Special - Game-over für Game-over : Stirbt das Sterben in Spielen aus?
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Das Spiel startet, man hat drei Leben, und sind die aufgebraucht, ist das Spiel zu Ende – dieses Urprinzip der Videospiele mag zwar die 80er-Jahre bestimmt haben, doch heute gelten ganz andere Regeln. Und immer öfter kann man gar nicht mehr sterben. Stirbt also das Game-over aus? Redakteurin Viola Tensil philosophiert ein bisschen.
Die Begrenztheit der verfügbaren Leben ist ja Stressfaktor und Motivationskatalysator zugleich. Zum einen gibt man sich die größte Mühe, nicht allzu schnell draufzugehen, und zum anderen hat man ein lohnenswertes Nebenziel: die Jagd auf Extraleben. Juhu, ich hab einen 1UP-Pilz gefunden! Juhu, ich hab 72 Leben! Juhu, ich hab das ganze Game durchgespielt, ohne ein einziges Mal zu sterben!
Als professioneller Beobachter der Spielewelt hat man aber nicht nur im Blick, was alles Neues auf den Markt kommt, sondern auch darauf, welche Entwicklung Spielkonzepte an sich durchmachen. Und so stelle ich schon etwas länger fest, dass das uralte Spiel-bis-du-tot-bist-Prinzip kaum noch existiert.
Überlegt doch mal: Wann habt ihr zuletzt ein "Game over" auf eurem Bildschirm gesehen? Mal abgesehen natürlich von Arcade-Spielen, die ein Zeitlimit haben und deshalb so oder so dem Spaß ein Ende setzen. Lange her, oder? Kein Wunder! Inzwischen ist es doch gang und gäbe, den Spieler im Laufe des Gameplays mit so vielen Sicherheitsnetzen, sprich Extraleben, auszustatten, dass es quasi unmöglich ist, wirklich alles in den Sand zusetzen. Da muss man sich dann schon ganz schön doof anstellen. Im schlimmsten Fall wird man an den Anfang des Levels zurückgesetzt, im günstigsten an den letzten Checkpoint.
Vielleicht ist das der Grund, warum beispielsweise die 'LEGO'-Spiele schon immer auf den endgültigen Tod verzichtet haben. Wer das Zeitliche segnet, steigt in derselben Sekunde wieder ins Spiel ein. Wobei man sich dann auch wieder fragen muss, warum Traveller's Tales sich dann überhaupt noch die Mühe gemacht haben, die gewohnten kleinen Lebensherzen einzubauen. Ah, Moment! Da war ja die Sache mit dem Jagdinstinkt. Denn aus irgendeinem Grund kann man gar nicht anders, als permanent alle Kisten und sonstigen Behälter kurz und klein zu hauen, um Herzen zu finden. Wenn mir eines meiner vier Minileben fehlt, ist es jedenfalls ein Automatismus, sofort ein neues zu suchen. Zwar kann man auch alle vier Herzen aufbrauchen, aber einen wirklichen Effekt - außer dass einem Punkte abhanden kommen - hat das nicht. Und genau das ist doch mit ein Grund dafür, dass die ganzen 'LEGO'-Spiele, wie zuletzt die Klötzchenumsetzung von 'Indiana Jones', so verdammt viel Spaß machen. Endlich kann man einfach mal eine entspannte Runde zocken, ohne permanent Angst um seine Existenz haben zu müssen.
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