Special - Microsoft & Sony : Pressekonferenzauftakt am Tag vor der Messe

Traditionell eröffneten Microsoft und Sony den Gamescom-Reigen. Natürlich war nach der E3 nicht so wahnsinnig viel zu erwarten, doch in Anbetracht der Tatsache, dass Europa und die USA unterschiedliche Märkte sind und vor allem Microsoft kräftig in Zugzwang ist, was die aktuellen Verkaufszahlen angeht, gab es eine kleine Hoffnung auf Überraschungen. Die blieben allerdings weitgehend aus - bis auf eine viel diskutierte Exklusivitätsansage von Microsoft in Sachen Tomb Raider. Das hält uns aber nicht davon ab, zu den beiden Konferenzen unseren Senf abzugeben. Schaut öfter mal rein, der Artikel wird sicher noch um die eine oder andere Meinung ergänzt. Die Jungs vor Ort haben noch reichlich zu tun, Felix und David toben derweil noch durch unseren Livestream.

Felix Rick

Microsoft hat mit seiner PK als Erster vorgelegt und im Großen und Ganzen auch jede Menge vielversprechende Spiele gezeigt. Indies wurden ebenso vorgestellt wie große Blockbuster. Call of Duty: Advanced Warfare sah in meinen Augen allerdings relativ unspektakulär aus. Technisch riss mich der Abschnitt auf der Golden Gate Bridge keinesfalls vom Hocker. Man merkt halt, dass es Cross Gen ist und immer noch auf einer Engine läuft, die mittlerweile recht alt ist. Zu Quantum Break gab es zum ersten Mal Gameplay. Remedy arbeitet hier an seiner Version eines Deckungsshooters mitsamt Zeitgimmick. Es sieht schon schick aus, wenn ein ganzes Areal eingefroren ist - allerdings gescriptet und offenbar nicht vom Spieler manuell steuerbar. Ob die Story und Atmosphäre die Spielmechanik tragen können, wird sich zeigen. Remedy ist aber eigentlich bekannt dafür zu wissen, wie man eine gute Geschichte erzählt. Allerdings dürfen die Entwickler nicht denselben Fehler wie bei Alan Wake machen, in dem die Spielmechanik zu monoton war. Skepsis ist also vorhanden.

Die größte Überraschung lieferte aber definitiv Square Enix beziehungsweise Crystal Dynamics ab, denn Rise of the Tomb Raider wird exklusiv für Xbox erscheinen. Ob für immer oder nur zeitlich, ist noch unklar, da weder Phil Spencer noch Crystal Dynamics sagten, dass es definitiv nicht für andere Konsolen kommen wird. Aber so lief das auch einige Zeit lang bei Titanfall. Ich hoffe sehr, dass auch PS4-Besitzer in den Genuss des Titels kommen werden. Und da Microsoft auch nicht „exklusiv für Xbox One“, sondern „exklusiv für Xbox“ sagte, gehe ich davon aus, dass auch eine Xbox-360-Version im Anmarsch ist. Falls das neue Tomb Raider tatsächlich kein zeitlich begrenzter Titel für die Xbox wird, wäre das natürlich schon ein ganz dicker Fisch.

Wer sich eine Xbox One holen will, wird bald ein paar neue Bundles kaufen können. Zum einen ein Bundle zu Call of Duty: Advanced Warfare mit Spiel, Konsole im Advanced-Warfare-Design und einer ein Terabyte großen Festplatte statt der üblichen 500 Gigabyte. Für 500 Euro gibt es dieses Bundle - ohne Kinect. Zum anderen eine weiße Xbox One mitsamt Sunset Overdrive sowie ein FIFA-15-Bundle. Zudem gab es noch Fable Legends, das mich allerdings ziemlich kaltlässt. Interessanter fand ich da Screamride von den Zoo-Tycoon-Machern. Ein Auftritt der Halo Master Chief Collection durfte natürlich auch nicht fehlen. Der Halo-2-Multiplayer-Modus stand dabei im Vordergrund. Von Assassins Creed: Unity gab es einen neuen Trailer, der allerdings nicht so stylish daherkam wie manch ältere Vorschau der Serie.

Sony legte dann mit seiner Pressekonferenz nach. Und auch wenn ich anfänglich von der Pressekonferenz enttäuscht war, hat sich das nach einiger Zeit geändert. Warum das so ist, werde ich später noch erklären. Die Überraschung der Messe waren für mich zwei Spiele, die hier zu sehen waren. WiLD von Michel Ancel und seinem neuen Entwicklerstudio sieht einfach genial aus. Hier werdet ihr nicht nur als Mensch unterwegs sein, sondern auch jedes Tier und jede Kreatur, die ihr im Spiel seht, spielen können. Die Welt soll so groß sein wie Europa und dynamisches Wetter gibt es obendrauf. Hört sich für mich fantastisch an.

Eine viel verstecktere Überraschung lieferte aber Hideo Kojima ab. Hinter dem per Trailer vorgestellten „interaktivem Teaser“ P. T. versteckt sich nämlich ein neues Silent Hill. Und nicht nur Kojima ist dafür verantwortlich, sondern auch Guillermo Del Toro. Wenn das mal nicht eine krasse Kombination ist. Die Hauptrolle übernimmt Norman Reedus, den man aus „The Walking Dead“ kennt. Interessant ist auch, dass am Ende des interaktiven Teasers erst Silent Hill steht, bevor Silent Hills daraus wird. Ob das zusätzlich erscheinende „s“ eine 5 symbolisieren soll oder etwas anderes bedeutet?

Überrascht wurde ich weiterhin von Rime, einem weiteren Höhepunkt der Messe. Auf der E3 fehlte dieses wunderschöne Spiel, das optisch an eine Mixtur aus Wind Waker und ICO sowie Shadow of the Colossus erinnert. Ich kann es kaum erwarten, diese wunderschöne Welt zu erforschen. Mit Hellblade meldet sich Ninja Theory zurück. Dieser Titel schreit aus jeder Pore seines Trailers Heavenly Sword 2. Die Ähnlichkeiten und Überschneidungen sind einfach zu krass. Das finde ich aber sehr cool. Bloodborne rockte mit seiner Finsternis und bedrückend dunklen Stimmung ordentlich die Hütte. Auch wenn ich kein Fan der Souls-Reihe bin, werde ich das doch mal ausprobieren. Und dann gab es noch einen interessanten neuen Trailer zu Vanishing of Ethan Carter, eher Unspektakuläres von Until Dawn und Informationen zu Drive Club. Die Ankündigung von DayZ für PS4 von Dean Hall höchstpersönlich, ohne auch nur irgendetwas vom Spiel zu zeigen, hätte man sich allerdings sparen können.

Wirklich genial hört sich das neue Share-Feature an, das mit Firmware 2.0 kommen soll. Dann könnt ihr wie bei Far Cry 4 Spiele mit Freunden teilen, die ebenfalls PS Plus besitzen. Das heißt, eure Kumpels sollen mit euch dieses Spiel zocken können, ohne es besitzen zu müssen. Das ist schon ziemlich krass und cool, wenn es denn so simpel ist und gut funktioniert.

Wer hat für mich das Rennen gemacht, was diese beiden Pressekonferenzen angeht? Anfänglich war ich nicht sehr angetan von Sonys Programm. Und nachdem ich die Pressekonferenz habe sacken lassen und noch mal drüber nachgedacht habe, ist mir auch klar, warum. Die Art und Weise, wie Sony die Spiele präsentierte, war einfach unglaublich dröge und teils zu künstlich durch die offensichtliche Teleprompterableserei. Das dämpfte die Wirkung dieses eigentlich starken Line-ups. So war Microsoft für mich zunächst der Gewinner des Tages, auch wegen der krassen Tomb-Raider-Nachricht. Doch je mehr ich über die Konferenzen und die eigentlich vorgestellten Spiele nachdachte, desto mehr wurde mir klar, dass für mich Sony einfach die besseren Titel am Start hatte. Beide Pressekonferenzen waren aber gerade für Gamescom-Verhältnisse ziemlich stark mit viel neuem Kram. Das ist man von dieser Messe nicht gewohnt, da sonst fast alles nur von der E3 recycelt wird.