Test - No Man's Sky : Not everyone's game
- PS4
Jetzt ist No Man's Sky endlich da. Nach Jahren des Hypes und der Erwartungen ist das Spiel auf den Markt gekommen, das seit seiner Ankündigung für Aufsehen sorgt. Mit über 18 Trillionen erkundbaren Planeten steht auf jeden Fall jetzt schon fest, dass es jegliche Größenordnung sprengt. Doch wie will man solch ein Spiel überhaupt testen? Genau hier liegt das Problem: No Man's Sky lässt sich nur sehr schwer in ein Standard-Testkorsett drücken und genau deswegen wird das Spiel polarisieren wie kaum ein anderes.
Im Endeffekt ist es doch jedes Mal das gleiche: Ein außergewöhnliches Spiel wird angekündigt, erzeugt einen unglaublichen Hype – und wenn es dann kommt, gibt es zwei Lager: Die Einen, die den Titel abfeiern, und die Anderen, die der Meinung sind, das Spiel tauge nichts. Sean Murray, der Kopf hinter No Man's Sky, sagte auf einem Event über sein Spiel: „Ich mag nicht, dass jeder mein Spiel mag.“ Der stets nervöse und etwas konfus wirkende Sean, der es schafft, mit seinen unkonventionellen Ansprachen die Begeisterung für sein Projekt zu entfachen, weiß schon, dass No Man's Sky nicht jedermanns Sache ist. Und es stimmt.
Am Anfang gibt es bei No Man's Sky tatsächlich so etwas wie ein Tutorial. Hier ist euer kaputtes Raumschiff. Da sind die Rohstoffe, die ihr braucht, um in eurem Inventar per Crafting-System alles zu reparieren und mit dem entsprechenden Treibstoff durchzustarten. Das ist schon mal gar nicht so wenig Info für ein Open-World-Sandbox-Spiel mit einer Prise Survival-Aspekt. Zwar gibt es das Ziel, das Zentrum des Universums zu erreichen, und auch mehrere Pfade dorthin, die mit Story-Häppchen angereichert sind. Doch wer eine epische Geschichte und ausufernde Quests erwartet, ist schief gewickelt. Solche Elemente gibt es hier schlicht nicht.
Das Grundlegende
Das Spiel läuft im Endeffekt so ab: Ihr startet auf einem Planeten und beginnt, diesen zu erkunden. Schnell findet ihr die ersten wichtigen Rohstoffe, mit denen ihr euer Raumschiff repariert. Früher oder später fliegt ihr weiter zu anderen Planeten. Dort scannt ihr Flora und Fauna und könnt diese benennen. Außerdem bringt das Entdecken und Hochladen von Pflanzen- und Tierarten Kohle. Nach und nach erspäht ihr auf Planeten Orte, die mit Fragezeichen gekennzeichnet sind. Es lohnt sich, diese zu erkunden, weil ihr dort eventuell euer Inventar erweitern könnt oder auf andere Lebewesen trefft, mit denen ihr Handel treiben könnt. Oder vielleicht findet ihr auch einen Monolithen, der euch ein neues Wort in einer fremden Sprache beibringt.
Habt ihr irgendwann die Nase von dem Planeten voll, steigt ihr in euer Raumschiff und fliegt zum nächsten. In dem Sinne gibt es eben mehrere Handlungsmöglichkeiten, die sich im Laufe des Spiels stets wiederholen. Irgendwann lernt ihr, wie man Treibstoff für den Hyperantrieb baut – und schwupps geht es ab in andere Galaxien.
Wer weniger Interesse am Erforschen der Welten hat, kann sich natürlich auch im All herumtreiben. Dort kann man etwa große Frachter überfallen, es mit Space-Piraten aufnehmen oder eine Raumstation anfliegen. Diese sind recht praktisch, da man hier Sachen aus seinem leider recht kleinen Inventar verkaufen kann. Mit der Kohle könnt ihr dann, genügend Geldmittel vorausgesetzt, anderen Raumfahrern ihre schönen Schiffe abkaufen, die wiederum hoffentlich mehr Stauraum bieten.
No Man's Sky bedeutet Emotionen
Natürlich kann man No Man's Sky bis ins Kleinste analysieren und auf seine grundlegenden Spielmechaniken herunterbrechen. Ihr fliegt umher, landet auf Planeten, sucht Rohstoffe, scannt Tiere, lernt neue Sprachen kennen, verdient Kohle, verbessert Schiff und Waffe und fliegt dann weiter in die nächste Galaxie voll bunter Planeten. Doch während an dieser Auflistung faktisch nichts falsch ist, vermittelt diese Herangehensweise für mich den falschen Eindruck vom Spiel. Die emotionale Komponente kann man so nämlich wunderbar außenvorlassen und unter dem Deckmantel der Objektivität auf diese Weise jedes Spiel abwatschen, wenn man denn will.
Doch Spiele – und das wird gerade auch einmal mehr bei No Man's Sky deutlich – sind mehr als die Summe ihrer Teile. Die Lichtstimmungen, die das Spiel auf den Bildschirm zaubert, sind teilweise atemberaubend und versetzen mich in Erstaunen. Wenn die Sonne auf einem fremden Planeten aufgeht, den ich gerade entdeckt habe, während um mich herum fremdartige Pflanzen gen Himmel ragen, ist das für mich ein wunderschönes Erlebnis.
Mich aus der Distanz einem weit entfernten Planeten zu nähern und dann tatsächlich auf diesem zu landen, gänzlich ohne Ladezeiten, um dort herumspazieren zu können, ist ein unglaubliches Gefühl. Oder wenn ich mich mal zu weit von meinem Raumschiff entferne und dabei von einem Strahlungssturm überrascht werde, so dass ich mir Deckung in einer kleinen gefundenen Behausung suche, sorgt das bei mir genau für das Sci-Fi-Feeling, das ich mir immer gewünscht habe.
Es kommt in No Man's Sky einfach darauf an, wie man den Titel spielt. Natürlich könnte ich den Schild meines Anzuges unterwegs zum Schiff immer wieder aufladen, wenn ich die entsprechenden Rohstoffe habe. Aber ich komme mir bei No Man's Sky nun mal wie ein Pionier vor. Und in dieser Rolle suche ich lieber Schutz und warte vorsichtig ab. Das trägt für mich zur Stimmung bei und verstärkt das Erlebnis, das sich im Zusammenhang mit dem, was ich auf dem Bildschirm sehe, in meinem Kopf abspielt.
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