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Preview - Maneater : Assassin‘s Creed mit Hai

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Begegnen sich zwei Fische. Sagt der eine: „Hi!“ Sagt der andere: „Wo?“ Nahezu unvermeidlich saust beim Spielen von Maneater alle paar Sekunden ein schlechter Wortwitz nach dem anderen wie ein Schwarm Makrelen durch den Kopf, von Hai Five bis Hai Noon, von „Sharky Shark and the munchy Bunch“ bis „Haste mal nen Shark?“. Dabei fällt das vermeintliche Trash-Fest weit weniger albern-überzogen aus, als man annehmen könnte. Im Grunde handelt es sich bei Maneater um ein (halbwegs) ernsthaftes Open-World-(oder vielmehr Open-Water-)Spiel, quasi ein Assassin‘s Creed unter Wasser. Mit einem Hai in der Rolle des Attentäters.

Maneater klingt im ersten Moment nach der typischen Schnapsidee, die sich bei gehobenem Promillepegel wie ein Geniestreich anhört, über die man am nächsten Morgen im nüchternen Zustand aber nur noch peinlich berührt den Kopf schüttelt. Ein Spiel. Mit einem Hai in der Hauptrolle. Der Menschen frisst. Nun gut, wir leben in Zeiten, in denen ein Spiel mit einer Gans in der Hauptrolle, die Menschen belästigt, zum besten des Jahres gekürt wird. Warum also nicht?

Als die Welt das erste Mal von Maneater erfuhr, war das auf der E3 2018, während der PC Gaming Show – also der vermutlich komatösesten Veranstaltung der Menschheitsgeschichte, die so einschläfernd ist, dass ich den Superlativ „komatöseste“ extra für sie gerade eben erfunden habe. Nur mal so zur Einordnung: Auf der gleichen Veranstaltung wurden auch Spiele wie Morning Star, Noita und Overwhelm angekündigt. Nie gehört? Nun, das liegt vermutlich daran, dass es nur zwei kurze Augenblicke während der Show gab, in denen der durchschnittliche Zuschauer kurzzeitig wach war: als ein Typ im Entenkostüm auf der Bühne stand, über den sich die Welt bis heute fragt: Ist das wirklich passiert, oder war das ein Traum? Und der Moment, in dem Maneater angekündigt wurde.

Der Trailer beschwört zunächst eine Urlaubsidylle herauf. Strand, Palmen, badende Menschen. Doch dann erscheint dieser Hai und frisst sie alle auf. Und als wäre das nicht schon bizarr genug, erklärt der Entwickler kurz darauf auf derselben Bühne, auf der ein paar Minuten später die Ente stehen wird, dass es sich hierbei um ein „Open-World-Action-RPG“ handele, in dem man den Hai spiele. Ein „Shark-PG“ also, fügt er hinzu und liefert damit gleich selbst den ersten schlechten Wortwitz in der Geschichte von Maneater. „Ein Shark-PG?“, fragt der Moderator nach, „so richtig mit Skilltree und so?“, und bei dieser Vorstellung kann selbst er sich das Lachen nicht mehr verkneifen, so absurd klingt das (aber da wusste er noch nicht, dass genau ein Jahr später auf genau derselben Bühne statt der Ente eine Frau in einem Haikostüm stehen und die Tür zu neuen Dimensionen der Absurdität öffnen würde).

„Ja, so richtig mit Skilltrees und allem“, antwortet der Entwickler und fasst im Anschluss daran schon damals das Spiel eigentlich recht treffend in Stichpunkten zusammen, was aber niemand mehr im Saal so richtig mitkriegt, weil jeder schon vor Lachen unterm Stuhl liegt. Man könne eine komplette Story-Kampagne durchspielen, also quasi „durchessen“, schiebt er gleich den nächsten Wortwitz hinterher. Man könne seinen Hai aufleveln und ihm dadurch zum Beispiel größere Zähne verpassen. Das Spiel lasse einem alle Freiheit, um zu tun, was man als Hai eben so den lieben langen Tag tut. Die offene Spielwelt erkunden zum Beispiel. Aber hauptsächlich hätte alles vor allem mit Fressen zu tun.

Maneater - E3 2018 Reveal Trailer
Tripwire hat mit Maneater ein neues Open-World-Action-RPG für PC angekündigt.

Im Anschluss daran wird übrigens das Spiel Bravery Network Online angekündigt, aber daran können wir uns ehrlich gesagt auch nicht mehr erinnern. Schauen wir also, was zwei Jahre später aus dem Shark-PG geworden ist. Denn nun konnten wir es eine Stunde lang spielen ...

Was ist Maneater denn nun?

Für eine vorläufige, aber doch recht umfassende Antwort auf diese Frage, schließt für einen Moment die Augen und stellt euch ein x-beliebiges Assassin‘s Creed vor. Aber unter Wasser. Und mit einem Hai als Attentäter. Mit diesem Bild vor Augen kommt ihr einem ersten Eindruck von Maneater schon ziemlich nahe: eine Open World, die ihr frei bereisen könnt, massig Sammelkram, den ihr zum Erwerben neuer Fähigkeiten braucht, und ein übermächtiges Kampfsystem – schließlich spielt ihr den größten Räuber der Weltmeere. Eure Gegner sind nur kleine Fische, nicht nur im übertragenen Sinne. Zumindest sind sie das anfangs, da ahnen wir aber noch nichts von Rosie, dem Alligator, der uns als Bossgegner am Ende des Levels ganz schön zu schaffen machen wird.

Nur Türme erklettert ihr selbstverständlich keine. Dafür nehmt ihr aber Höhlenunterschlupfe ein, die als Spawn- und Schnellreisepunkte dienen. Und die werdet ihr brauchen, denn wie es sich für ein Open-World-Spiel gehört, ist die Spielwelt riesig und setzt sich aus mehreren abwechslungsreichen Gebieten zusammen: ein idyllischer Sandstrand zum Beispiel, ein schmutziger Hafen und das Startgebiet, in dem wir uns im Folgenden austoben werden: einem Bayou, also einem stehenden, sumpfartigen Gewässer voller moosbewachsener Bäume und angriffslustiger Alligatoren.

Abschnitte, die unter Wasser spielen, gelten unter Videospielern von jeher als berüchtigt. Eine Steuerung für ein ganzes Spiel zu entwickeln, das ausschließlich unter Wasser stattfindet, stellt für seine Entwickler dementsprechend die erste, die wahrscheinlich größte Herausforderung dar. Und wie es aussieht, wurde diese im Falle von Maneater ordentlich bewältigt. Gegner in unmittelbarer Nähe werden automatisch anvisiert und per Knopfdruck attackiert, ohne dass man umständlich erst um alle drei Raumachsen rotieren muss. Dank natürlichem Sonar (quasi die Eagle-Vision aus Assassin‘s Creed) behaltet ihr stets die Orientierung, indem relevante Objekte wie Fische, Sammelobjekte und Missionsziele kurzzeitig hervorgehoben werden.

Apropos Fische: Diese stellen naturgemäß in der Regel keine Bedrohung für euren Hai dar, sondern dienen ihm einerseits als Nahrung, um den Gesundheitsbalken aufzufrischen – schließlich führt so ein Hai üblicherweise keine Taschen mit Heiltränken mit sich. Die spielerische Idee dahinter ist regelrecht clever: Denn dadurch könnt ihr euch jederzeit im Spiel problemlos heilen, ohne dafür erst umständlich Heilzutaten im Inventar zu verwalten, müsst euch aber erst ein paar Schritte aus dem Kampf zurückziehen und nach Fischschwärmen in der Nähe Ausschau halten.

Desweiteren verleibt ihr euch durchs Fressen die DNA anderer Meeresbewohner ein, um damit höhergelegene Sprossen der Evolutionsleiter zu erklimmen. In Videospielsprech gesagt: Ihr erhaltet Erfahrungspunkte, die euch beim Leveln neue Ausrüstung und Perks verleihen. Im von uns gespielten Startgebiet waren das noch recht naheliegende Verbesserungen wie eine höhere Reichweite des Sonars oder größere Zähne für mehr Angriffsschaden. Später sollen aber noch hübsch trashig-überzogene Eigenschaften dazukommen wie eine Metallhaut-Panzerung oder Elektroschock-Blitze.

Und was ist mit der Story? Bekanntlich sind die tierischen Charaktere von Maneater von Natur aus eher stumm und sülzen euch daher auch nicht in ausufernden Dialogen mit ihrer Lebensgeschichte voll. Was ein echtes RPG sein will, braucht aber natürlich auch eine epische Geschichte, und für diese ließ sich Maneater von nicht weniger als zweier Vertreter der Weltliteratur inspirieren: Moby Dick und Peter Pan. Naja, eigentlich setzt es einfach nur einen Antagonisten als Endboss auf euch an, der wie Captain Hook vor Jahren seinen Arm an euren Hai verloren hat und seitdem wie Captain Ahab wie besessen auf Rache sinnt. Bis es zum großen Aufeinandertreffen im Showdown kommt, ist der Weg dorthin gepflastert mit Zwischenbossenzeitgenossen wie aus dem illustren Fundus von Groschenromanen. Etwa Rosie, der Alligatordame mit dem neckischen rosa Schleifchen um den Hals ...

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