Test - NEO: The World Ends with You : Coolness hat einen neuen Namen
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In einem Moment ist noch alles in Ordnung, im nächsten Augenblick erfahrt ihr, dass ihr gestorben seid und nun im sogenannten „Spiel der Reaper“ um eine zweite Chance und die Rückkehr ins Leben kämpft. Willkommen in den Hunger Games des Jenseits ...
Stellt euch vor, ihr wollt eigentlich nur einen Nachmittag mit eurem besten Freund verbringen und erfahrt wenige Augenblicke später, dass ihr kürzlich verstorben seid. Panik! Im Himmel oder der Hölle seid ihr allerdings nicht gelandet, stattdessen heißt euch eine gelangweilte junge Dame im Spiel der Reaper willkommen. Da sie sowieso gleich Feierabend hat, erklärt sie den beiden Freunden – und euch als Spielern – nur das Allerwichtigste: Wer das Spiel der Reaper gewinnt, hat einen Wunsch frei. Aussteigen ist nicht drin, und, wie ihr später erfahrt, wird die Existenz des Verlierers komplett ausgelöscht. Nun denn ...
Lasset die Spiele beginnen!
Zu Anfang verfügt ihr nur über herzlich wenig Informationen und stiefelt einfach mal los, was habt ihr schon zu verlieren? Tot seid ihr ja angeblich eh schon. Schnell erfahrt ihr, dass das Spiel der Reaper wie ein Videospiel funktioniert, bei dem es eine Rangliste gibt: Durch verschiedene Aktionen sammelt ihr Punkte und wer am Ende die meisten gesammelt hat, gewinnt. Klingt doch eigentlich ganz einfach. Via Smartphone gibt es täglich neue Aufgaben, und wer sie erfüllt, klettert die Erfolgsleiter hinauf.
Da es sich bei NEO: The World Ends with You um ein japanisches Rollenspiel handelt, dürfen turbulente Kämpfe natürlich nicht fehlen. Hierfür haben sich die Entwickler einen besonderen Twist ausgedacht: KI-Kameraden, die eigenständig im Kampf agieren, gibt es hier nicht. Stattdessen übernehmt ihr die Attacken aller vier Teammitglieder selbst und müsst dabei ein Auge auf eure LP-Anzeige haben, denn das gesamte Team teilt sich eine Lebensleiste. Das klingt ein wenig verwirrend, weswegen wir im Folgenden genauer darauf eingehen.
Im Spiel der Reaper gibt es keine Zauberer, Berserker und schon gar keine Kampf-Items: Alle Kampffähigkeiten der Figuren kommen von Pins, die wie Skills jederzeit an- und abgelegt werden können. Diese Anstecker bestimmen, über welche Fähigkeiten der jeweilige Charakter verfügt. Die Kämpfer sind eigentlich nur menschliche Hüllen, die in einem Kampf mächtige Bomben werfen und in der nächsten Herausforderung auf Wunsch mit einem Feuerschwert kämpfen. Das hat den Vorteil, dass sich das Gameplay ständig verändert und selten Langeweile während der Keilereien aufkommt. Schließlich gibt es mehr als 300 verschiedene Pins zum Ausprobieren.
Jedem Pin ist nicht nur eine Fähigkeit, sondern auch eine Tastenbelegung zugeordnet, mit der ihr im Kampf attackiert. Da euer Team meist aus vier Personen besteht, nutzt ihr also mindestens vier Tasten zum Angreifen. Im Kampf gilt es stets, alle vier Charaktere mit ihren jeweiligen Fähigkeiten so zu kombinieren, dass den Gegnern schnell Angst und Bange wird.
Zugegeben: Anfangs wirkt dieses actionreiche Kampfsystem mit den stetig wechselnden Angriffstasten verwirrend und chaotisch, aber lasst euch nicht entmutigen: Nach wenigen Stunden geht euch das geschmeidig von der Hand und ihr fangt an, Pins strategisch miteinander zu kombinieren. Je nachdem, welchen Schwierigkeitsgrad ihr einstellt, ist das auch nötig, denn einige Monster sind verdammt stark. Ganz zu schweigen von euren Konkurrenten im Reapers-Wettbewerb, die natürlich ebenfalls nicht verlieren wollen. Ist es euch trotzdem zu schwer, könnt ihr eure Lebenspunkte hoch- oder gleich den gesamten Schwierigkeitsgrad herunterschrauben.
Stylisches Tokio
Um im Spiel der Reaper Punkte zu erhalten, müsst ihr zudem zahlreiche Rätsel lösen. Anfangs sind das noch ziemlich einfache Schnipseljagden durch die Stadt, doch später machen sich diese Sammelaufgaben bezahlt: Wer sich in den Straßen von Tokio gut auskennt, kommt später schneller voran. Außerdem erfahrt ihr dadurch nebenbei ein wenig Sightseeing: Wer schon immer die weltbekannte Shibuya-Kreuzung sehen wollte, Lust auf japanische Mode verspürt und unbedingt einen verrückten Bubble-Tea probieren möchte, ist hier genau richtig.
Nicht nur, dass sämtliche Geschäfte unglaublich stylisch aussehen – wenn ihr euer Geld für coole Schuhe und Co. ausgebt, steigert ihr damit euren „Style-Bonus“. Das wiederum gibt euch verschiedene Vorteile im Kampf. Ein System, was toll in den generell sehr schrillen Look des Spiels passt. Allerdings bleibt unverständlich, wieso man die Styles nicht auch an den Figuren während des Spielens sieht. Schade!
Schon im DS-Vorgänger bildete die unvergleichlich lässige Musik das Aushängeschild des Spiels, und natürlich lässt sich auch NEO: TWEWY in dieser Disziplin nicht lumpen. Verträumte JRPG-Klänge waren gestern: hier wird es rockig! Das mag nicht jedermanns Sache sein, passt aber gut in das Gesamtbild des Spiels und unterstützt mit seinen schnellen Beats die actionreichen Kämpfe. Man wird regelrecht in einen Flow gerissen und drückt im Takt der Songs die Knöpfe. Und wenn euch das alles noch nicht hip genug war, dann achtet mal auf die deutschen Untertitel bei englischer Synchro: eine herrlich eigenwillige Mischung aus Jugendsprache und Cringe – einfach amüsant!
Während ihr euch durch die Straßen von Tokio kämpft, werdet ihr an so ziemlich jeder Straßenecke von NPCs angesprochen, die euch tiefer in die Geschichte des Rollenspiels führen. Die anderen Teilnehmer des Spiels und die Reaper, die über alles wachen, sind fantastisch gestaltet und synchronisiert. Trotz der obligatorischen Stereotypen macht es für sich schon Spaß, einfach nur ihren Ausführungen zuzuhören - auch wenn die meisten Sequenzen japantypisch in starren Bildern und durch Sprechblasen erzählt werden.
Schade Schokolade
Eher frustrierend fallen hingegen die Spezialfähigkeiten der einzelnen Teamkameraden aus, die ihr mit der Zeit kennenlernt. Da gibt es zum Beispiel euren Kumpel Fret, der die Gedanken der Menschen manipulieren kann. Das übernehmt ihr in Form eines Minispiels selbst, das sich unfassbar krampfig steuert. Einfacher zu bedienen ist da der Zeitsprung, mit dessen Hilfe ihr in der Vergangenheit nach Hinweisen und Lösungen sucht, um die Zukunft zu euren Gunsten zu verändern.
Die Idee klingt im ersten Moment richtig gut – da das Spiel aber genau vorgibt, wann ihr solcherlei Fähigkeiten zu verwenden habt und wo ihr exakt dafür hin müsst, fühlt sich ihr Einsatz nicht wie ein richtiges Spielelemente an, sondern hätte im Grunde genauso in einer Zwischensequenz ablaufen können. Zumal, kaum eingeführt, werdet ihr vom Spiel regelrecht getriezt, sie immer wieder einzusetzen. Dadurch nutzt sich ihr ohnehin schon bescheidener spielerischer Sinn schnell ab und verkommt zur lästigen Fleißaufgabe.
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