Test - Mata Hari : Tanzen und spionieren
- PC
Es gibt Geschichten, die drängen sich für ein Adventure geradezu auf. Das Leben der exotischen Tänzerin und Spionin Mata Hari könnte zumindest in der legendär verklärten Form spannender kaum sein. Wenn dann noch Entwicklerlegenden wie Hal Barwood und Noah Falstein am Werke sind, die das grandiose Indiana Jones and the Fate of Atlantis schufen, sollte einem Adventure-Meisterwerk doch eigentlich nichts im Wege stehen. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Tänzerin und Spionin
Sie war vielleicht keine der großen Frauen des frühen 20. Jahrhunderts, aber sicherlich eine der interessantesten: Mata Hari. Nicht nur exotische Tänzerin, die mit ihren gewagten Auftritten ganz Europa begeisterte, sondern auch Doppelspionin, die 1917 dann auch wegen dieses „Zweitberufs" hingerichtet wurde. Das Adventure Mata Hari zeichnet ihre Geschichte in den Jahren 1905 bis 1914 nach und nimmt es dabei mit den historischen Tatsachen nicht allzu genau. Doch da das wirkliche Leben der Mata Hari spätestens nach ihrem gewaltsamen Tod mit allerlei Legenden verwaschen wurde, ist das nicht sonderlich tragisch.
Gesichert scheint, dass Mata Hari zur Spionin wurde, weil das Ende ihrer Karriere abzusehen war. Und hier setzt dann das Spiel ein. Auf einem Ball, den sie eigentlich besucht, um einen Impresario für ihre Tanzdarbietungen zu finden, wird sie quasi vom Fleck weg von einem gewissen Oscar Samsonet als Spionin angeworben. Ohne lange nachzudenken, nimmt sie den ersten Job an und muss ihre ganzen Verführungskünste einsetzen, um an den Abdruck eines Siegelrings zu kommen.
Extrem simple Rätsel
Und schon hier macht sich eine der vielen Schwächen des Spiels bemerkbar. Die Rätsel sind so einfach, dass nicht einmal blutige Anfänger irgendwelche Probleme haben sollten, sie zu lösen. Alle benötigten Gegenstände befinden sich im Raum und deren Anwendung ist mehr als offensichtlich. Leider handelt es sich hierbei nicht um ein Tutorial oder dergleichen, denn der Schwierigkeitsgrad (wenn man denn überhaupt davon sprechen kann) bleibt das komplette Spiel auf demselben niedrigen Niveau.
Zwar kann die Protagonistin auch verschiedene Verführungstechniken einsetzen, die ebenso wie Gegenstände im Inventar auftauchen. Diese erscheinen aber auch nur dann, wenn sie wirklich eingesetzt werden können. Ebenso vereinfacht wurde die Dialogfunktion, bei der ihr Themen-Icons von euren Gesprächspartnern erhaltet, die ihr dann wieder mit eurem Gegenüber benutzt. Das ist nicht nur unpraktisch, sondern läuft letztendlich auf ein einfaches Abarbeiten der Dialoge hinaus. Spieltechnische Möglichkeiten wurden hier komplett verschenkt.
Blasse Story und Logiklücken
Das gilt leider auch für die an sich ja sehr spannende Geschichte der Mata Hari. In vier mehr oder weniger unabhängigen Episoden wird die Protagonistin von einer „Ostereiersuche" zur nächsten geschickt, reist dabei zwar durch halb Europa, aber nur an eine Hand voll Schauplätze und hat eigentlich nichts weiter zu tun, als ab und an mal einen Mann zu verführen und Gegenstände einzusammeln. Historische Ereignisse werden nur am Rande erwähnt, historische Persönlichkeiten wie Marie Curie tauchen völlig ohne Zusammenhang auf und vom spannenden Leben der Mata Hari erfahren wir fast gar nichts. Hier haben die Entwickler leider eine tolle Story verschenkt.
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