Test - Matterfall : Retro-Nachschub von den Resogun-Machern
- PS4
Egal ob Turrican, Metroid oder Gunstar Heroes: Das Run-and-Gun-Genre stand vor zwanzig Jahren hoch im Kurs. Manche Spiele verwöhnten uns mit kompromissloser Action, andere hielten uns mit einem Hauch von Puzzles und Adventure für längere Zeit vor dem Bildschirm. Housemarque versuchte das Genre bereits mit dem Hit Outland wiederzubeleben und startet nun mit Matterfall einen zweiten Versuch.
Brachiale Aufräumarbeit
Die Geschichte von Matterfall passt auf ein Notizblättchen: Die Menschheit erlangt Zugriff zu einer fortgeschrittenen Alien-Technologie und missbraucht sie vorrangig zur Waffenforschung. Doch der Plan geht nach hinten los, weshalb sich all die Errungenschaften gegen ihre Erbauer richten. Eine Großstadt wurde bereits evakuiert, trotzdem muss jemand den ganzen Schlamassel bereinigen. Und jetzt ratet mal, wer den Drecksjob erledigen darf …
Ihr begegnet diesem Plot nur im Intro und im Abspann. Ansonsten beschränkt sich Matterfall auf das pure Spielgeschehen, was auch nicht verkehrt ist. So müsst ihr keine in die Länge gezogenen Zwischensequenzen ertragen und könnt euch voll auf die neun Levels sowie drei Endgegner konzentrieren, die euch bevorstehen.
Mehr als nur Ballern
Das Bewegungsrepertoire eurer Spielfigur vereint Elemente aus mehreren Action-Klassikern der 90er Jahre. Ihr könnt laufen, bis zu zweimal hintereinander springen und gleichzeitig in jede beliebige Richtung schießen. Per Schultertaste erzeugt ihr einen länglichen Materie-Beam, mit dem ihr Kristalle zerstört sowie von getöteten Gegnern hinterlassene Materiebomben zündet. Darüber hinaus stehen euch Zweitwaffen wie beispielsweise Granaten oder ein Gewehr zur Verfügung, die ihr jedoch erst einmal finden müsst (dazu später mehr).
Ab und an stoßt ihr auf hellblaue Plattformen oder Wände, durch die ihr im Gegensatz zu euren Gegnern schießen könnt. Manche dieser Plattformen materialisieren sich erst, wenn ihr sie vorher mit dem Beam anvisiert.
Zu guter Letzt gibt es den Schub, mit dem ihr gradlinig in eine von vier möglichen Richtungen hechtet. Zwar ist eure Bewegung im Gegensatz zum Sprung deutlich eingeschränkter, doch dafür könnt ihr auf diese Weise gerammte Gegner lähmen und nahezu jedes Geschoss zerstören. Einzig die feuerrote Materie ist unzerstörbar und fügt euch in jedem Fall Schaden zu, sobald ihr sie berührt.
In den ersten Minuten wirkt die Steuerung leicht überladen, weil sämtliche Funktionen bis auf das Laufen und Schießen per Schultertasten aktiviert werden. Habt ihr euch daran gewöhnt, funktionieren sämtliche Mechanismen jedoch einwandfrei. In dem Zusammenhang sei das in puncto Schwierigkeitsgrad hervorragend ausbalancierte Leveldesign gelobt, das supersimpel beginnt und mit einem mörderisch schweren Finalgegner endet.
Umfeld ohne Pep
Leider versiegt hier unser Lobgesang: Wo uns Housemarques Outland vor sechs Jahren mit einer wunderschönen Welt und vielen originellen Ideen begeisterte, da stoßt ihr in Matterfall auf eine starre Levelarchitektur und eine arg sterile Hintergrundkulisse. Insbesondere die Stadt, Schauplatz der ersten drei Levels, wirkt ungemein leblos und langweilig.
Die Gegner enttäuschen gar noch mehr: Sie sehen sehr schlicht aus, erinnern oft an einfache geometrische Formen. Sie tauchen fortwährend in den gleichen Formationen auf und handeln stets auf die gleiche Art und Weise. Eher selten begegnet ihr einem humanoiden Feind, der jedoch ebenfalls aus der tiefsten Alien-Klischeekiste stammt und in etwa die Intelligenz eines durchgeweichten Brötchens besitzt.
Wie oben beschrieben gibt es ein paar Zweitwaffen sowie weitere Upgrades, von denen ihr bis zu drei gleichzeitig ausrüsten dürft. Ihr erhaltet sie, sobald ihr einen im Kristall eingesperrten Zivilisten per Materie-Beam befreit. Die meisten von ihnen findet ihr in Nischen, für die ihr euch nur wenige Meter vom eigentlichen Weg entfernen müsst. Größere Geheimnisse oder besonders originell versteckte Bonusräume wie in Metroid oder Turrican gibt es leider nicht, weshalb sich der Wiederspielwert in Grenzen hält – von Punktejägern mal abgesehen.
Die Musik macht den Ton
Technisch punktet Matterfall aufgrund zahlreicher Explosionen und Partikeleffekte, was allerdings aufgrund der drögen Kulisse nicht wirklich hilft. Der einzige Aspekt, der hervorsticht, ist der Sound: Housemarques Stammkomponist Ari Pulkkinen präsentiert eines seiner besten Werke und begeistert in jedem Level mit einem eigenen pulsierenden Thema. Der Synthie-Pop-Stil erinnert stark an Joris de Mans Velocity 2X und trumpft zudem mit einer fantastischen Instrumentierung auf, die vor allem dank der modern klingenden E-Gitarren-Variationen gefällt.
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