Test - The Long Journey Home : Hass, Hass, Liebe, Hass, Liebe, Liebe, Hass ...

Ich hatte ebenso viel Spaß wie frustreiche Momente mit The Long Journey Home. Darum kann ich mich nicht zu einer eindeutigen Wertung durchringen, auch wenn sie unterm Strich positiv ausfällt. Mehrere uralte Spielprinzipien zu einem großen Abenteuer zu verknüpfen, ein wenig Rollenspiel und Strategie darum herum zu stricken und Gaming-Cracks als Zielgruppe anzupeilen, empfinde ich als verdammt geniale Idee. Aber ich kann es nicht jedermann ans Herz legen.

Siehe die Planetenlandung. Das extrem feinfühlige Schwerkraftgefummel des klassischen Lunar Lander war einst spaßig, weil jeder Anlauf ein Spielerlebnis für sich darstellte. Vergeigte man einen Anlauf, dann war eben der Highscore futsch. Bei The Long Journey Home hängt aber manchmal der ganze Erfolg einer langen Mission am seidenen Faden, der weniger vom Geschick des Spielers als von den zufällig berechneten Physikwidrigkeiten profitiert. Das Spiel ist nie unfair, aber es kommt euch auch nur selten entgegen, damit die Mission weitergehen kann.

Dieser Titel verlangt Einarbeitung und viel Geduld. Seid ihr erfolgshungrig und sucht nur einen kurzen Spielesnack, dann solltet ihr die Finger davon lassen. Genauso, wenn ihr schnell frustriert seid. The Long Jpurney Home mag aussehen wie ein schnelles Arcade-Game, aber das täuscht. Es ist tiefgehender als so mancher Vollpreistitel

Ich muss gestehen, dass es auch mir trotz guten Willens und viel Spucke an mancher Stelle zu viel wurde. Ich stieß wilde Flüche aus, weil tobender Wind mein Landemodul in einen Purzelbaumsimulator verwandelte, mein Mutterschiff manchmal jedes blöde Trümmerteil eines Weltraumfriedhofs mitnehmen musste, obwohl ich feinfühlig flog, oder weil irgendwelche Aliens auf Teufel komm raus darauf aus waren, meine freundlichen Botschaften als Schwäche auszulegen. Trotzdem muss ich Daedalic Bewunderung zollen. The Long Journey Home ist mal etwas völlig anderes und verdient seinen Platz auf Steam.