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Test - Die Gilde 2 : Die Gilde 2

  • PC
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Drahtseilakte

Die Balance ist etwas, das wohl zu den größeren Alpträumen aller Spielentwickler gehört. Und ist ein Spiel so komplex wie 'Die Gilde 2', wird Balance zum sprichwörtlichen Drahtseilakt. Wie spielbar kann ein Spiel sein, das – zumindest Teilbereiche – des Lebens widerspiegeln soll? Erstaunlich gut spielbar, lautet die Antwort, und spannend noch dazu. Einer der Gründe für die Ausgewogenheit ist sicherlich die ausgeklügelte Steuerung. Neben der Point&Click-Steuerung, mit der ihr euch direkt auf der Karte bewegen könnt, habt ihr auch die Möglichkeit, das schnellere Interface zu nutzen. Ein Beispiel: Wollt ihr eine Karre mit Waren zum Verkauf zum Markt schicken, könnt ihr den Karren im Gebäudemenü (Betrieb) anwählen und dann mit einem Rechtsklick auf das Marktplatz-Symbol losschicken. Das funktioniert natürlich auch mit eurem Charakter. Ärgerlich ist hierbei allerdings manchmal die Wegfindung, die euch durch die halbe Stadt schickt, wenn euer Ziel nur zwei Gebäude entfernt ist.

Ebenso habt ihr ständig alle Meldungen parat, die ihr übrigens auch durch einen Filter auf das Wesentliche beschränken könnt. Ist ein Gebäude oder eine Person (von denen drei direkt spielbar sind) angewählt, wird euch am unteren Bildrand eine Maßnahmenleiste angezeigt. Hier sucht ihr für Personen Interaktionen wie Kompliment (bei Auswahl werden alle Personen mit denen ihr interagieren könnt durch ein Symbol gekennzeichnet), Kampf oder Kauf eines Titels aus. Bei Gebäuden könnt ihr zwischen verschiedenen Funktionen und Erweiterungen auswählen. Die Produktion eurer Betriebe könnt ihr selbst in die Hand nehmen oder einer flexibel einstellbaren Automatik überlassen, die sehr gut funktioniert. Auch sämtliche Infos zu eurem Charakter und eurer Dynastie sind über das Interface problemlos zu erreichen.

Technik und Mittelalter

Grafisch hat sich seit dem Vorgänger natürlich auch einiges getan. Schatten, Wasser und Wettereffekte, Tages- und Jahreszeitenverlauf, alles ist dabei und auf dem neuesten Stand. Die Kamera ist dabei frei steuer- und zoombar und die Spielwelt sieht auch aus der Nähe wirklich toll aus. Leider unterscheiden sich die Innenansichten der Gebäude nicht voneinander – jede Hütte und jedes Rathaus sehen gleich aus. Die Figuren bewegen sich leider sehr hölzern und stören dabei die ausgeprägte atmosphärische Tiefe des Spiels. Eine Katastrophe ist die Kollisionsabfrage, die scheinbar gar nicht erst integriert wurde: Sämtliche Personen gehen durch andere Figuren oder Gegenstände einfach hindurch. Einen richtigen Bock haben die Programmierer aber bei der Erhöhung des Spieltempos geschossen. Selbst mit Patch 1.1 (den ihr übrigens tunlichst installieren solltet) und reduzierten Grafikdetails ist das Spiel spätestens im Modus "Sehr schnell" beim besten Willen nicht mehr spielbar (außer ihr könnt mit 10 fps leben). Auch mit längerer Spieldauer wird 'Die Gilde 2' immer hakeliger. Da hilft nur das Warten auf die nächsten Patchs.

Nix zu meckern gibt's beim Sound. Die Musik wurde von der Thüringer Philharmonie eingespielt und unterstreicht die Atmosphäre des Spiels. Auch die Sprachausgabe ist gelungen und größtenteils recht witzig, wenn natürlich auf Dauer die ewig selben Sätze auch etwas nerven. Aber das ist bei einem Endlosspiel ja auch nicht anders zu erwarten und außerdem können alle Kommentare auch einfach weggeklickt werden. Zum Multiplayer-Part können wir leider mangels Testmöglichkeiten nichts sagen. Die Modi sind allerdings identisch mit denen im Singleplayer-Modus, nur dass ein Teil der Computermitspieler durch menschliche ersetzt wird. Zur Auswahl stehen ein Internet- (via Quazal-Rendez-Vous) und ein LAN-Modus. In einigen Foren wird allerdings von Problemen im Multiplayer-Modus gesprochen, also werdet ihr wohl auch hier auf den nächsten Patch warten müssen.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Mit 'Die Gilde 2' kommt ein Spiel auf den Markt, das vor allem in Sachen Komplexität seinesgleichen sucht und einen interessanten Genremix aus Lebens- und Wirtschaftssimulation mit einem Schuss Strategie vorweisen kann. Das konnte aber auch schon der Vorgänger. Die Entwickler von 4Head haben dieses Mal gut daran getan, den Wirtschaftspart zu entschlacken und die Lebenssimulation in den Mittelpunkt zu stellen. Das Spiel bleibt so auch ohne Story-Modus sehr, sehr lange spannend. Die wirklich schöne Grafik und die atmosphärische Musik lassen Mittelalter-Flair aufkommen. Die Bedienung ist, wenn auch nicht intuitiv, so doch logisch und geht schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Wären da nur nicht die Macken, die nicht einmal der gleichzeitig zum Release erschienene erste Patch beheben konnte. Die hölzernen Bewegungen der Figuren und die teilweise merkwürdige Wegfindung könnte man ja noch verkraften, aber eine quasi nicht vorhandene Kollisionsabfrage und dermaßen heftige Performance-Einbrüche dürfen einfach nicht sein. JoWood hätte mit dem Release wohl noch warten sollen, denn so verspielt der Publisher nicht nur Bestnoten, sondern verprellt auch noch die Spieler, die – wieder einmal – zu Beta-Testern verkommen. Schade, denn das Spiel selbst und die Arbeit der Entwickler hätten sicherlich mehr verdient.

Überblick

Pro

  • große Komplexität und Tiefgang
  • ausgefeilte Lebenssimulation
  • hohe Langzeitmotivation
  • glaubwürdige Mittelalteratmosphäre

Contra

  • im Grunde keine Kollisionsabfrage
  • mit Beschleunigungsfunktion kaum spielbar
  • streckenweise miserable Wegfindung
  • hölzerne Bewegungen der Figuren

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Die Gilde 2
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