Test - Blasphemous : Das brutal gute Dark-Souls-Metroidvania im Test
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Blasphemous wurde vor zwei Jahren als Kickstarter-Projekt gestartet, und schon damals machte das Action-Adventure im Metroidvania-Gewand durch seinen wunderschönen Pixelart-Stil sowie eine geheimnisvolle, düstere Welt einiges her. Innerhalb kürzester Zeit marschierte es daher zu dem von Entwickler The Game Kitchen gewünschten Kampagnenziel. Seitdem ist viel Zeit vergangen, doch das Warten hat sich gelohnt.
Thematisch ist Blasphemous tief durchdrungen von religiösen Motiven. Die in Spanien sitzenden Entwickler nennen insbesondere die spanische Inquisition als ihre maßgebliche Inspirationsquelle. Glaube, Schuld und Buße bilden zentrale Elemente, denen ihr während eures Abenteuers in der Rolle eines Büßers begegnet.
Dabei gibt sich die Story oft mystisch und erklärt viele Hintergründe zur Welt Cvstodia versteckt in den Beschreibungstexten der Gegenstände. The Game Kitchen haben zweifellos viel Sorgfalt in die Ausgestaltung der Welt von Blasphemous gesteckt. Interessant ist das allemal, mitreißend jedoch nicht.
Ihr zieht durch die verschiedenen Areale, wissend, dass am Ende ein Boss wartet. Den müsst ihr aus dem Weg räumen, um weiter voranzuschreiten. Der Grund dafür wird schon fast zur Nebensache, denn wo die Geschichte zu einem seichten Meeresrauschen verkommt, trifft euch der artistische Stil und das Gameplay wie eine wuchtige Monsterwelle.
Mit List, Tücke und einer scharfen Klinge
Grundsätzlich funktioniert Blasphemous recht simpel: Ihr erkundet 2D-Gebiete, die alle miteinander verbunden sind, und bekämpft mit eurem Schwert Mea Culpa die unterschiedlichsten Monstertypen. Die Auseinandersetzungen verzichten auf wildes Tastengekloppe. Stattdessen ist es wichtig, Angriffe im richtigen Augenblick zu parieren oder auszuweichen, um dann in einem günstigen Zeitfenster zuzuschlagen. Wer das Verhalten der Feinde lernt, wird deutlich seltener ins Gras beißen.
Damit die Auseinandersetzungen mit der Zeit nicht öde werden, dürft ihr nach und nach diverse Verbesserungen ausrüsten. Da wären zum Beispiel Rosenkranzperlen, die Buffs unterschiedlichster Art gewähren - von mehr Lebensenergie bis hin zu Magie- oder Giftresistenzen. Die Reliquien wiederum haben fundamentalen Einfluss auf die Umgebung, da ein Objekt zum Beispiel ermöglicht, die Gedanken verstorbener Seelen zu erfahren. Wenn ihr den Metroid-Vergleich an dieser Stelle ziehen wollt, dann erinnern Reliquien stellenweise an Samus‘ Ausrüstungsteile, mit denen ihr neue Areale erschließen könnt.
Auch das Schwert lässt sich aufwerten, indem ihr spezielle Herzen einsetzt. Allerdings nutzte ich für meinen Durchmarsch nur das Herz des tugendsamen Schmerzes. Dadurch verlängert sich die Parierphase, was die Kämpfe deutlich erleichterte. Alle anderen Herzen wiesen neben einem positiven Effekt auch einen negativen auf, was mir den Wechsel nie so richtig schmackhaft machte.
Zwar findet ihr in Blasphemous keine neuen Rüstungen oder Waffen, trotzdem haben die Entwickler ausreichend Alternativen gefunden, damit ihr verschiedene Schwerpunkte in der Spielweise setzen könnt. Einige sind optional, andere sind gut versteckt, weswegen es sich lohnt, auch die letzten Winkel von Cvstodia zu erkunden. Außerdem stolpert ihr so über die ein oder andere Nebenaufgabe.
Abgründe und andere Ärgernisse
Blasphemous ist fordernd, aber in der Regel immer fair. Checkpoints in Form von Betpulten sind behutsam in der Welt verteilt, sodass allzu weite Wege nach einem Tod ausbleiben. Wer aufmerksam ist, schaltet auch diverse Abkürzungen frei, die anspruchsvolle Passagen ausklammern.
Ein paar Abschnitte strapazieren trotzdem die Geduld. Allen voran der Friedhof auf den Gipfeln. Der Wind auf dieser Bergpassage beeinflusst eure Sprungreichweite, je nachdem aus welcher Richtung der Wind weht. Zusammen mit bröckelnden Plattformen, schwebenden Geistern und anspruchsvollem Leveldesign bekommt der ein oder andere sicherlich schwitzige Finger. Stacheln bedeuten ebenfalls den sofortigen Tod und sind quasi überall zu finden. Manche Sprünge erfordern hohe Präzision, sodass jeder auch noch so kleine Fehler die unausweichliche Rückkehr zum Betpult bedeutet. Vermutlich bin ich öfter aufgrund der Umgebung gestorben, als dass ein Monster mich auf dem Gewissen hat.
Der ewige Dark-Souls-Vergleich
Wie bislang mehr als ein Mal durchgeschimmert sein dürfte, ließ sich Blasphemous von der Dark-Souls-Reihe inspirieren. Etwas, das die Entwickler auch offen zugeben. Trotz des limitierten Bewegungsspektrums im zweidimensionalen Raum leiht sich Blasphemous offensichtlich einige Merkmale von den From-Software-Spielen.
Neben der geheimnisvollen Art und Weise, wie das Spiel seine Geschichte erzählt, ist der Verwandtschaftsgrad unter anderem auch daran zu erkennen, dass sich für einige Bosskämpfe Helfer in Form von NPCs beschwören lassen. Getötete Gegner bescheren euch Tränen der Abbitte, das Äquivalent zu den Seelen aus den Soulsborne-Titeln. Betpulte funktionieren wie Leuchtfeuer und regenerieren eure Gesundheit, während bereits getötete Gegner dabei wiederbelebt werden. Ihr verliert zwar beim Tod nicht eure Tränen der Abbitte, dafür reduziert sich eure Leiste für Spezialmanöver und Gegner lassen weniger Tränen springen. Erst wenn ihr am Ort eures Ablebens eure Schuld-Statue wieder einsammelt, werden diese Effekte aufgehoben. Ach ja: einige Wände verschwinden durch Schwertkontakt und offenbaren versteckte Areale. Typisch Dark Souls eben.
Das ist aber alles überhaupt nicht schlimm. Ich persönlich mag die Soulsborne-Spiele sehr und Blasphemous setzt viele ihrer Elemente gekonnt um, nur halt eben in 2-D. Zusammen mit dem interessanten Setting und dem wunderschönen Grafikstil trägt das Projekt von The Game Kitchen auch eine eigene Handschrift. Besonders das Design der Bossgegner ist in vielen Fällen eine groteske Augenweide. War The Last Door, das letzte Spiel des Entwicklerstudios, bewusst noch ziemlich grobschlächtig, trieft die an 16-Bit-Titel aus der Super-Nintendo-Ära erinnernde Optik vor liebevollen Details. Egal ob normaler Handlager, Obermotz oder die spektakulären Hintergründe. Selten war die Pixelart-Optik schöner als in Blasphemous. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die von uns getestete Nintendo-Switch-Version tadellos aussah und funktionierte.
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