klasse freizuschalten und Kombinationen erstellen zu können.

Ein Held hat viel zu tun

Das Gefühl, Teil eines Tabletop-Spiels zu sein, transportiert Tiny Tina's Wonderlands sehr gut. Das fängt mit der gefälligen – jedoch nicht umwerfenden – Story an und reicht bis zu den ständigen Eingriffen von Tina als Bunkermaster respektive Gamemaster. Anfangs idyllische Landschaften mutieren plötzlich zu unwirtlichen Orten, immer wieder gibt es Überraschungen. Schade, dass die Entwickler diese Idee nicht in letzter Konsequenz ausschöpfen und somit einiges an Potenzial liegen lassen. Selbiges gilt auch für den abgedrehten Humor des Spiels. Es gibt einige herrlich überdrehte Passagen, doch immer wieder überspannend die Entwickler den Bogen und driften ins Infantile und Fremdschämige ab – ein sehr schmaler Grat, auf dem nicht immer sicheres Wandeln möglich ist.

Wie in vielen Rollenspielen unterteilt sich das Spiel in eine Ober- und Unterwelt. Ihr durchstreift die Karte, erkundet neue Gebiete, entdeckt Geheimnisse und nehmt vor allem kleinere (Neben-)Aufgaben an. Diese erzählen mitunter richtig coole Geschichten wie etwa die von der Revolution der Goblins oder der Geltungssucht der weltweit ersten Influencerin. Im Gegensatz zu vielen früheren Borderlands-Spielen verdienen die meisten Nebenquests ihre Bezeichnung und sorgen für willkommene Abwechslung abseits des primären Pfades.

Je nach Erkundungsdrang seid ihr sicherlich zwischen 20 und 30 Stunden mit Tiny Tina's Wonderlands beschäftigt. Hinzu kommen zahlreiche Endgame-Aktivitäten, Spielmodi und der Multiplayer-Part, in dem ihr euch gemeinsam mit Freunden durch das Fantasy-Reich ballern dürft – und das sogar im Crossplay über verschiedene Plattformen hinweg.

Borderlands bleibt Borderlands

Das eigentliche Spiel- beziehungsweise Kampfgeschehen von Tiny Tina's Wonderlands folgt im Kern der bekannten Borderlands-Mechanik mit dem gewohnt flüssigen Mix aus Ballern und Looten. An ausreichend viel Beute zum Einsacken mangelt es definitiv nicht, denn immerhin gibt es wieder verschiedene Waffengattungen, Schilde und diesmal auch Zauber in jeweils unterschiedlichen Seltenheitsstufen. Einerseits ist es ungemein motivierend, seine Ausrüstung immer weiter zu verbessern, zumal es mit der Schmiede eine neue Option für Upgrades gibt. Andererseits krankt auch das Abenteuer von Tiny Tina am Problem aus dem Vorgänger, dass es einfach viel zu viel Loot in Form viel zu vieler Kisten gibt. Dabei geht der Reiz der Besonderen schnell verloren – weniger wäre in diesem Fall definitiv mehr gewesen.

Mein erstes Mal mit ... - Tiny Tina's Wonderlands

Pirmin hat heute sein erstes Mal mit Tiny Tina's Wonderlands. Schauen wir doch mal, wie er sich durch das Borderlands-Spin-off ballert und schnetzelt.

Trotz Fantasy-Setting solltet ihr zudem keine revolutionären Neuerungen erwarten. Bei Tiny Tina’s Wonderlands handelt sich im Großen und Ganzen um ein weiteres Borderlands nach bekanntem Muster und in lediglich optisch abgewandeltem Gewand. Das klingt womöglich negativer als es gemeint ist: Wer Borderlands liebt, wird auch mit diesem Spin-off seinen Spaß haben. Zumal sowohl die Grafik einen kleinen Sprung nach vorne gemacht hat und auch die Sprachausgabe exzellent ausfällt – die deutsche Version ebenfalls, wenngleich mit leichten Abstrichen, weil dort nicht jeder Gag zu 100 Prozent sitzt.

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