Test - Fable Anniversary : Nicht fabelhaft gealtert
- X360
Schöner, aber nicht flüssiger
Die wichtigste Neuerung der HD-Neuauflage ist natürlich die verbesserte Grafik. Fable Anniversary glänzt mit schärferen Texturen, Full-HD-Auflösung und einer fantastischen Beleuchtung. Gerade bei Sonnenuntergängen sowie in Höhlen lässt der Titel dank der Unreal Engine 3 ordentlich die Muskeln spielen und holt noch mal einiges aus der Xbox 360 heraus. Die gerät dabei aber mächtig ins Schwitzen: Das Geschehen flimmert selten mit mehr als 30 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm, Umgebungsdetails tauchen erst ab einem gewissen Radius auf und die Schatten sowie Grasbüschel flackern so stark, dass euch schon nach wenigen Minuten die Augen brennen. Obendrein nerven die Ladezeiten aus der Hölle.
Immerhin lassen sich die enervierenden Wartezeiten reduzieren, indem ihr das Spiel auf der Festplatte installiert. Das ändert jedoch nichts an den miserablen Animationen, an denen sich im Vergleich zum Original-Fable nichts getan hat – da bewegen sich selbst Zinnfiguren geschmeidiger. Augenschmerzen bereiten auch die Bewegungsabläufe während eines Kampfes. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, wenn der Held wie ein Krebs zur Seite wackelt und unbeholfen Purzelbäume schlägt. Zu einem HD-Remake gehört mehr, als lediglich ein paar neue Pixeltapeten auf die Landschaften zu pappen, zumal die neuen Figurenmodelle teilweise hässlicher aussehen als die kantigen Originale. Allen voran der Held ist als kleiner Lausbub nicht gerade eine Schönheit.
Um dem Abenteuer optisch den letzten Schliff zu verpassen, haben die Entwickler auch hinsichtlich der Kampfeffekte an einigen Schrauben gedreht. Ein verbesserter Blitzzauber etwa entfesselt nun das erwartete Unwetter und der Feuerhagel lässt züngelnde Feuerbrocken vom Himmel regnen – kein Vergleich zum popeligen Hokuspokus von vor zehn Jahren. Wer genau hinschaut, erkennt aber, welche Effekte nachträglich hinzugefügt wurden. Egal, grafisch machen die Gefechte einiges her. Wenn nur die störrische Kamera nicht wäre, die insbesondere in Höhlen und Gebäuden des Öfteren zum Spielertod beiträgt. Auch andere gravierende Schnitzer wie die überladene Benutzeroberfläche wurden offensichtlich bei der HD-Politur vergessen. Dafür gibt es nun Erfolge sowie ein schickeres sowie übersichtlicheres Hauptmenü. Außerdem wird euer Fortschritt im Hintergrund gesichert – selbst während ihr Aufgaben nachgeht.
SmartGlass-Desaster
Immer mehr Spiele setzen auf eine Companion-App, um Zusatzinformationen und -funktionen zu bieten. Fable Anniversary besitzt zwar keine eigene Applikation, greift aber auf Microsofts SmartGlass-Dienst zurück. Auf diese Weise mutiert euer Smartphone oder Tablet zum Zweitbildschirm, auf dem ihr jederzeit die Weltkarte im Auge behaltet und darüber hinaus mit diversen Zusatzinformationen versorgt werdet. So offenbart die Anwendung etwa Bilder aus dem Originalspiel von 2004, um den grafischen Unterschied zu verdeutlichen. Eine nette Idee, die aber umständlich umgesetzt wurde. Eine direkte Integration wie etwa im Monkey-Island-Remake, in dem ihr per Knopfdruck zwischen dem alten und neuen Grafikgewand wechselt, wäre weitaus beeindruckender gewesen.
Theoretisch ist es eine feine Sache, die Positionen des Helden, der Schatztruhen und Dämonentore auf dem Zweitbildschirm sehen zu können. Weniger fein ist dagegen, dass die SmartGlass-App in unserem Test alle paar Sekunden Schluckauf bekam und regelmäßig abschmierte. Weder auf einem iPad Air noch auf einem iPad der dritten Generation lief die Anwendung zuverlässig. Auf einem iPhone 5 dagegen war eine stabile Verbindung kein Problem, dafür funktionierte die Kopplung mit der Xbox 360 nicht richtig. Statt uns Details zum Abenteuer auszuspucken, ruckelte die SmartGlass-Applikation wie ein Daumenkino, in dem ein paar Seiten fehlen. Zwar soll in Zukunft ein Patch erscheinen, der diverse Ungereimtheiten ausbügeln soll, zum Testzeitpunkt funktionierte in der Hinsicht jedoch gar nichts.
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