Test - Jack Keane und das Auge des Schicksals : Humorvolles Adventure mit Schwächen
- PC
Anno 2007 sorgten die Entwickler von Deck 13 mit ihrem Überraschungserfolg Jack Keane im darbenden Adventure-Genre für frischen Wind. Vor allem der Humor erinnerte augenzwinkernd an alte LucasArts-Abenteuer, aber auch der tollpatschige Held mit einem Sinn für ungemütliche Situationen trug zum Erfolg der kolonialzeitlichen Klick-Odyssee bei. Nun kehrt Jack nach fünf Jahren auf den heimischen Bildschirm zurück und hat nicht an Witz und Charme eingebüßt. Doch ausgerechnet beim Rätsel-Design und den Dialogen - der Quintessenz eines jeden Adventures - offenbart Jack Keane und das Auge des Schicksals Schwächen. Ob sich die Schatzsuche trotzdem lohnt, erfahrt ihr im Test.
Vom titelgebenden Auge des Schicksals sieht Jack Keane erst einmal nichts, denn der hockt Ende des 19. Jahrhunderts in einer Schiffsgefängniszelle im Hafen Schanghais und dreht Däumchen - und zwar schon so lange, dass ihm ein dichter Vollbart gewachsen ist. Nein, Jack Keane geht es überhaupt nicht gut. In schmutzigen Klamotten und mit knurrendem Magen wartet er auf das Signal zum Arenakampf. Ausgerechnet er soll dem Furcht einflößenden Schädelbrecher gegenübertreten - eine Begegnung, die noch niemand überlebt hat. Keine rosigen Aussichten also. Überdies muss Jack seine Zelle mit einem müffelnden Schamanen teilen. Doch mit seinem Gefasel über einen riesigen Schatz namens Ukumba weckt er Jacks Interesse - und seinen Ehrgeiz. Zuvor muss jedoch ein magisches Amulett gefunden werden.
Sympathische Charaktere mit Beziehungsproblemen
Vom erträumten Ruhm und Reichtum euphorisiert, schwelgt Jack in Tagträumen. Blöd nur, dass der Hexenopa auf seiner Pritsche abkratzt, somit noch fieser müffelt und euch mit dutzenden Fragen zurücklässt. Die erste lautet: Wie kommt ihr hier heraus? Das Spiel beginnt ohne langwierigen Einstieg und gönnt sich erzählerisch so schnell keine Pause. Immerhin ist es mit der Flucht aus Schanghai nicht getan. Ihr müsst diesen Schatz finden! Als ihr während einer Auseinandersetzung eins auf die Rübe bekommt und in Ohnmacht fallt, meldet sich plötzlich der Schamane wieder. Dieser hat all sein Wissen über Ukumba vor seinem Tod in Jacks Unterbewusstsein gepflanzt. Die Schnitzeljagd wird aber noch von Gedankenchaos getrübt - erst wenn Jack mit sich und seiner Welt ins Reine kommt, kann er das Rätsel lüften.
Mit diesem Trick gelingt den Entwicklern erneut eine spannende Handlung, zumal sich die Suche alles andere als einfach gestaltet und euch der ebenso schatzgierige Gauner Umbati im Nacken sitzt. So geht ihr nicht nur einer Verschwörung des Hafenmeisters in Hamburg auf dem Grund, sondern kraxelt auch durch Höhlen, braust durch die Steppe Afrikas und erklimmt sogar den Kilimandscharo. Unterdessen dürfen brenzlige Überlebenskämpfe, Rettungsmanöver und Verfolgungsjagden nicht fehlen, obschon die Inszenierung Dramatik vermissen lässt. Während der rund zehn Stunden langen Geschichte dürft ihr gelegentlich die Rollen wechseln und in andere Charaktere schlüpfen, allen voran Jacks Freundin Amanda, die Fans schon aus dem Vorgänger kennen. Hinzu gesellen sich ein Ingenieurs-Nerd, der liebend gern an irgendwelchen Maschinen herumschraubt, sowie die fesche Fotojournalistin Eve, die als Femme fatale das Heldenduo aufmischt. Eifersucht und Zickenkrieg sind also programmiert.
Gerade bei den Figuren und deren Persönlichkeit verschenkt das Spiel viel Potenzial, weil es ihnen nicht genügend Raum bietet, sich zu entfalten. Das liegt vor allem an den im Vergleich zum Vorgänger gestrafften Dialogen; selten trefft ihr an den abwechslungsreichen Schauplätzen redselige Charaktere. Selbst die Gespräche zwischen den Protagonisten beschränken sich auf wenige Dialogoptionen, die trotz der prominenten Vertonung - unter anderem dank der deutschen Stimme von Johnny Depp - manchmal wirr ausfallen, weil die Antwortmöglichkeiten nicht aufeinander Bezug nehmen. Des Öfteren hatten wir den Eindruck, die Sprecher zankten alleine und nicht miteinander, was den Sticheleien sämtliche Dynamik raubt. Zudem fallen gelegentliche Drehbuchfehler störend auf, etwa wenn Jack einen Satz mehrmals hintereinander zum Besten gibt, obwohl er gar nicht zur jeweiligen Situation passt. Das hat im ersten Jack Keane besser geklappt.
Logikfehler und Bedienprobleme trüben die Schatzsuche
Kurios: Hatten wir anno 2007 an der typischen Point-&-Click-Steuerung nichts auszusetzen, wirft Deck 13 diese für den Nachfolger über Bord und bastelt daraus eine unausgereifte Point-&-Drag-Variante, die uns beim Testen in den Wahnsinn trieb. Die Idee war folgende: Um Jack zu steuern, zieht man bei gedrückter Maustaste in die jeweilige Richtung, in die man laufen will. Per Klick auf das Mausrad (!) erhöht man die Bewegungsgeschwindigkeit. Als ob das nicht kompliziert genug wäre, nervt das Spiel auch noch mit Hüpfeinlagen, die schon deshalb zur Geduldsprobe ausarten, weil die Sprungrichtung selten stimmt. Daran kann auch die alternative Tastatursteuerung nichts ändern.
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