Test - Tekken 3D: Prime Edition : Kleine Kämpfer - große Dämpfer
- 3DS
Vor genau zehn Jahren ist mit Tekken Advance erstmals ein Ableger der erfolgreichen Prügelspielreihe auf einem Nintendo-System erschienen. Seit der gelungenen GBA-Version des Beat-’em-ups hat es bisher keine weitere Auskopplung auf eine Konsole des japanischen Herstellers geschafft. Mit Street Fighter IV: 3D Edition und Dead or Alive: Dimensions schmücken bereits zwei würdige Gegner die 3DS-Prüglerriege. Wie schlägt sich Tekken 3D im Kampf?
Direkt zu Beginn findet ihr eine Massenansammlung bekannter Gesichter vor: Der Titel beinhaltet alle aus Tekken 6 bekannten 41 Charaktere. Alte Hasen wie Jin Kazama und Nina Williams treffen auf neuere Charaktere wie die Androidendame Alisa Bosconovitch und Pummelprinz Bob. Lediglich Urgestein Heihachi Mishima wurde durch eine jüngere Version seiner selbst ersetzt. Diese wird auch im kommenden Tekken Tag Tournament 2 verwendet werden. Gerüchten zufolge soll dieser Austausch mit dem Tod des Stammsynchronsprechers im Jahre 2010 zusammenhängen. Die Spezialattacken und Steuerungselemente der Charaktere sind mit denen der Konsolenversion identisch.
Optisch gehört Tekken 3D zu den grafisch besseren Titeln für den 3DS. Sowohl mit als auch ohne eingeschalteten 3-D-Effekt bietet der Titel mit einer konstanten Framerate von 60 Bildern pro Sekunde ein sehr flüssiges Spielerlebnis. Leider bewegen sich die aufwendigen Charaktermodelle vor sehr faden, statischen Hintergrundszenarien. Obwohl die jeweiligen Schauplätze abwechslungsreich sind, mangelt es an NPCs und Interaktionsmöglichkeiten. Insbesondere durch grobe Patzer, wie unsichtbare Barrieren, werden die Umgebungen sehr altbacken vermittelt. Dead or Alive: Dimensions und Street Fighter IV 3D wirken dagegen deutlich ausgereifter und moderner.
Unehrenhafte Abkürzungen
Die klassische Tekken-Tastenbelegung, bei der ihr mit den vier Hauptknöpfen jeweils Arme und Beine steuert, ist auf dem 3DS sehr gut umgesetzt und einfach zu begreifen. Das Steuerkreuz bewährt sich als präzisere Alternative zum Analog-Stick. Ihr habt bei jedem Charakter die Möglichkeit, eine individuelle Tastenbelegung einzustellen. Anfänger erfreuen sich an den bereits bei Street Fighter IV: 3D Edition zum Einsatz gekommenen Kombo-Abkürzungen. Diese befinden sich auf dem Touchscreen und lassen sich mit vier komplexeren Angriffen belegen. Wem das Ganze zu unehrenhaft ist, der kann sich diese auch im durchaus gelungenem Trainingsmodus erarbeiten. Die spektakulärsten Attacken lassen sich jedoch nur durch antrainiertes Können oder bizarres Button-Mashing erreichen. Wenn ihr euch nicht zu Tode langweilen wollt, lasst besser die Finger vom Touchscreen. Es nimmt dem Spiel jegliche Dynamik.
Als nettes Gimmick ist der bereits aus Tekken Hybrid bekannte 3-D-Film "Tekken: Blood Vengeance" enthalten. Dieser soll vermutlich über die erschreckend geringe Anzahl an Spielmodi hinwegtrösten. Hinzu kommt, dass jegliche Elemente einer Handlung völlig weggelassen wurden. Tekken 3D verzichtet gänzlich auf eine Rahmengeschichte mit zugehörigen Zwischensequenzen. Im Modus „Überleben Spezial“ kämpft ihr mit einem nur gelegentlich auffüllbaren Statusbalken gegen fünf, zehn, zwanzig oder gar vierzig Gegner hintereinander. Nicht wesentlich innovativer: Beim „schnellen Kampf“ tretet ihr gegen zehn Charaktere am Stück an, um am Ende lediglich mit dem faden Abspann belohnt zu werden. Keine neuen Charaktere, keine Outfits, keine Hintergrundinfos. Ein starker Dämpfer für jegliche Motivation, sich durchzukämpfen.
Der einzige Trost sind neben dem stumpfen Erlangen höherer Ränge sogenannte Tekken-Karten: 765 dieser mit 3-D-Effekt belegten Bildchen gilt es zu erspielen. Leider dienen diese zu nichts anderem als dem Austausch via StreetPass. Zudem wurde die Möglichkeit weggelassen, seinen Charakter zu individualisieren. Lediglich Spielername und Farbe des Outfits dürft ihr personalisieren. Neben dem Mehrspieler- und Trainingsmodus war es das auch schon. Auch nach mehrfachem Durchwühlen der Menüs haben wir leider keine weiteren Modi finden können.
Kleine Herzattacken
Damit ihr in Gesellschaft der wenigen Spielmodi nicht völlig vereinsamt, könnt ihr natürlich auch lokal oder online gegen andere Spieler antreten. Euch mangelt es dank fehlender Hintergrundgeschichte an Dramatik? Der Online-Modus liefert euch unfreiwillig eine gute Portion Nervenkitzel und Miniherzattacken, und zwar jedes Mal, wenn das Spiel ärgerlicherweise anfängt zu ruckeln und es einen kurzen Moment lang unklar ist, ob ihr noch anständig agieren könnt. Obwohl der 3-D-Effekt im Online-Modus zwangsläufig abgeschaltet ist, hatten wir mit einigen Lags zu kämpfen. Davon abgesehen macht es wie gewohnt unglaublich süchtig, bei würdigen Gegnern eine Revanche nach der nächsten auszutragen.
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