Test - The Walking Dead Season 2: Episode 5 – No Going Back : Bis dass der Tod uns scheidet
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Clementine hat einen harten Weg hinter sich. Über vier Episoden konnten wir erleben, wie Clementine sich vom kleinen Mädchen zu einer gereiften, sehr jungen Dame wandelte. Die Facetten ihrer Persönlichkeit spiegelten sich immer in anderen Charakteren wie Carver, Kenny oder Jane wider und brachten uns zum Nachdenken. Und wir konnten zumindest ansatzweise entscheiden, welchen Weg Clementine beschreiten wird, auch wenn diese Entscheidungen oft nur Facetten unvermeidlicher Ereignisse lieferten. Wie bringt Telltale diesen Wandlungsprozess nun zu einem Ende?
Die fünfte Episode setzt direkt beim bleihaltigen Cliffhanger des Vorgängers ein. Eine recht intensive Szene, die sogleich Entscheidungen und Reaktionen von uns verlangt, in der es aber auch recht rabiat zur Sache geht. Natürlich geht es danach weiter, doch die Gruppe zerstreitet sich immer mehr und der geistige Zustand der Charaktere geht immer stärker den Bach runter. Clementine bemüht sich zwar um Schadensminderung, doch was folgt, scheint mehr oder minder unvermeidlich.
Überraschenderweise folgt eine recht lange, ruhige Passage, die zwar mit schönen Dialogen glänzt, aber zuweilen auch etwas aufgesetzt und langatmig wirkt. Telltale versucht mit etwas zu viel Nachdruck, die einzelnen, eigentlich hinlänglich bekannten Facetten der Charaktere nochmals in den Vordergrund zu stellen. Dadurch wird zwar die Ahnung des bevorstehenden Unheils verstärkt, was Spannung erzeugt. Allerdings wird Clementine dadurch etwas zu oft zur Randfigur, was eigentlich dem Konzept der zweiten Staffel widerspricht. Hinzu kommt, dass Handlung und Verhalten der Figuren nicht immer schlüssig wirken. Erst im letzten Drittel gibt die Episode wieder Gas.
Im Verlauf wird jedenfalls immer deutlicher, dass hier nicht die Bedrohung durch die Walker den Höhepunkt liefert, sondern das Gefüge der Gruppe. Daran ändern auch die Entscheidungen nichts, die wie gewohnt nur Facetten der Ereignisse, aber nicht den eigentlichen Verlauf beeinflussen - außer am Ende selbst. Dann endlich zeigen eure Entscheidungen wirklich krasse Auswirkungen, was in drei sehr unterschiedliche Enden mit jeweils ganz eigener Stimmung mündet. So durchwachsen die Episode bis dahin zuweilen wirkt – das Ende ist wirklich fulminant und in seiner Art sehr konsequent. Allerdings kommt es nicht an das herzzerreißende Ende der ersten Staffel heran. Vielleicht, weil die Bindung zwischen Lee und Clementine so viel stärker und eindeutiger war als zwischen Clementine und den Charakteren dieser Staffel.
Als größten Pluspunkt kann und muss man erwähnen, dass man nach dem Abspann trotz aller Unschlüssigkeiten und leichter Patzer beim Storytelling nachdenklich zurückbleibt. Insbesondere, weil das Zusammenprallen der unterschiedlichen Charaktere nicht nur auf der Walker-Apokalypse beruht, sondern generell Menschen in Stresssituationen darstellt. Unwillkürlich fragt man sich, wie man selbst reagieren und welche Entscheidungen man im realen Leben treffen würde. Davor muss man einfach den Hut ziehen.
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