Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Preview - Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper : Düster, düster, düster

  • PC
Von  |  | Kommentieren

Er ist wieder da, der berühmteste Detektiv der Welt. Sherlock Holmes ist in seinem fünften Adventure der finstersten Mörderlegende des viktorianischen Zeitalters auf der Spur: Jack the Ripper! Das erste Kapitel dieser Höllenjagd haben die Macher von Frogwares in der Rohfassung schon abgedreht. Wir durften für eine kurze Zeit in die düsteren, nebligen Gassen des viktorianischen Londons hinabsteigen und wurden Zeuge eines schrecklichen Mordes und des Beginns eines Kampfes zwischen brutaler Gewalt und nüchterner Rationalität.

Zwei Legenden

Jeder, der Dickens gelesen hat, weiß natürlich, dass London Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem von Armut und Elend geprägt war. Am Ende des Jahrhunderts schlachtete sich einer der berüchtigtsten Serien-Killer aller Zeiten durch die Armenviertel Londons: Jack the Ripper. Ganz klar ein Fall für Sherlock Holmes - wenn auch Arthur Conan Doyle die beiden nie hat aufeinander treffen lassen. Das Adventure beginnt mit dem Mord an einer Prostituierten im Londoner Bezirk Whitechapel. Holmes geht zunächst zurückhaltend an den Fall heran, weil er der Polizei - noch - nicht in die Arbeit pfuschen will.

Ehe Holmes und Watson Einsicht in die Polizeiakten gewährt wird, müssen sie erst einmal einige verschachtelte Botengänge erledigen. Dies ist nicht nur unter der Würde des Meisterdetektivs, sondern durchbricht inhaltlich auch die düstere Grundstimmung, die im Intro geschaffen wurde. Das ist umso bedauerlicher, da optisch die Atmosphäre von Londons Armenviertel hervorragend eingefangen wurde.

Düster, düster, düster

Die verwinkelten Gassen zwischen den verfallenen Häusern sind nebelverhangen, an jeder Ecke stehen die ärmlichen Frauen käuflicher Zuneigung und in der Gosse liegen betrunkene Bettler. So finster wurde die Welt des viktorianischen Zeitalters bis jetzt in noch keinem Abenteuer dargestellt. Für manch einen vielleicht ein bisschen zu viel des Guten (bzw. Schlechten), aber dem Thema des Adventures durchaus angemessen. Die Szenerie wirkt durch die Bank lebendig, wenn auch manchmal etwas verwirrend, weil einige Figuren doch ein wenig zu häufig auftauchen. Hoffentlich werden die Entwickler da noch etwas nachbessern und mehr unterschiedliche Charaktere einbauen.

Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper - Whitechapel Trailer
Auf der Jagd nach Jack the Ripper verschlägt es euch als Sherlock Holmes in London u.a. zur Whitechapel.

Holmes und Watson haben einen hohen Wiedererkennungswert, denn an der Grafik hat sich seit dem letzten Titel nichts Wesentliches geändert. Das ist aber nicht allzu dramatisch, solange die Atmosphäre stimmt. Zudem bekommt ihr Holmes unter Umständen gar nicht zu Gesicht. Denn wie schon im Vorgänger Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin könnt ihr den Detektiv auch dieses Mal wieder aus der Ich-Perspektive steuern. Das hat nicht nur den Vorteil des Mittendrin-Gefühls, sondern ergibt in vielen Situationen auch Sinn, da ihr eure Umgebung so genauer betrachten könnt. Allerdings besteht auch die Gefahr, das eine oder andere Mal die Übersicht zu verlieren. Zum Glück könnt ihr aber jederzeit in die Standard-Draufsicht-Perspektive wechseln.

Meister der Deduktion

Die Steuerung geht in beiden Perspektiven gut von der Hand und das aus der Reihe schon bekannte Inventar ist wieder übersichtlich und hilfreich gestaltet. Es finden sich hier nicht nur aufgenommene Gegenstände, sondern auch alle gelesenen Dokumente und ein Report. Besonders sinnvoll ist die Auflistung der geführten Dialoge, vor allem da diese in unserer Testversion noch nicht zu hören waren und die Untertitel nur für extreme Schnellleser zu verfolgen waren. Ohne die Notizfunktion wäre uns der eine oder andere Hinweis sicherlich entgangen. Aber das wird sich bis zur Fertigstellung des Titels natürlich noch ändern.

Hinweise werden in Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper aber auch auf ganz neue Weise eingesetzt. So langweilig die Botengänge und Rätsel am Anfang auch waren, so spannend ist die Auswertung aller Indizien am Ende des ersten Kapitels gewesen. Hier kann euer Verstand - und der des großen Meisters - noch einmal zur Hochform auflaufen. Auf einer Schautafel müssen alle Hinweise richtig miteinander kombiniert und die korrekten Schlussfolgerungen gezogen werden. Damit nicht genug: Der Tathergang (mit Watson als Testobjekt) soll auch noch aufgrund der Schlussfolgerungen mit allen wichtigen Details rekonstruiert werden. So schaut ihr Sherlock Holmes nicht nur über die Schulter, sondern hört geradezu seine Synapsen knacken.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Es ist zwar etwas schwierig, nach nur einem Kapitel schon etwas Konkretes zu einem Spiel zu sagen, aber einige Dinge scheinen doch schon ziemlich klar zu sein. Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper wird wohl das düsterste aller Holmes-Adventures werden. Und das ist angesichts des Themas auch durchaus angemessen. Die Atmosphäre des ärmlichen, heruntergekommenen Londons wird trotz der nicht mehr ganz aktuellen Grafik hervorragend eingefangen. Sehr schön auch die Idee, endlich einmal die Methodik des Meisterdetektivs in Form der die Kapitel abschließenden Schlussfolgerungen zu integrieren. Leider trüben die anfänglich viel zu simplen Rätsel und Botengänge den positiven Gesamteindruck doch ein wenig. Aber das muss sich in den weiteren Kapiteln ja nicht so fortsetzen.

Kommentarezum Artikel