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Special - Glosse: Da werden sie geholfen : Der ganz normale Telekom-Horror

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Irgendein Tag Anfang März: Mein Umzug nach München ist beschlossene Sache und es wird Zeit, dass ich meinen Internetanschluss ummelde, damit ich pünktlich zum Umzug auch wieder der Internetsucht im eigenen Heim nachgehen kann. Also rufe ich bei meinem Telefonanbieter, der Telekom, an und schildere ihnen mein Problem.

Dass ich dort seit Jahren schon als Frau Sven Siemen gemeldet bin, interessiert inzwischen niemanden mehr. Selbst die Zusendung einer aussagekräftigen Kopie meines Personalausweises, der mich mit zartem Bartwuchs zeigt, brachte keinen Erfolg. Also rufe ich mit meiner femininen Stimme an und hauche der Dame am anderen Ende der Leitung im zarten Sopranton zu, dass ich in den nächsten Wochen umziehen werde und ich doch bitte umgemeldet werden möchte.

Die Dame reagiert prompt und fragt, ob ich für meine Partnerin Frau Sven Siemen anrufe. Nachdem ich ihr mitteile, dass ich ihre uneheliche Tochter Frau Brunhilde Siemen bin, reagiert die Dame zwar etwas irritiert, aber scheint sich nun endlich meines Anliegens anzunehmen.

„Sie möchten also umziehen, haben Sie bereits die neue Adresse?"
„Ja, habe ich. Sie lautet bla bla bla bla."
„Gut, möchten Sie auch eine Internetverbindung haben?"

Hallo? Ich habe in Berlin einen Internetanschluss, warum in aller Herrgottsnamen soll ich in München darauf verzichten? München ist ja schon etwas dörflicher als Berlin, aber das heißt ja nicht, dass ich gleich zum Einsiedler werde. Also gebe ich der holden Weiblichkeit zu verstehen, dass ich auch dort gerne wieder Zugriff zum World Wide Web hätte.

„In Ordnung, dann muss ich kurz klären, welche Verbindung dort verfügbar ist. Einen Moment bitte."

Bevor ich noch irgendwas sagen kann, ertönt der klassische Telekom-Warteschleifen-Jingle an mein Ohr und ich muss unbewusst an Franz Beckenbauer denken. Nach wenigen Sekunden meldet sich die Frau zurück:
„Hören Sie?"

Nein, ich bin inzwischen taub von diesem Jingle und streiche meine Wohnung gerade wie in Hypnose in Magentafarben an.

„Ja, tue ich."
„Ich kann Ihnen DSL 1000 oder DSL 3000 anbieten, mehr geht nicht ..."
„Wie bitte?"
„Ja, mehr ist nicht verfügbar."

Spätestens jetzt ist mir klar, dass ich nicht nach München, sondern in die Internethölle ziehe. Wilde Albträume von summenden 56K-Modemgeräuschen erscheinen in meinen Gedanken und ich fange an, auf meinen Telefonhörer zu beißen ...

„Sind Sie noch da?"
„Ähm, ja, tschuldigung. Und da lässt sich nichts machen? Kein DSL 16000 oder wenigstens DSL 6000? Irgendwas???"
„Nein, tut mir leid, mehr ist uns nicht möglich."

Mit einem Kloß im Hals willige ich ein, dass ich DSL 3000 nehme, und spüre, dass mein Körper anfängt zu zittern. Erste Gedanken, dass ich ins Büro einziehe, falls wir dort eine schnellere Leitung haben, machen sich in meinem Kopf breit - wo könnte ich unter meinem Schreibtisch denn die Kochnische am besten anbringen?

Nach wenigen Minuten voller Qualen ist der Prozess auch beendet und die weibliche Form des Teufels teilt mir mit, dass sich mein Ummeldevorgang nun im System befindet.

„Kann ich sonst noch was für Sie tun?"

Einen Moment überlege ich, ob ich ihr nicht sagen soll, dass sie gefälligst unter meiner neuen Wohnung buddeln soll, um mir eine schnellere Internetverbindung zu ermöglichen. Ich belasse es jedoch bei einem frustrierten „Nein!"

„Dann bedanke ich mich für Ihre Geduld, darf ich ihnen noch kurz unser neues Angebot zu T-Home Entertain vorstellen? Ab sofort erleben Sie Fernsehen in einer neuen Dimension - mit den Entertain-Paketen von T-Home, zusätzlich erhalten Sie VDSL 50, womit Sie blitzschnell durch die Weiten des Internets surfen können ..."

Die Welt regt sich über „Killerspiele" auf? Ich bin davon überzeugt, dass die Hotline der Telekom die Menschheit eher zu Amokläufen anstiftet. Hat diese gesichtslose Schabracke am anderen Ende der Leitung wirklich gerade gesagt, dass ich DSL 50000 bekommen kann? Ich halte die Luft an und atme gaaaaanz langsam ein und aus - und beiße mir nebenbei extrem auf die Zunge, keine Hasstiraden gegen Callcenter-Mitarbeiter von mir zu geben. Im zarten Engelston frage ich stattdessen: „Sagten Sie nicht, dass ich nur DSL 3000 als Maximum empfangen könne?"

Ganz neckisch lacht das Luder am anderen Ende in die Leitung.
„Aber nein, nur ohne T-Entertain. Mit unserem neuen Produkt sind Leitungen bis 50000 möglich."

Dank dieser guten Frau wurde mir nun klar: Es gibt einen Leben nach dem Gehirntod und es plaudert mit mir am anderen Ende der Leitung. Würde es hier nicht um mein Internet gehen, würde ich mich sofort mit ihr treffen wollen, um meine Chancen auf den nächsten Nobelpreis zu erhöhen, aber leider hatte ich gerade ein wichtigeres Anliegen.

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