Test - Pillars of Eternity : Rassiges Rollenspiel-Revival
- PC
Obsidian Entertainment liebt Rollenspiele, auch wenn diese in der Vergangenheit nicht immer perfekt umgesetzt waren. Kein Wunder, werkeln doch allerlei Veteranen in dem Studio, die bereits an etlichen Klassikern des Genres gearbeitet haben. Das auf Kickstarter mit großem Erfolg gestartete Pillars of Eternity wirkt daher auch ein wenig wie eine Reise in die eigene Vergangenheit der Entwickler, als isometrische Rollenspiele wie Icewind Dale, Planescape Torment, Baldur's Gate oder Fallout an der Spitze der Nahrungskette standen. Nun ist das Spiel endlich fertig, ein Anachronismus in der Zeit moderner, cineastischer Spiele und außerdem verdammt gut.
Es verschlägt uns in die eigens erschaffene Fantasy-Welt Eora. Die Provinz Drywald verspricht Siedlern einen gelungenen Start in ein neues Leben. Ein Angebot, das sich unser Held nicht entgehen lassen kann. Doch die Siedlerkarawane wird überfallen, die Mitreisenden getötet und wir geraten auf der Flucht in einen magischen Sturm mit fatalen Auswirkungen. Seelen spielen eine wichtige Rolle in dieser Welt. Seelen, die nach dem Tode in einen neuen Körper wandern, sich aber nicht an die vergangenen Existenzen erinnern. Doch genau das passiert mit uns.
Der magische Sturm erweckt die Fähigkeit, tief in die Seelen anderer Menschen zu blicken, während die Erinnerungen an frühere Existenzen auf uns einprasseln und in einen Wahnsinn aus Visionen und Albträumen treiben. Wächter nennt man die Menschen, denen so etwas passiert und wir machen uns auf die Suche nach den Ursachen und vielleicht einer möglichen Heilung.
Bevor es aber ins eigentliche Spiel geht, warten die üblichen Formalitäten auf uns. Wir erstellen einen männlichen oder weiblichen Helden. Dazu stehen uns sechs Basisrassen, elf erfreulich abwechslungsreiche Klassen mit Spezialfähigkeiten, die nicht nur Variationen ein und desselben Archetypus sind, sowie sechs Attribute zur Verfügung. Zusätzlich wählen wir Kultur und Hintergrund und bestimmen unser Aussehen durch Bärte, Frisuren und Kopfformen, sowie Stimmen und Farben (die wir später noch ändern können). Erst dann geht es ins Eingemachte.
Textlastiges Oldschool-Abenteuer
Pillars of Eternity macht sofort klar, wo der Hammer hängt. Wir steuern unsere Figur aus der isometrischen Perspektive per Mausklick durch relativ begrenzte Gebiete, die durch eine Weltkarte zusammengehalten werden. Typisch Infinity-Engine halt – so kennen wir das aus Baldur's Gate oder Icewind Dale. Aufwendige Zwischensequenzen gibt es nicht, stattdessen erfahrt ihr alles Wichtige aus Textfenstern, die nicht mit ausufernden Dialogen und intensiven Beschreibungen geizen. Hier ist Fantasie gefragt, nicht selten fühlt man sich, wie in einem spielbaren Buch. Wir empfehlen übrigens die englische Variante, durch die Übersetzung geht leider einiges von der Qualität der Texte und Dialoge verloren. Immerhin, einige Dialoge sind zusätzlich mit englischer Sprachausgabe versehen – aber nur seitens der Gesprächspartner.
Nach und nach trefft ihr auf Charaktere, die sich euch anschließen. So wächst eure Gruppe, bis ihr insgesamt sechs Charaktere als Team durch die hübsch gestalteten Umgebungen steuert. Wobei das Design der Charaktere nicht mit dem der Umgebungen mithalten kann. Eure Begleiter haben alle eine eigene Geschichte, die sich in Form von verschiedenen Nebenquests offenbart. Leider bleiben diese Charaktere trotzdem mit wenigen Ausnahmen seltsam farblos und wollen irgendwie nicht so recht im Gedächtnis haften bleiben. Die Begleiter verfügen über unterschiedliche Klassen und Fertigkeiten. Wem seine Kameraden nicht passen, der kann zuweilen in Tavernen weitere Abenteurer anheuern, um die Zusammensetzung der Gruppe zu beeinflussen. Nicht benötigte Charaktere warten nach einigen Quests in eurer eigenen Festung.
Ja richtig, ihr erhaltet eine eigene Burg. Anfänglich noch eine Ruine, könnt ihr diese durch Bargeld in einem gesonderten Menü nach und nach ausbauen, was euch zufällige Ereignisse, Begleitermissionen, Ressourcen, Steuern, Ruf, Ansehen und einiges mehr bringt. Leider wurde diese Metaebene nicht noch etwas weiter ausgereizt. Aber es macht Freude, nach jeder längeren Reise heimzukehren und die zwischenzeitlich erledigten Renovierungen zu begutachten. Außerdem verbirgt sich unter der Festung im Rahmen einer Questreihe noch ein umfangreicher Dungeon mit mehreren Ebenen.
Entscheidungen statt Lieferservice
So zieht ihr durch die Lande und erledigt natürlich etliche Haupt- und Nebenquests, wobei vor allem Dörfer, Siedlungen oder die große Stadt als Anlaufpunkte zur Verfügung stehen. Neue Gebiete wollen zunächst zu Fuß entdeckt werden. Habt ihr sie einmal erreicht, könnt ihr per Schnellreisefunktion auf der Karte immer wieder dorthin zurück. Die Reihenfolge der Quests ist euch überlassen. Ihr werdet jedoch schnell merken, welche Quests euch zunächst noch eure Grenzen aufzeigen und höhere Skills oder besseres Equipment erfordern.
Kommentarezum Artikel