Test - Toren : Kurzer Märchen-Trip
- PS4
Indiespiele gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Leider entwickelt sich die Indie-Sparte immer mehr zum Massenmarkt und wirklich ausgefallene Spiele sind selten geworden. Der brasilianische Entwickler Swordtales verspricht, mit seinem Erstlingswerk Toren ein Spielerlebnis zu bieten, wie ihr es nicht an jeder Ecke findet. Nur große Worte oder steckt auch etwas dahinter?
Das Intro von Toren stimmt euch auf das bevorstehende Spiel ein, wirft aber mehr Fragen auf, als es beantwortet. Ein Drache besiegt eine Ritterin und versteinert sie. In ihrer Hand hält die Gute jedoch eine Schriftrolle. Was mag auf ihr stehen? Unmittelbar verändert sich die Umgebung. Der eben noch prächtig wirkende Turm ist zur Ruine verfallen, doch die Statue der Ritterin hält tapfer die Schriftrolle empor. Plötzlich kommt ein Sturm auf und weht sie ihr aus der steinernen Hand. Die Rolle schwebt zum Boden hinab, auf dem ein Baby in einer Blutlache liegt.
Schnell wächst das Baby – immer noch auf dem Boden liegend – zum Kleinkind heran und ihr übernehmt die Kontrolle. Kurz wird erklärt, wie ihr steuert, und nach wenigen Schritten wird aus dem Kleinkind ein junges Mädchen. Ihr seid verwirrt? Zu Recht. Wie gesagt, die Geschichte wirft mehr Fragen auf, als so schnell beantwortet werden können. Leider ändert sich dieser Umstand auch im weiteren Spielverlauf nicht. Zwar erhaltet ihr einige Antworten und erfahrt, dass ihr das Mädchen Moonchild seid und offenbar die Einzige, die es mit dem Drachen aufnehmen kann. Trotzdem mutet eure Reise durch die Spielwelt oft merkwürdig und geheimnisvoll an.
Kein leichter Weg
Bevor ihr es mit dem Drachen aufnehmt, müsst ihr andere Gefahren überwinden. Nur selten, indem ihr kämpft, oft eher dadurch, dass ihr Gegnern geschickt ausweicht und Fallen rechtzeitig entdeckt. Toren vereint die Spielmechaniken vieler Genres. Mal müsst ihr wie in einem Adventure Schalterrätsel lösen, ein anderes Mal müsst ihr wie in Jump 'n' Runs Sprungpassagen meistern, um euren Weg durch die mysteriöse Welt fortzusetzen.
Die Welt präsentiert sich dabei optisch auf den ersten Blick sehr schön. Der Entwickler hat an viele Details gedacht, ordentlich mit den Farben gespielt und so eine märchenhafte Umgebung geschaffen. Die dazu passende musikalische Untermalung zieht euch beim Spielen schnell in ihren Bann und regt zum Träumen an.
Leider hat es Swordtales nicht geschafft, diese liebevolle Spielwelt fehlerfrei umzusetzen. Insbesondere wenn ihr die Kamera mit dem rechten Stick des Controllers schwenkt, müsst ihr starkes Tearing hinnehmen. Moonchild bleibt zudem gerne an nicht vorhandenen Objekten hängen, was ihr ab und an den direkten Weg versperrt. Besonders unschön ist es, dass Moonchild hin und wieder einfach durch eine Plattform fällt, die ihr eigentlich sicher erreicht habt. Ein weiteres Manko ist die sehr geringe Spieldauer. Nach nur zwei Stunden ist das Spiel zu Ende.
Immer wieder findet ihr Statuen im Spiel, durch die ihr in kurze Traumabschnitte der jungen Frau vorstoßt. Diese sind zwar zum Lösen des Spiels nicht wichtig, klären aber einige Fragen der Story, die ansonsten unbeantwortet bleiben. Die Geschichte wird euch übrigens immer wieder durch kurze deutsche Texteinblendungen erzählt. Die sind, passend zum Spiel, meist in Versen gehalten, die von euch richtig interpretiert werden müssen. Gelingt euch das, erfahrt ihr einiges über den Drachen und wie er eventuell zu besiegen ist.
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