Test - Mutant Year Zero: Road to Eden : Geheimtipp: Weit mehr als nur XCOM Apocalypse
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Es sieht aus wie ein XCOM-Klon und ist doch so viel mehr. Mutant Year Zero: Road to Eden, ein Spiel von ehemaligen Hitman- und Payday-Entwicklern, nutzt die besten Ideen verschiedener rundenbasierter Rollenspiele und erweitert diese durch gute eigene Einfälle. Entstanden ist dabei ein äußerst anspruchsvoller Titel mit vielen Möglichkeiten, einer gelungenen Atmosphäre und taktischem Tiefgang.
Mutant Year Zero basiert auf dem gleichnamigen schwedischen Pen-and-Paper-RPG. Die taktischen, rundenbasierten Kämpfe erinnern ab der ersten Minute an XCOM, doch der Fokus liegt stärker auf der Geschichte und der zu erkundenden Welt statt lediglich auf den Auseinandersetzungen mit feindlichen Gruppen. Erkundungs- und Schleichmissionen sorgen immer wieder für Abwechslung, während die Schlachten bereits sehr früh taktisch äußerst anspruchsvoll werden.
Die Spielidee
Mit einem Team aus drei Mutanten bewegt ihr euch durch eine postapokalyptische Welt, immer auf der Suche nach Ressourcen und einem Platz zum Siedeln. Doch zusätzlich zur lebensfeindlichen Umgebung gibt es eine Vielzahl an Feinden, die sich euch hierbei in den Weg stellen. Wer diese direkt angreift, wie es in manch einem Kampfspiel durchaus gang und gäbe sein kann, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen bedauernswerten Tod sterben. Die Feind-KI ist erbarmungslos, geht clever vor und nutzt beinahe jeden Vorteil, den sie gegen euch verwenden kann.
Daher ist es unumgänglich zu schleichen, die Gegend im Vorfeld auszukundschaften und Positionen zu beziehen, die euch die besten Chancen in der jeweiligen Auseinandersetzung versprechen. Isolierte Einheiten des Gegners müssen lautlos ausgeschaltet und Angriffe stets gut durchdacht werden. Die Stealth-Passagen laufen in Echtzeit ab, während in den Kämpfen zu einer rundenbasierten Form gewechselt wird.
Mutant Year Zero: Road to Eden ist so schwer beziehungsweise anspruchsvoll, dass es sich nicht vermeiden lässt, einige Abschnitte zwei- oder dreimal zu wiederholen. Bereits geringe Unterschiede im Vorgehen können den gesamten Verlauf der Schlacht beeinflussen. So lernt ihr nach und nach aus euren Fehlern, setzt bei neuen Durchläufen auf andere Taktiken und lernt auf die harte Tour, welchen Ansatz das Spiel von euch verlangt.
Da sich dies auch mit ordentlicher Vorerfahrung in vergleichbaren Spielen nicht umgehen lässt, kann dieser Umstand durchaus am Spielspaß nagen. Ein sauberes Durchspielen an einem Stück ist beinahe unmöglich.
Taktik notwendig
Wenigstens in Sachen Reaktionszeit kommt einem das Spiel ein wenig entgegen. Ist ein Gegner kurz davor, eure schleichende Einheit zu entdecken, habt ihr einen kurzen Moment, um euch zu verstecken oder in den Angriff überzugehen. Um letztendlich jedoch nicht von den Feindmassen überrannt zu werden und eurem Team dabei zusehen zu müssen, wie einer nach dem anderen ausgeschaltet wird, stehen euch verschiedene Ausrüstungsgegenstände und Mutationen zur Verfügung.
Der erfolgreiche Ausgang der meisten Gefechte hängt von der geschickten Kombination von Umgebung, Fähigkeiten und Waffen ab. Beispielsweise könnt ihr, wie es aus XCOM bereits bekannt ist, in den Overwatch-Modus wechseln, in dem Feinde direkt angegriffen werden, wenn sie sich innerhalb eurer Reichweite bewegen. Oder ihr lenkt die Aufmerksamkeit mit lautem Rufen auf einen der Mutanten, während die anderen den anstürmenden Horden in die Flanke fallen.
Unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände wie beispielsweise Granaten können zudem die Areale verändern beziehungsweise beeinflussen. So verursachen Molotowcocktails mit ihrer Brandfläche nicht nur Schaden über Zeit, sondern verwehren zudem schwächeren Gegnern den Zugang zu gewissen Bereichen. Splittergranaten hingegen haben einen deutlich höheren Schadenswert und können Barrikaden beschädigen.
All dies macht den Titel zu einem wunderbaren Spielplatz für all jene, die gerne planen und sich auf alle möglichen Eventualitäten vorbereiten. Wer schnelle Action auf einem anfängerfreundlichen Niveau sucht, wird nicht glücklich. Selbst der niedrigste Schwierigkeitsgrad erfordert bereits ein äußerst geordnetes Vorgehen.
In höheren Modi wird es richtig haarig: Medikits stehen euch dann nur noch in geringer Zahl zur Verfügung und kosten in Läden deutlich mehr. Cool-downs klingen nicht mehr von alleine ab und natürlich verursachen Gegner deutlich mehr Schaden, während euch sogar noch weniger Lebenspunkte zur Verfügung stehen. Wem das immer noch nicht reicht, der kann optional den Permadeath zuschalten. Stirbt eure Figur dann im Kampf, ist es endgültig.
Die Feinde
Eure Gegner kommen in allen möglichen Größen und Formen. Und sie haben fast alle ganz spezielle Fähigkeiten. Es gibt typische langsame Nahkämpfer, solche, die über weite Distanz angreifen, Schamanen, die Wellen und Wellen von Feindtypen beschwören, und so weiter und so fort. Habt ihr im Vorfeld nicht genügend ausgekundschaftet, können die unterschiedlichen Möglichkeiten der Feinde eurer Taktik einen Strich durch die Rechnung machen. Hattet ihr auch nur einen Typ bei eurer Planung nicht auf dem Schirm, war im schlimmsten Fall alles für die Katz.
Die verschiedenen Gegnerformen werden nach und nach eingeführt und miteinander vermischt. Im späteren Spielverlauf steht ihr einer bunten Mischung aus unterschiedlichen Feinden gegenüber, die sich gegenseitig decken, buffen, heilen und anderweitig unterstützen. Entsprechend müsst ihr euer taktisches Vorgehen immer wieder anpassen und verfeinern. Zwar lassen sich manche Fehler in der Planung ausgleichen und besonders zähe Feinde mit praktischen Gadgets und Mutationen übertrumpfen. Jedoch habt ihr es hier nicht mit einem simplen Stein-Schere-Papier-Prinzip zu tun, weswegen ihr euch jeder neuen Situation individuell anpassen müsst.
Die Helden
Mutant Year Zero: The Road to Eden lässt euch keine eigenen Figuren kreieren. Stattdessen stehen euch fünf stark unterschiedliche Charaktere zur Verfügung. Ihr könnt beziehungsweise müsst sogar deren Fähigkeiten und Waffen mit der Zeit verbessern, indem ihr gesammelten Schrott und Erfahrungspunkte einsetzt. So schaltet ihr nach und nach Mutationen frei, erhaltet neue Fähigkeiten im Kampf und könnt eure Charaktere eurem eigenen Spielstil recht gut anpassen.
Neue Ausrüstungsgegenstände wie Helme und Westen findet ihr in Kisten und könnt diese in der Basis aufrüsten. Außerdem lassen sich Lebenspunkte, Cool-downs und andere Werte verbessern. Der Skill-Tree ist zwar ziemlich geradlinig, doch steht euch eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung.
Hinzu kommt die schöne Ausarbeitung der einzelnen Figuren, die zwar etwas klischeebeladen entworfen wurden, dies jedoch mit teilweise überraschend tiefer Persönlichkeit und einigen recht humorvollen Unterhaltungen wieder wettmachen.
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