Test - Vampire Rain: Altered Species : Dauerdepression im Dauerregen
- PS3
Manche Entwickler haben echt Nerven - knapp anderthalb Jahre nach der misslungenen Xbox-360-Fassung von Vampire Rain gibt es eine Überraschung der etwas anderen Art für Spieler der Konkurrenzkonsole. Mit Untertitel und angeblichen Verbesserungen geht die Vampirschleicherei nun auch auf der PlayStation 3 an den Start und sorgt für eine Dauerdepression im Dauerregen.
Biss, Biss - wir brauchen Biss
Ein düsteres Szenario in einer amerikanischen Baukastenstadt, wie sie blinde Architekten ohne Arme, Beine und Geschmacksinn nicht besser hätten entwerfen können: Blutrünstige Nightwalker machen sich breit, um das ganze Land zu erobern. Doch eine Gruppe widersetzt sich diesem Unzustand ganz energisch: Das AIB (American Information Bureau) schickt seine besten Männer, zu denen wir als Spieler natürlich auch gehören, in 24 Missionen. Es entwickelt sich eine Story mit klischeebehafteten Charakteren, Zwischensequenzen und Gegnern. Willkommen in Vampire Rain!
Im Grunde genommen würde Vampire Rain als mittelmäßige Modifikation für das erste Splinter Cell durchgehen, von dem sich der Titel in Sachen Gameplay-Mechanismen so einiges abgeschaut hat. Die Bewegungsanimationen könnten eins zu eins aus dem großen Vorbild stammen und letzten Endes ist auch die Steuerung wirklich als gelungen anzusehen. Durch die wunderhässlichen, monotonen Straßenzüge und Gebäudeblocks ist Schleichen der Weg zum Glück. Leider sind das Level- und Missionsdesign so misslungen und linear, dass lang anhaltender Spielspaß im Keim erstickt wird.
Regenrinne ins Glück
So vermittelt die Stadt zwar ein gewisses Maß an Freiheit, doch schon nach kurzer Zeit offenbaren sich unsichtbare Levelbegrenzungen, die ein erfolgreiches und taktisches Umgehen der übermächtigen Feinde (auf die wir später noch eingehen werden) erschweren. Es gibt nämlich nur einen Weg: Den Weg, den sich die Entwickler für euch erdacht haben, und keinen anderen. Häufig gilt es, einfach nur nach der nächsten Regenrinne oder Leiter Ausschau zu halten. Mehr „Finessen" hat das Leveldesign besonders anfangs einfach nicht zu bieten, obendrein schleichen sich auch noch haarsträubende Logikfehler ein. Schon in Mission zwei starten wir auf einem Gebäude, das offensichtlich nur über eine Feuerleiter begehbar ist!
Um die Peinlichkeit perfekt zu machen, folgt direkt der nächste Lapsus: Eine Zwischensequenz zeigt die Hinrichtung eines Mannes durch einen Vampir, der nun prompt das Weiterkommen im Level durch eine offenbare Verwurzelung der Füße an Ort und Stelle behindert - anscheinend eine Begleiterscheinung des Vampirdaseins, wie man im späteren Spielverlauf feststellen muss. Der Lösungsansatz ist so einfach wie haarsträubend: Ein Schuss scheucht einen Haufen Raben auf, der Vampir bemerkt das und verharrt von nun an (und wahrscheinlich für alle Zeiten) an eben jener Stelle, wo sich die Raben vorher befunden haben. Wir können derweil in aller Ruhe vorbeihuschen.
Eine Pfütze aus Frust
Wer jetzt aber denkt, dass die Nightwalker durch ihre schwache künstliche Intelligenz keine ernst zu nehmenden Gegner wären, sieht sich getäuscht. Einmal entdeckt, könnt ihr ebenso gut den Checkpoint neu laden. Es gibt einfach kein Entrinnen, wenn diese Viecher ohne Erbarmen in einem Höllentempo auf die Spielfigur zustürmen - mit zwei Schlägen ist die Sache gegessen. Im Gegensatz zur Xbox-360-Fassung gibt es zwar mehr Munition, allerdings nützt das wirklich nur, wenn genügend Platz zwischen Spielfigur und Feinden ist, die ein ganzes Magazin vertragen, bevor sie in einer Pfütze zergehen. Der Frustfaktor ist besonders in den ersten Abschnitten wirklich enorm. Später entschärfen Scharfschützengewehr und UV-Messer den Spielverlauf ein wenig, denn mit diesen Waffen reicht schon ein Stich beziehungsweise Schuss, um die Vampire von ihrem Leiden zu erlösen.
Auch grafisch hat Vampire Rain gegenüber der Konkurrenz keine Chance. Zwar sehen die Regeneffekte noch annehmbar aus, aber Animationen, Locations und Charaktere wirken steif, lieblos, langweilig und austauschbar. Die englische Sprachausgabe klingt bemüht, trägt aber auch eine ganze Menge zum hohen Trash-Faktor bei. Interessant zu erwähnen ist noch der Mehrspielermodus mit Rangliste, der allerdings mit mageren vier Karten viel zu gering ausgefallenen ist. Mehr als Standardmodi, wie Einzel- oder Teamvarianten von Deathmatch, Tod oder Nightwalker sowie Erobere die Flamme, hat auch dieser letzten Endes nicht zu bieten.
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