Test - Okami : Die weiße Wölfin
- PS2
Es sieht aus wie ein japanisches Tuschegemälde und spielt sich wie Nintendos 'Zelda'-Reihe: Mit 'Okami' liefern die Mannen der Clover Studios zum Ende der PlayStation-2-Ära noch ein kleines Meisterwerk ab.
Aufgehende SonneUnd dabei setzen sich die japanischen Entwickler noch ein kleines Denkmal angesichts der Tatsache, dass das Studio kürzlich aus Ermangelung an finanziellem Erfolg von Capcom geschlossen wurde. Glücklicherweise hat dieser Umstand nicht verhindert, dass 'Okami' noch nach Deutschland kommt. Und so haben auch deutsche Videospieler die Möglichkeit, in die Wolfshaut der japanischen Sonnengöttin Amaterasu zu schlüpfen. Für die Hintergrundgeschichte von 'Okami' bediente man sich bei der japanischen Mythologie, sodass das Geschehen auf den ersten Blick leicht verwunderlich für europäische Geschmäcker wirken dürfte. Amaterasu kommt nämlich als weiße Wölfin auf die Erde herab, um das mittelalterliche Japan vor dem siebenköpfigen Schlangengott Orochi zu retten. Dieser beutelt das arme Land mit allerlei Plagen und Dämonenangriffen, sodass nicht nur das einst blühende Land unter einem schwarzen Schleier liegt, sondern auch Amaterasus Kräfte stark nachgelassen haben. Zieht die Sonnengöttin ihre Kraft doch aus dem Glauben der Menschen, die nicht mehr wirklich auf den Schutz ihrer Götter bauen wollen.
Was sich zunächst nach einer japanischen Variante der typischen Gut-gegen-Böse-Geschichte anhört, erhält durch hervorragend geschriebene Dialoge sowie allerlei gelungene Nebenhandlungen den nötigen Pfiff und begeistert schon bald mit liebenswürdig skurrilen Figuren. Zumal sich die Präsentation wirklich sehen lassen kann. Die unzähligen Zwischensequenzen überzeugen mit liebevollen Animationen und geschickten Kameraeinstellungen. Einzig die Sprachausgabe holt euch immer wieder aus der Märchenwelt heraus – oder besser gesagt, das Fehlen jeglicher Sprachausgabe. Zum Bildschirmtext gibt es jeweils nur verzerrtes Geschnatter, welches entfernt an Japanisch erinnert, jedoch gerade bei langen Textpassagen gehörig an den Nerven zerren kann.
Bilderbuch-'Zelda'Das Fehlen jeglicher Sprachausgabe erinnert dabei nicht nur an Nintendos 'Zelda', auch spielerisch orientiert sich 'Okami' verblüffend stark an der Nintendo-Reihe. Als Amaterasu durchstreift ihr weite Landschaften, kämpft gegen allerlei Dämonen und helft den Menschen bei ihren Wehwehchen. Hier und da erwartet euch ein finsterer Dungeon samt Oberfiesling am Ende und auch an Rätseleinlagen und Sprungpassagen wird in 'Okami' nicht gespart. Doch der Clover-Titel kopiert nicht nur, sondern setzt auch eigene Akzente. Vornehmlich durch den Einsatz des so genannten göttlichen Pinsels. Ihr könnt via Schultertaste jederzeit eine Szene anhalten und durch einen nun eingeblendeten Pinsel Symbole auf den Bildschirm zeichnen. Habt ihr das jeweilige Symbol richtig gezeichnet und lasst nun die Schultertaste los, bewirkt ihr unterschiedliche Zauber. Während so anfangs ein einfacher Pinselstrich Gegner wie auch Hindernisse zerspaltet, könnt ihr im späteren Spielverlauf Pflanzen mit eurem Pinsel wiederbeleben oder Bomben vor Steinformationen zeichnen, um diese wegzusprengen. Insgesamt dreizehn verschiedene Zauberzeichen gibt es im Verlauf des Spiels zu erlernen, wobei viele nicht nur im Kampf von Nutzen sind, sondern auch für die teils ziemlich anspruchsvollen Rätsel herhalten müssen.
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