Test - Bayonetta & Vanquish – 10th Anniversary Bundle : Fette Action altert nicht
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Normalerweise jucken mich Neuauflagen kein bisschen. Selbst einst gute Spiele muss ich nicht unbedingt zweimal zocken, erst recht nicht Jahre nach ihrem Release, wenn sie bereits tiefe Falten haben. Aber es gibt Ausnahmen. Und wenn diese wie Bayonetta und Vanquish gleich im Doppelpack erscheinen, schlage ich zu!
4K-Auflösung und 60 Bilder pro Sekunde – das war‘s mit den Neuerungen für beide Spiele. Verbesserungen am Gameplay? Nö. Download-Inhalte? Gab es damals nicht. Irgendwelche anderen Boni? Bitte gehen sie weiter. Moment, ein fesches Extra bekommt ihr beim Kauf des Bayonetta & Vanquish 10th Anniversary Bundle doch geboten: einen Hintergrund für die PS4. Der ist zwar statisch, sieht dank schick gezeichneter Grafiken zu beiden Games jedoch hübsch aus.
Das mag euch für einen Preis von 40 Euro etwas wenig vorkommen. Mir ehrlich gesagt auch, zumindest am Anfang. Seinerzeit hab ich beide Actionspiele geliebt, doch das ist eben zehn Jahre her. Daher gab es durchaus Zweifel, ob ich nochmal reinschauen sollte – oder lieber verzichte und somit nicht Gefahr laufe, mir die guten Erinnerungen kaputt zu machen. Aber für die Arbeit musste letztendlich sein.
Nein, das ist natürlich Quatsch. Kaum hatten wir den PS4-Code, hab ich mich mit fettem Grinsen draufgestürzt. Warum der anschließende Download zweier eigentlich oller Kamellen satte 40 Gigabyte Festplattenspeicher belegte, bleibt allerdings ein Mysterium. Aber geschenkt, denn jetzt will ich es wissen: Ist das Bundle cool oder kann es weg?
Vanquish – damals und heute
Vanquish wird als erstes auf die Probe gestellt, weil es mir im Vergleich noch ein Fünkchen besser gefiel als Bayonetta. In dem Third-Person-Shooter verbanden sich Deckungsschießereien, Zeitlupeneinsatz und das schnelle Rutschen mittels Kampfanzug zu einem genialen Ritt. Das liest sich so, als passte es nicht zusammen: Tempo und Zeitlupe? Schnell rutschen und hinter Deckung hocken?! Aber gerade die enorme Dynamik und der ständige Wechsel zwischen den Aktionen zeichneten Vanquish aus. Die Story war dagegen nur Beiwerk: Supersoldat Sam muss auf einer Raumstation gegen böse Jungs kämpfen. Nun ja ...
Die Geschichte ist, wenig überraschend, nicht besser geworden. Darum drücke ich die Zwischensequenzen heute einfach weg, weil ich schnell zur nächsten Ballerei gelangen will. Denn die Action ist noch immer top! Ich brauche lediglich das erste Level, um mich wieder reinzufuchsen und die Möglichkeiten von Waffen und Kampfanzug richtig einzusetzen.
Kurz darauf fege ich dank butterweicher 60 fps zwischen kleinen und großen Robotern hin und her, feuere mit Sturm-, Schrot- und Maschinengewehr auf Blechköpfe, nehme in Zeitlupe die Schwachstellen riesiger Kampfläufer ins Visier und schnelle anschließend hinter eine Deckung, um kurz nachzuladen. Die kurzen Pausen zwischen den Kampfgebieten werden für das Aufstocken der Munition und das Verbessern der Knarren genutzt.
Allzu genau sollte ich mir die Levels dabei nicht anschauen, weil selbst eine 4K-Auflösung die Falten nur bedingt kaschieren kann. Okay, schon damals war Vanquish keine Grafikbombe. Aber es ist mehr als offensichtlich, dass abgesehen von Auflösung und Bildrate wirklich nix verändert wurde. Akustisch knallt, scheppert und kracht es ständig aus allen Richtungen. Dazu brüllen die Marines, mit denen meine Kampfmaschine Sam unterwegs ist, in einer Tour herum. Wenn sie im nächsten Moment von den anrückenden Robotern lang gemacht werden und statt harter Parolen plötzlich um Hilfe schreien, karikiert das auf simple, aber herrlich passende Art die Klischees von knallharten Marines und anderen krassen Typen mit dicken Knarren.
Schnell entsteht bei Vanquish der berühmte Flow, der mich Abschnitt für Abschnitt spielen lässt, ohne es wirklich zu merken. Dank reichlich Checkpoints und praktisch nicht mehr existenter Ladezeiten kann ich fast ohne Unterbrechung weiterballern. Tempo, Dynamik, ständige Schießereien und saubere Spielbarkeit – die Jungs von Platinum Games wussten, wie erstklassige Actionspiele auszusehen haben.
Bayonetta – damals und heute
Das traf zu 100 Prozent auch auf Bayonetta zu. Bei diesem Spiel begeisterte mich damals vor allem das effektreiche Kampfsystem. Denn die heiße Hexe kämpfte nicht nur absurd lässig und aufreizend, sondern setzte dabei auch auf einen ganz eigenen Stil. In jedem Areal wollten verrückt gewordene Engelswesen Bayonetta an die enge Lederkluft. Sie antwortete darauf mit Schlägen, Tritten und Schusswaffen, die sich zu deftigen Combos verbanden. Mit der richtigen Tastenkombination schoss zum Finale eine riesige, aus Bayonettas schwarzem Haar geformte Faust aus einem Portal und zertrümmerte die himmlischen Häscher in tausend Teile. Das sah umwerfend aus und hatte richtig Dampf!
Aber da ging noch mehr. Krasse Finisher, bei denen die Hexe ihre Feinde mit einer Guillotine köpfte oder von der Eisernen Jungfrau zerquetschen ließ, waren nur der Anfang. Selbst fette Bosse wirkten plötzlich lächerlich klein, wenn Bayonetta einen gigantischen Drachen aus ihren endlos scheinenden Haaren herbeirief, der die Biester ganz locker wegsnackte. Das alles passierte nicht einmal pro Level, sondern beinahe ständig. Weil Platinum Games jedoch verstanden, immer wieder etwas draufzulegen, wurde Bayonetta zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dazu kam ein abgefahrenes Leveldesign, das durch verschiedene Dimensionen führte. Da wurden wirklich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt ...
Nun sehe und spiele ich das alles zum zweiten Mal, aber es bleibt geil! Denn obwohl Bayonetta in Sachen Kampfsystem und Kameraperspektive anders ausgelegt ist als Vanquish, setzt es im Kern ebenfalls auf eine sagenhaft flüssige und griffige Action. Erneut braucht es zwei oder drei Abschnitte, bis ich mich eingespielt habe. Doch dann wirbele ich die Hexe wie im Rausch zwischen den Engeln hin und her, kombiniere nach Herzenslust verschiedene Angriffe und füttere zum Schluss den haarigen Drachen.
Trotz körperbetonter Klamotten und anzüglicher Einstellungen sieht auch Bayonetta lang nicht mehr so knackig aus wie vor zehn Jahren. In vielen Szenen wirkt es noch etwas verwaschener als Vanquish. Glücklicherweise stört das hier aber ebenso wenig, weil die Aufmachung der Action im Mittelpunkt steht. Neue Moves und Waffen bringen im Spielverlauf frische Möglichkeiten, die Gegner wegzufegen. So baue ich mir gewissermaßen selbst meine Kampfhexe zusammen. Ähnlich wie bei Vanquish vergesse ich die Zeit und zocke Level für Level, so als wäre alles völlig neu.
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