Test - Shaun White Snowboarding : Mit Vollgas auf die virtuelle Piste
- X360
Just in dem Moment, als der Postbote mir mein Exemplar zu Shaun White Snowboarding brachte, fing es draußen an zu schneien. Wie passend! Während Deutschland derzeit im Winterchaos versinkt, verbringen wir unsere Zeit auf der virtuellen Piste, zusammen mit unserem Kumpel und Olympiasieger Shaun White. Bereits im Vorfeld hat Ubisoft sich alle Mühe gegeben, das Spiel zu hypen: Eine frei befahrbare Bergwelt und ein echtes Multiplayer-Erlebnis sollen vorangegangene Snowboard-Titel wie Amped, die SSX-Serie und 1080° abhängen. Also: Wie gut schneidet Ubisofts Snowboard-Debüt ab?
Wer Shaun White nicht kennt, hat entweder rein gar nichts mit Snowboarding am Hut oder die letzten Jahre unter einem Stein gelebt. Der sympathische Kalifornier mit den langen roten Haaren (der daher den Spitznamen "Flying Tomato" trägt) hat so ziemlich alles gewonnen, was man mit einem Brett unter den Füßen gewinnen kann. So holte er unter anderem 2006 die olympische Goldmedaille in der Halfpipe, siegte zweimal beim Air & Style Contest in Innsbruck und stand stattliche elf Mal bei den X Games auf dem Treppchen, davon sieben Mal ganz oben.
Oder anders gesagt: Was Tony Hawk fürs Skaten, Tiger Woods fürs Golfen und Kelly Slater fürs Surfen sind, ist Shaun White fürs Snowboarden. Da scheint es schon fast ein Muss, dass der Ausnahmesportler endlich auch sein eigenes Videospiel bekommt.
In Shaun White Snowboarding geht es allerdings weniger um den Star selbst als um euch: Shaun erkennt nämlich, dass ihr ebenfalls das Zeug zum Pro-Boarder habt und erklärt sich zu eurem persönlichen Coach.
Das Spiel beginnt also damit, dass man sich einen Boarder erstellt. Wer sich jetzt darauf freut, sein virtuelles Ebenbild zu erschaffen, wird wohl herbe enttäuscht: An Modifikationen wird kaum etwas geboten - neben der Männlein/Weiblein-Auswahl stehen nur einige wenige verschiedene Gesichter zur Verfügung, die nicht verändert werden können. Das ist für ein Game der heutigen Generation zwar ein ordentliches Manko, fällt auf der anderen Seite aber kaum ins Gewicht, da man seinen Charakter sowieso kaum von vorn zu sehen bekommt. Allerdings wäre dies vielleicht anders gewesen, hätte Ubisoft mehr Wert auf die Individualisierung gelegt.
Umso größer ist die Palette der verfügbaren Ausrüstungsartikel: Alles, was man so mit auf den Berg nimmt, vom Board über die Klamotten bis hin zum Rucksack, kann erworben werden, kostet aber ordentlich Asche. Selbst wenn Wintersport im echten Leben schon nicht billig ist, sprengen die Preise in Shaun White Snowboarding sicherlich alle Rekorde: 22.000 Euro würde man nicht einmal dann für ein Snowboard zahlen, wenn es der berühmteste Shaper der Welt gebaut und von Hand mit einem japanischen Pinsel lackiert hätte. Das geht ja gut los! Da unser Budget zu Beginn des Spiels natürlich eher begrenzt ist, bleiben wir also erst einmal bei dem Equipment, mit dem wir bereits ausgerüstet sind.
Nach einem kurzen Intro sitzen wir auch schon mit Shaun White im Schnee und werden auf die erste Piste geschickt, wo wir mit der Steuerung vertraut gemacht werden. Sofort wird klar: Hier wird keiner überfordert. Der linke Analog-Stick gibt die Fahrtrichtung an, mit der rechten Schultertaste wird gesprungen. Je länger man den Trigger hält, umso höher der Sprung. In der Luft dient der rechte Analog-Stick für Grabs, der linke sorgt für Spins und Flips. Über die beiden Schultertasten lassen sich die Tricks noch mit Tweaks und Shifties verfeinern, das sorgt für mehr Style.
Die regulären Buttons bleiben dabei überraschenderweise völlig unbelegt, was sicherlich für eine sehr übersichtliche Steuerung sorgt, erfahrenen Snowboard-Zockern aber auch klar macht: Bei Shaun White Snowboarding geht es nicht darum, in 400 Meter hohen Stunts zig Tricks auf einmal zu machen, sondern in etwa bei dem zu bleiben, was auch real im Bereich des Möglichen ist. Ganz wörtlich zu nehmen ist das natürlich nicht, doch Ubisoft geht hier deutlich eher in Richtung Simulation denn Arcade.
Sehr schön gelöst ist dabei das Zusammenspiel verschiedener Umstände, die sich direkt auf das Fahrverhalten auswirken. Auf Pulverschnee fährt man langsamer als auf präparierten Pisten und so muss man für jeden Trick aufs Neue bestimmte Faktoren einkalkulieren: das eigene Tempo, das Gefälle, die Beschaffenheit des Schnees und die Eigenheiten des Boards, das man gerade fährt. Übung macht natürlich auch hier den Meister und netterweise verbessert sich mit zunehmender Erfahrung auch die Bewegungsanimation eures Charakters.
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