Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Resident Evil: The Final Chapter : Zombies, Weltuntergang, Lack und Leder

    Von  |  | Kommentieren

    Wer dachte, Namen wie Alice und die Red Queen wären lediglich aus einer Leidenschaft der Drehbuchautoren für Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln gewählt worden, liegt anscheinend falsch. Resident Evil 6: The Final Chapter beweist auf eine eindrucksvoll deprimierende Art, dass auch noch andere Faktoren der Kinderbücher von Lewis Carroll ihren Weg in die Videospielverfilmung fanden. Das mag eine weit hergeholte Theorie sein, vor allem da diese Namen bereits in der Vorlage festgelegt wurden, unterstützt jedoch meine Ansicht: Was für ein Nonsens!

    Damit meine ich keineswegs liebenswerten und gleichzeitig lehrreichen Nonsens, mathematische Versteckspiele oder subtiles Eruieren eines gesellschaftlichen Aufbaus und seiner wahnwitzigen Abgründe. Nein, ich meine einfach nur die bodenlose Frechheit dessen, was hier als Plot bezeichnet wird. Logiklöcher, die so groß sind, dass sie das Ozonloch wie ein kleines, unbedeutendes Pünktchen aussehen lassen. Und Charaktere, die genauso gut durch Attrappen aus Pappe und Kunststoff ausgetauscht werden könnten – Robin Hood: Helden in Strumpfhosen hat es vorgemacht.

    Plot-Schrott

    Da sind wir also, am vermeintlichen Ende der Resident-Evil-Reihe. Es wird wohl die wenigsten schocken, wenn ich verrate, dass die Sache mit dem „Finale“ nicht ganz der Wahrheit entspricht. Aber ein kleines Hintertürchen müssen sich die Produzenten ja offen halten, falls dieser Abschluss doch die Kassen zum Klingeln bringt.

    Protagonistin Alice (Milla Jovovich) hat die legendäre Plot-Rüstung angelegt und die Atombombe überlebt. Jetzt müsste sie eigentlich sinnlos durch die Ödnis wandern und abwarten, bis Umbrella auch die letzten Überlebenden zu Staub verwandelt hat, aber dann wäre der Film ja ziemlich unspannend. Also gibt es eine Handlungswendung, die genauso viel Sinn ergibt wie das Gedicht Der Zipferlake. Und im Nachhinein auch genauso gut erklärt wird – nämlich gar nicht. Lange Rede, gar kein Sinn: Es gibt natürlich doch ein Heilmittel gegen den T-Virus. Und die Red Queen (Ever Anderson) will der Heldin nun helfen, dieses Mittelchen in die Griffel zu bekommen und die Menschheit einmal mehr zu, äh, retten?

    Der Rest der Story ist kaum der Erwähnung wert. Es gibt Wendungen, die nicht näher beleuchtet werden. Ungeahnte Überraschungen, die so enttäuschend sind wie ein Puzzle in einem Überraschungsei. Neue und alte Nebenfiguren mit den Persönlichkeitsmerkmalen eines Kopfkissenbezugs. Und einen Abschluss, der kaum befriedigender ist als ein leeres Nutellaglas. Alles in allem betrachtet behaupte ich dreist, dass sich überhaupt niemand Mühe gegeben hat, auch nur annähernd mehr zu bieten als Action, Explosionen und viele, viele Zombies.

    Andere Faktoren wurden um diese Elemente herumgeschustert, und das leider nicht sonderlich gut. Eine brüchige Fassade, zusammengehalten von einem wackeligen Gerüst. Wenn der visuelle Grundeindruck jetzt wenigstens noch etwas herausreißen könnte, würde ich mich ja noch zu dem einen oder anderen Lob durchringen. Leider ist dem nicht der Fall. Die CGI-Animationen sind nicht die besten und der unnötige 3-D-Effekt trägt dafür Sorge, dass die sowieso schon unübersichtlichen Action-Sequenzen noch ein gutes Stück mehr verwackeln.

    Hirn aus

    In einem recht groben Rahmen dürfte nun klar sein, warum ich dieses Machwerk nur jenen empfehlen kann, die wirklich voller Liebe zu dieser Filmreihe sind. Wem die Welt, die Geschichte und die Monster bisher gefallen haben, sollte mit Teil 6 nicht an seine Schmerzgrenze stoßen. Ihr könnt den Film durchaus mit Teil 4 und 5 vergleichen, was immer euch diese Aussage bedeuten mag.

    Der neueste Ableger vollführt im Gegensatz zu diesen jedoch zahlreiche krude Wendungen und rechtfertigt sie mit völlig an den Haaren herbeigezogenen Erklärungsversuchen. Nun, was erwarte ich auch von einer erzählerischen Rumpelkiste, die zu Beginn alle Eckpfeiler der vorangegangenen Filme noch einmal abklappern muss, nur damit der geneigte Zuschauer überhaupt noch den Überblick behalten kann?

    Trotzdem möchte ich mir selbst an dieser Stelle widersprechen. Es gibt doch zwei Punkte, die auf der Pro-Seite zu verbuchen sind. Da wäre zum einen Milla Jovovich. Die Rolle der Alice war bisher nicht unbedingt ihre beste Leistung, nichtsdestotrotz fällt das schauspielerische Niveau, das sie im sechsten Teil an den Tag legte, nicht unter den gewohnten Richtwert. Tatsächlich eine beeindruckende Tatsache, schaut man sich dagegen einmal Darsteller an, die ebenfalls über Jahre in einer bestimmten Klischeerolle feststeckten und zum Schluss kaum über Zimmertemperatur spielten.

    Und als zweiter Punkt noch das Wichtigste: Dies ist Hirn-aus-Popcornkino. Mehr will dieses Werk nicht sein und mehr ist es auch nicht. Dumm, ohne eigene Ideen, voller Kampfeinlagen und Stunts, die wir schon hundertmal zuvor gesehen haben. Und vor allen Dingen unnötig. Doch trotzdem unterhaltsam, wenn man sich darauf einlässt oder generell ohne irgendwelche Erwartungen in den Film geht.

    Fazit

    Heiner Gumprecht - Portraitvon Heiner Gumprecht
    Dumm kracht gut

    Dieser vermeintliche Abschluss der Filmreihe erfüllt so ziemlich jedes Klischee, das ihr schon einmal über Videospielverfilmungen gehört habt: ein mieser Plot, austauschbare Nebencharaktere, bekloppte Wendungen und halbgare Erklärungsversuche, abgedroschene Action-Einlagen und verwackelter 3-D-Effekt inklusive. Ein Film, den ich nur den wirklich harten Fans der Vorgänger empfehlen kann.

    Kommentarezum Artikel