Test - Disciples: Liberation : Kann es so schön wie früher sein?
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Frima Studio verhilft der Disciples-Marke zu einem Comeback auf dem PC. Seit dem letzten Spiel der Reihe sind zahlreiche Jahre ins Land gezogen, sodass sich die Frage stellt, ob und in welcher Form der Rollenspiel-Strategie-Mix überhaupt noch zu begeistern weiß. Die Antwort darauf geben wir euch in den nächsten Zeilen.
Es liegt tatsächlich schon eine ganze Weile zurück, als das letzte Spiel der Disciples-Reihe für den PC erschien. 2002 kam Disciples 2: Dark Prophecy auf den Markt, gefolgt von mehreren Erweiterungen. Jetzt, 19 Jahre später, strebt das Team von Frima Studio eine Wiederbelebung an. Dabei soll es zu einer Verschmelzung von bekannten wie bewährten Gameplay-Elementen und einem Hauch Moderne kommen. Klingt prinzipiell nicht schlecht, zumal die früheren Disciples-Spiele durchaus gut waren. Doch kann man damit auch noch im Jahr 2021 die Spieler vor den Bildschirm locken? Kann man!
Düstere Fantasy-Geschichten
In der Story von Disciples: Liberation dreht sich alles um eine Frau namens Avyanna, die gemeinsam mit einem Kumpanen den Auftrag erhält, einen zwielichtigen Priester auszuschalten. Der Versuch scheitert allerdings kläglich, und wenig später findet sie sich in einer mysteriösen Stadt namens Yllian wieder. Dort beginnt ihr eigentliches Abenteuer, in dessen Verlauf sie auf zahlreiche Charaktere, Fraktionen und Charaktere trifft. Dies alles ist in der düsteren Fantasy-Welt Nevendaar angesiedelt, die einige vielleicht noch aus den früheren Disciples-Spielen kennt.
Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten: Die Story von Disciples: Liberation hat es in sich. Anfangs verläuft die Erzählweise zwar noch etwas schleppend, was unter anderem auch an der etwas sterilen Präsentation in Form von vielen Textfenstern liegt – immerhin unterlegt mit Sprachausgabe und halbwegs animierten Porträts. Doch sobald die Handlung etwas an Fahrt aufgenommen hat, erwartet euch ein ebenso düsteres wie interessantes Abenteuer. Das liegt unter anderem an dem Zusammenspiel der verschiedenen Fraktionen, den geführten Dialogen sowie euren Entscheidungen, die einen spürbaren Einfluss auf die weitere Entwicklung der Ereignisse nehmen. Ihr müsst dem Spiel etwas Zeit geben, um sich zu entfalten.
Erkundung, Kampf und Bürgermeister
Wie bereits eingangs erwähnt handelt es sich bei Disciples: Liberation aus einem Mix aus Strategie und Rollenspiel. Letzteres dürft ihr jedoch nicht überbewerten, da die RPG-Elemente eher rudimentär ausfallen und nicht so tiefgreifend wie etwa bei Final Fantasy & Co. Immerhin gibt es aber ein Fortschrittsystem. Das Spielgeschehen ist prinzipiell in zwei Segmente geteilt: Wenn ihr euch auf der Übersichtskarte bewegt, läuft alles in Echtzeit ab. Ihr erkundet die Fantasy-Welt, trefft dort auf Charaktere, die euch Missionen erteilen, findet Schätze und stoßt natürlich auch auf Monster und andere Widersacher. Außerdem müsst ihr Minen und andere Rohstoffquellen einnehmen, um die Stadt Yllian auf- beziehungsweise auszubauen.
Das ist aus gleich mehreren Gründen wichtig. Ihr errichtet nämlich nach und nach neue Gebäude. Diese erfüllen unterschiedliche Zwecke wie etwa die Rekrutierung neuer Truppen oder die Herstellung besserer Ausrüstung. All das – und einiges mehr – ist wichtig, um in der Kampagne voranzukommen, denn mit den anfänglichen Einheiten kommt ihr auf Dauer nicht weit. Diese Art des Basisbaus ist zwar nicht sonderlich tiefgreifend, aber dennoch interessant genug, um bei der Stange zu halten.
Die meiste Zeit verbringt ihr in Disciples: Liberation ohnehin im Kampf. Sobald es zu einer Konfrontation mit Feinden kommt, blendet das Geschehen auf ein in Kacheln unterteiltes Schlachtfeld um, das alle beteiligten Einheiten zeigt. Im Gegensatz zur Erkundung auf der großen Karte findet das Geschehen rundenweise statt. Ähnlich wie in anderen Taktikspielen verfügen die Einheiten über Aktionspunkte, die ihr möglichst klug einsetzen solltet. Jede Bewegung oder Aktion verschlingt eine gewisse Anzahl dieser Punkte. Wer allzu planlos vorgeht, liegt schnell im Staub.
Zudem solltet ihr stets eure Umgebung in die Taktikplanungen einbeziehen: Auf den meisten Schlachtfeldern gibt es Objekte oder Hindernisse, die ihr geschickt zu eurem Vorteil nutzen könnt. Wenn ihr beispielsweise mit euren Einheiten zunächst Deckung sucht, um nach dem ersten Angriff des Feindes mit voller Wucht zurückzuschlagen, kann das über Sieg oder Niederlage entscheiden. Auch die Zusammenstellung der Truppen spielt eine wichtige Rolle. Allerdings hat das alles auch seine Schattenseiten. Vor allem das Balancing der Kämpfe gerät oftmals etwas aus den Fugen. Bei vielen Gefechten steht ihr hoffnungslos unterlegenen Einheiten gegenüber, dann wiederum gibt es fast unfair schwierige Auseinandersetzungen. Zudem dauern diese mitunter ziemlich lange – trotz einer eigentlich löblichen Automatik- und Beschleunigungsfunktion.
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Kein Hingucker, aber dennoch schick
Die Präsentation von Disciples: Liberation ist nicht gerade seine große Stärke. Alles wirkt ein wenig angestaubt und stilistisch an die früheren Disciples-Ableger angelehnt. Dennoch versprüht das Spiel einen gewissen Charme, was vor allem an liebevollen Details und der stimmigen Inszenierung liegt. Auch die Soundkulisse reißt sicherlich keine Bäume aus, fällt allerdings auch nicht negativ auf – es passt einfach.
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