Test - Fallen Enchantress: Legendary Heroes : Kleiner Fantasy-Riese
- PC
Die Sonne verliert wieder an Kraft, die Tage werden kürzer, die Bäume werfen ihre Blätter ab und es wird nasskalt: Der Herbst ist da. Die schönste Zeit im Jahr, um seine Freizeit in der gemütlichen Bude mit lohnenswerten Spielen zu verbringen. Allseits beliebte Zeitfresser sind da natürlich Rundenstrategiespiele. Im Schatten der aktuellen Monsterveröffentlichungen tauchen dann auch mal kleine Schätzchen auf, wie eben Fallen Enchantress: Legendary Heroes. Nachdem Entwickler Stardock mit Elemental: War of Magic in die Toilette gegriffen hatte, brachte er den stark verbesserten Nachfolger Fallen Enchantress auf den Markt. Legendary Heroes ist die eigenständig lauffähige Erweiterung dazu, die ihr Hauptspiel in allen Belangen vernascht und nun in der deutschen Version erhältlich ist. Wir haben uns diesen kleinen Strategieriesen genauer angesehen und sagen euch, wieso er auf das Radar von Fantasy-Fans gehört!
Fallen Enchantress hat eine findige Hintergrundgeschichte als Basis, die mit Legendary Heroes fortgesetzt wird - obwohl natürlich die Zerstörung einer Welt jetzt keine Innovationsbombe ist. Aufständische Titanen haben eine Katastrophe ausgelöst, indem sie den Lebensraum von Fallen Enchantress verwüstet haben. In Legendary Heroes müssen die diversen Herrscher und Fraktionen dieses Land wieder aufbauen und alte Meisterschaften wiederentdecken, um eine neue Zivilisation zu festigen. Das bedeutet, ihr müsst die farbenfrohe Zauberwelt erkunden und euer eigenes Reich errichten. Für diejenigen, die das Hauptspiel nicht kennen, wird in einem ordentlichen, aber nicht deutsch lokalisierten Tutorial ein guter Einstieg geboten.
Typisch und altbewährt
Das Spiel besitzt ein fideles Szenario, das allerdings nach knapp zehn Stunden gemeistert sein sollte. Legendary Heroes spielt sich ein wenig wie Civilization, aber noch wesentlich mehr wie Heroes of Might & Magic. Ihr gründet Städte, schafft Ressourcen heran, bildet schlagkräftige Armeen aus, forscht, setzt eure Diplomatie bei euren Kontrahenten klug ein und zieht mit eurer Heldenfigur rundenbasiert über die weitläufige Karte. Mit eurem Recken findet ihr nicht nur wertvolle Artefakte und Ausrüstung, sondern sammelt auch Erfahrung durch besiegte Gegner und das Lösen von Nebenaufgaben, die ihr zuhauf abseits der Hauptgeschichte angehen könnt.
Am Spielprinzip gefallen besonders die strategischen Möglichkeiten, denn die zugrunde gelegten Spielmechaniken sind um einiges komplexer als bei vielen Genrekollegen. So können Siedlungen nach diversen Schwerpunkten, die sich in Ökonomie, Forschung und Armee unterscheiden, ausgebaut werden. Das wiederum bringt jeder Siedlung, die man entweder zu einer Konklave, Festung oder Stadt ausbaut, andere Bauwerke. Gleiches gilt für den Forschungszweig, der sich ebenso nach den drei Spielschwerpunkten aufteilt. Die Diplomatie funktioniert hierbei ähnlich wie in Civilization. Sobald ihr auf andere Kontrahenten trefft, könnt ihr mit Ressourcen handeln, Technologien austauschen oder Friedensverträge und Allianzen schließen. Allerdings ist die Diplomatie einer der Schwachpunkte im Spiel, da das Verhalten der anderen Reichsvertreter nicht immer logisch ist.
Alles in allem ist es der Mix aus CIV und Might & Magic inklusive einer gehörigen Portion Eigenleben, der diesen Strategievertreter zu einem echten Taktikspaß, aber auch Zeitfresser macht. Denn nicht nur die Konkurrenz macht einem Ärger, sondern auch die bösen Kreaturen in der Welt, die einem selbstständig das Leben zur Hölle machen können, indem sie eure Armee oder Städte angreifen. Ein zusätzlicher Faktor, den man stets im Auge haben sollte.
Kämpfe für zwischendurch
Bevor ihr in die unzähligen Gefechte zieht, bildet ihr eure Armee in euren Ansiedlungen aus, wo ihr zudem Ausrüstung und Fähigkeiten wählen könnt. Später im Spiel, wenn ihr genügend Geld und Ressourcen im Speicher habt, könnt ihr zudem neue Waffen und verbesserte Panzerungen kaufen. Angeführt wird jede Armee von eurem Helden, den ihr als Assassine, Magier, Krieger, Verteidiger oder Commander spezialisieren könnt - inklusive eigener Fähigkeiten. Er besitzt aktive und passive Mächte, die sich auf eure Truppe, auf starke Eigenangriffe, aber auch mit Boni auf euer eigenes Reich auswirken.
Eure Helden können rollenspieltypisch ihre Waffen, Rüstungen und Accessoires anpassen, Zaubersprüche erlernen und Nebenaufgaben erledigen. Ihr bekommt also einiges zu tun, wenn es um den Aufbau von Armee und Helden geht. Leider ist deren Einsatz dann meist nur ein kurzes Geplänkel, das euch nicht zu sehr fordern wird. Die meisten Gegner sind für alte Taktikveteranen Kanonenfutter. Nur wenn ihr auf Feinde trefft, die euch mit einem riesigen Heer gegenüberstehen, wird das Niveau etwas angehoben. Hierbei sieht man ganz klar, dass der Taktikbereich nicht in den rundenbasierten Kämpfen liegt, sondern in der Planung und Ausführung beim Aufbau eures eigenen Reichs.
Optische Schlagseiten & Sandkastenspaß
Grafisch bekommt ihr ein sehr stimmiges, buntes und hübsches Spiel geboten. Die Welt hat abwechslungsreiche Orte, die aber auf Dauer alle recht steril wirken. Sehr ärgerlich ist, dass die Figuren allesamt arm an Details sind. Insgesamt kann man inklusive der soliden Musikkulisse und vereinzelter Lokalisationsschnitzer aber damit leben, auch wenn die Entwickler so keinen Preis für Grafik oder Akustik gewinnen. Was aber technisch genial ist, sind die dynamisch generierten Karten, sobald man den Sandbox-Modus startet und sich so seine ganz eigene Welt zaubern kann, die man besiedelt und erobert. Mit etlichen Einstellungsmöglichkeiten samt Mod-Support bekommt das Spiel einen exorbitant hohen Wiederspielwert!
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