Test - Drakensang: Am Fluss der Zeit : Rückkehr nach Aventurien
- PC
Kaum eine Rollenspielserie in Deutschland ist so alt wie Das Schwarze Auge. Eingefleischte Fans werden nun vermutlich noch „Midgard" brüllen, das durchaus noch ein paar Tage mehr auf dem Buckel hat. Das Schwarze Auge (kurz: DSA) erlangte in den 80er-Jahren eine enorme Reputation, was unter anderem daran lag, dass der damals noch sehr erfolgreiche Verlag Schmitt-Spiele das Pen-&-Paper-Rollenspiel vertrieb. Zwar gibt es den Verlag nicht mehr, aber DSA überstand die letzten Jahrzehnte und gehört noch heute zu den erfolgreichsten deutschen Pen-&-Paper-Rollenspielen. Kein Wunder also, dass auch eine virtuelle Umsetzung her musste, was bereits in den 90er-Jahren geschah, denn schon damals gab es die für damalige Verhältnisse beeindruckende Nordland-Trilogie. Danach wurde es im virtuellen Sektor ruhig und erst 2008 erschien mit Drakensang wieder ein Rollenspiel, das im DSA-Universum Aventurien angesiedelt war. Das Spiel konnte nicht nur Fans der Reihe begeistern und erhielt bei der Verleihung des deutschen Spielepreises 2009 den Award für „Das beste deutsche Spiel" und „Bestes Jugendspiel". Nach dem Erfolg war eines klar: Drakensang würde fortgesetzt werden.
Enttäuschung bereits zur Ankündigung
Man ist ja immer glücklich, wenn man in einer Pressemitteilung liest, dass ein geliebtes Spiel fortgesetzt wird. Ähnlich euphorisch dürften sich viele Fans gefühlt haben, als bekannt wurde, dass Drakensang: Am Fluss der Zeit erscheinen würde. Doch der anfänglichen Euphorie wurde schnell ein Dämpfer verpasst, denn dtp gab bekannt, dass es sich um ein Prequel handeln würde. Gerade eingefleischte Rollenspieler hätten sich gewünscht, dass man seinen Charakter aus dem ersten Teil übernehmen kann - Pustekuchen.
Allerdings spielt auch der zweite Teil wieder im Mittelreich, genauer genommen im Kosch am großen Fluss und der Spieler trifft dennoch auf alte, neue Freunde, die man bereits aus Teil eins kennt. Darunter auch den verstorbenen Ardo, der den Lauf der Dinge in Drakensang erst ins Rollen brachte. Freunde des Vorgängers werden also schnell wieder einen Bezug zu Am Fluss der Zeit finden, wenn auch etwas limitierter, als es dem einen oder anderen Fan lieb gewesen wäre.
Helden bauen „leicht" gemacht
Das Spiel beginnt eigentlich genau wie der erste Teil: mit der Charaktererschaffung. Dabei werdet ihr schnell feststellen, dass sich, oberflächlich gesehen, nichts verändert hat. Es gibt lediglich zwei neue Klassen, die den Kreis der Recken nun ergänzen. Da wäre zum einen der zwergische Geode, der eine Art Elementarmagier ist, und der aus dem Hochland stammende Gjalkskerländer, der eigentlich dem Thorwaler sehr ähnlich ist. Neu hinzugekommen ist nun allerdings der Expertenmodus, der sich an die Hardcore-Rollenspieler richtet. Hier wurde fast das gesamte Grundregelwerk des Schwarzen Auges umgesetzt und ihr könnt gut und gerne schon mal eine Stunde an der Charaktererschaffung basteln. Freunde des Pen-&-Paper Rollenspiels dürften sich hier sehr gut aufgehoben fühlen.
Hinaus in die Welt mit uns
Haben wir die Prozedur der Charakterentwicklung abgeschlossen, geht es als unerfahrener Recke auch gleich ins erste Abenteuer. Entwickler Radon Labs hat hier übrigens gut bei Dragon Age aufgepasst, denn je nach Profession unterscheidet sich nun der Anfang des Spiels. Als Magier ist man Lehrling bei einem verschrobenen Kauz im Turm, als Krieger startet man als Rekrut bei der Stadtwache und als Schurke macht ihr euch mit den unkonventionellen Besitzregeln bekannt. Außerdem fällt früh auf, dass die Dialoge jetzt erheblich vielseitiger geworden sind und dem Spieler dabei häufiger fähigkeitsbezogene Auswahlmöglichkeiten an die Hand geben. Dies hat zur Folge, dass der Verlauf des Spiels offener gestaltet ist und deutlich mehr Wege zur Lösung von Quests eröffnet werden - Details, die beim Vorgänger leider zu kurz kamen.
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