Test - Sword Art Online: Hollow Realization : Tinder als Rollenspiel
- PS4
Statt die Spieler lange auf Nachschub warten zu lassen, setzt Bandai Namco die Spielserie rund um das Anime-Vorbild Sword Art Online nach nur einem Jahr mit Sword Art Online: Hollow Realization fort. Vor knapp einem Jahr durftet ihr mit Sword Art Online: Lost Song bereits den zweiten Teil der JRPG-Reihe spielen. Jetzt taucht ihr erneut in die Spielwelt ein, die – von der Geschichte her – viele Spieler das Leben gekostet hat, da sie ihr nicht mehr entfliehen konnten. Sieht es diesmal für Kirito und seine Freunde besser aus oder geraten sie erneut in ernste Schwierigkeiten?
Sword Art Online, ein VRMMORPG aus dem Jahre 2022. 10.000 Spieler stürzen sich in den ersten Minuten in die Spielwelt und wollen ausprobieren, was die neue Virtual-Reality-Hardware leistet. Diese zieht den Spieler nämlich nicht nur optisch in die Spielwelt, sondern setzt auch bei allen anderen Sinnen an. Leider kommt es gleich zu Beginn zur Katastrophe. Die Spieler können sich nicht mehr aus dem Spiel ausloggen und müssen in ihm verharren. Der Schöpfer des Spiels hat die Spieler in der Online-Welt gefangen und teilt ihnen mit, dass sie sich nur ausloggen dürfen, wenn sie das Spiel durchgespielt haben.
Tot durch ein Spiel
Das Problem dabei: Wer im Spiel nicht überlebt, stirbt auch im wahren Leben. Zwei Jahre dauerte es, bis etwa 6.000 Spielern die Flucht aus dem Spiel gelang, weil Kirito und seine Freunde den 100. Stock eines Turms erklommen und den Endgegner besiegten. Jetzt steht der Nachfolger des einstigen Todesspiels in den Startlöchern und trotz ihrer schlechten Erfahrungen wollen Kirito und Co. auch Sword Art Origins eine Chance geben. So loggen sie sich erneut ein, in der Hoffnung, hier nur Spaß zu haben.
An dieser Stelle greift ihr als Spieler ein. Ihr übernehmt die Rolle von Kirito, könnt ihn jedoch optisch diesmal euren Wünschen anpassen. Selbst als weiblicher Charakter dürft ihr durch die Spielwelt ziehen. Allerdings behält Kirito seine männliche Stimme in Zwischensequenzen und in speziellen Szenen, die ebenfalls nicht auf die „Geschlechtsumwandlung“ angepasst wurden. Wen das nicht stört, der bekommt bei der Charaktererstellung diesmal sehr viele Möglichkeiten. Erneut will Kirito mit seiner Frau und seinen Online-Kindern sowie seinen alten Freunden die Spielwelt erkunden.
Anfangs scheint alles bestens zu laufen, doch schon bald werden die tapferen Streiter auf ein seltsames Verhalten bei den NPCs des Spiels aufmerksam. Diese verschwinden zum Teil, was auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt. Welche Geschichte ihr im Spiel erlebt, werden wir euch natürlich nicht verraten. Jedoch dürft ihr euch auf spannende Momente freuen, denn nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Spieler, die den ersten Teil der Serie nicht kennen, bekommen übrigens auf Wunsch eine kurze Zusammenfassung. Ihr könnt daher auch als Neueinsteiger der Geschichte folgen und erfahrt sogar, welcher Charakter wie zu wem steht.
Beziehungen vertiefen
Das ist in Sword Art Online: Hollow Realization nicht unwichtig, denn Beziehungen sind ein Teil des Spiels. Die Spielwelt gaukelt euch vor, dass ihr euch in einem Online-Spiel befindet. Demnach trefft ihr in den Städten auf unzählige andere „Spieler“ und auch in der Spielwelt an sich begegnet ihr immer wieder anderen Spielergruppen. Die kämpfen gerade gegen Monster oder rasten an einem Lagerfeuer, leblos ist die Spielwelt definitiv nicht. Mit all diesen „Spielern“ könnt ihr interagieren. Schon nach wenigen Minuten bemerken Kenner der Serie, dass sich optisch einiges getan hat.
Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Grafik massiv aufgewertet. Zwar ist immer noch viel Luft nach oben, gerade für ein JRPG sieht Sword Art Online: Hollow Realization jedoch umwerfend gut aus. Hier wiegen sich Grasbüschel im Wind, dort plätschern Bergbäche sanft durch ihr Bett. Die Monster wurden ebenfalls sehr gut animiert. Das gilt auch für die Charaktere, die besonders durch ihre detailreichen Outfits überzeugen. Neu ist zudem, dass jede Rüstung und jede Waffe, die ihr anlegt, an eurem Charakter zu sehen ist.
Ein Teil des Spiels besteht daraus, mit anderen Charakteren zu interagieren. Ein Beispiel: Wollt ihr eine bestimmte Trophäe erlangen, müsst ihr euch mit 100 anderen Charakteren anfreunden. Damit aber nicht genug, denn Kirito soll zudem die Beziehungsleiste zu allen weiblichen Heldinnen maximieren. Das sorgt nicht selten für komische Momente, vor allem wenn seine Frau davon Wind bekommt. Ihr solltet mit dem teils etwas freizügigen Humor japanischer Spiele kein Problem haben, sonst kann es passieren, dass euch hier und da die Schamesröte ins Gesicht steigt.
Taktische Kämpfe
Ein sehr wichtiger Teil des Spiels sind natürlich die Kämpfe gegen die unzähligen Monster. Auch hierbei hat sich einiges getan. Aus dem eher simplen Button-Mashing des Vorgängers ist ein recht komplexes Kampfsystem geworden, das viele taktische Freiheiten bietet. Ihr seid in der Regel mit einer Vierergruppe unterwegs, die Mitglieder könnt ihr euch oft aussuchen. Ihr müsst den Angriffen eurer Gegner ausweichen und sie im richtigen Moment kontern. Nur dann könnt ihr starke Gruppenattacken ausführen, die meist zum Sieg führen.
Leider kommt hierbei die KI eurer Gruppenmitglieder nicht ganz mit, was besonders dann auffällt, wenn ihr geheilt werden sollt. Zwar gebt ihr per Tastenkombination den Befehl zum Heilen, es passiert jedoch nichts. Stattdessen müsst ihr dann einen Heiltrank zu euch nehmen, solltet ihr denn welche besitzen. Das hemmt den Spielfluss ein wenig, jedoch stellt ihr euch mit der Zeit auf das seltsame KI-Verhalten ein. Die Quests sind leider nicht sehr abwechslungsreich. Zumeist bestehen sie aus „Tötet xx Monster“ oder „Sammelt xx Gegenstände“. Nur sehr selten müsst ihr Rätsel lösen, was ein wenig schade ist.
Dafür geratet ihr in der Spielwelt immer wieder in spezielle Events, die nicht zwingend als solche ersichtlich sind. Mal helft ihr einer anderen „Spielergruppe“, die mit ihren Monstern nicht klarkommt, ein anderes Mal geratet ihr in einen Hinterhalt oder müsst euch nach und nach durch immer stärker werdende Gegnerhorden kämpfen. Hierdurch erhält die Spielwelt ungemein viel Leben. Es macht Spaß, durch die Gegend zu streifen und sich von einer Aufgabe in die nächste ziehen zu lassen. Immer wieder findet ihr zudem Schatzkisten, die besonders hochwertige Rüstungsteile oder Waffen enthalten. Dabei sind die Boni sogar zufällig, können sich also von Spielsitzung zu Spielsitzung unterscheiden.
Das Skill-System geht in Ordnung. Ihr erlernt durch Levelaufstiege neue Fertigkeiten und müsst eure Waffen leveln. Ihr legt euch zwar zu Spielbeginn auf eine Klasse fest, könnt aber jederzeit auf andere wechseln. Dazu müsst ihr lediglich die entsprechenden Fertigkeitenkategorien erlernen und schon wird aus dem Kämpfer mit Schwert und Schild ein Schurke, der sich an seine Gegner heranpirscht.
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