Test - Project Zero 2: Wii Edition : Zwillinge mit Kamera
- Wii
Für Asiaten scheint es nichts Gruseligeres zu geben als kleine Mädchen, die dringend zum Friseur müssen. "The Ring" hat es im Kino vorgemacht und Project Zero den Prototyp japanischen Horrors ins Wohnzimmer gebracht. Der erste Teil von Tecmo Koeis Geisterserie erfreute sich einer eingeschworenen Fan-Gemeinde, doch erst durch die Fortsetzung Crimson Butterfly für die PlayStation 2 bekam die Reihe Kultcharakter. Heute wird dieser von Fans immer noch als bester Teil der Serie bezeichnet und will nun mit einigen Erweiterungen und dezentem Facelift auch Wii-Besitzer terrorisieren.
Die Zwillinge Mio und Mayu haben seit einem Unfall ein sehr enges Verhältnis zueinander. Als Kind ist Mayu bei einem Waldspaziergang in die Botanik gekracht und kann sich seitdem nur noch humpelnd fortbewegen. Schwesterchen Mio hat daraufhin geschworen, ihre Schwester nie mehr allein zu lassen. Bei einem Besuch der Unfallstelle wird das Versprechen auf ziemlich unangenehme Weise auf die Probe gestellt: Mayu läuft urplötzlich und ziemlich fix tiefer in den Wald, in den ihr Mio als gute Schwester umgehend folgt.
Gestrandet in der Vergangenheit
Am Ende des Weges erreichen die beiden ein scheinbar verlassenes Dorf, das nach einer lokalen Legende vor einigen Jahren verschwunden ist. Als wären die verwahrlosten Häuser nicht schon Warnsignal genug, beschließen Mio und Mayu, mitten in der Nacht ein bisschen Sightseeing zu betreiben, und folgen einer jungen Frau, die langsam durch die Straßen des Dorfes wankt. Natürlich sind die beiden Mädels alles andere als allein und machen schon bald Bekanntschaft mit den ehemaligen Dorfbewohnern. Diese wurden durch ein besonderes Ereignis in der Vergangenheit zu äußerst aggressiven Geistern, die sich Mio nur mithilfe der Camera Obscura, einer mysteriösen Fotokamera, vom Leibe halten kann. Zusammen mit Mayu macht sie sich daran, das Rätsel um das Dorf zu lösen – verlassen können es die Schwestern sowieso nicht mehr.
Auf Fototour durchs Geisterdorf
Auf der Suche nach einem Ausweg durchstreift ihr Bruchbuden, zerstörte Tempel und alte Gefängnisse. Anders als in der PS2- oder Xbox-Version ist die Position der Kamera nicht mehr fest vorgegeben. Stattdessen rückt ihr Mio in einer neuen Third-Person-Sicht ziemlich nah auf die Pelle. Einerseits verschwinden dabei vor allem für Kenner des Originals einige beklemmende Kameraperspektiven und mancher Schreckmoment, weil er vom neu designten Kleidchen der Spielfigur verdeckt wird. Andererseits erzeugt die Perspektive ein passendes klaustrophobisches Gefühl, weil ihr nun nicht mehr sehen könnt als die Heldin.
Sobald ihr die Camera Obscura gefunden habt und ab dann regelmäßig von Geistern heimgesucht werdet, wechselt ihr zum Angriff in die Egoperspektive und fotografiert eure Piesacker, um ihnen ihre Energie zu entziehen. Dabei müsst ihr den richtigen Moment abwarten, um möglichst viel Schaden anzurichten, und vor allen Dingen herausfinden, aus welcher Richtung die sich teleportierenden Geister überhaupt angreifen. Dieser Teil läuft dank Wii-Remote endlich flüssiger ab als mit einem Controller. Kein Gegner wird euch mit derselben Strategie angreifen und die Seelen der Toten kommen in zig verschiedenen Formen daher, die jeweils darstellen, wie die entsprechende Person gestorben ist. Einige Auftritte und Designs hat Tecmo Koei überarbeitet und aus dem gleichzeitig erscheinenden Spirit Camera für den 3DS übernommen.
Hauptsächlich geht es für Mio darum, den Weg zu einem neuen Abschnitt zu finden oder nach einem Gegenstand zu suchen, der die Geschichte vorantreibt. Die Schauplätze des verschwundenen Dorfes sind relativ offen, doch wird Mios Suche nach einem Happy End für alle Beteiligten sehr linear erzählt. Dafür kann Project Zero 2 auf der Wii mit vielen unheimlichen und so manchen erschreckenden Momenten aufwarten, von denen einige extra für die Wii-Fassung neu geschrieben wurden.
Ebenfalls neu ist ein Gimmick beim Aufheben von Gegenständen und dem Öffnen von Türen: Ihr müsst nun die A-Taste bis zum tatsächlichen Aufheben gedrückt halten. Ab und zu kommt es vor, dass Mio beim Ausstrecken ihrer Hand von einem Geist überrascht wird, den ihr möglichst schnell abschütteln müsst. Habt ihr gerade keine Lust, der Handlung zu folgen, könnt ihr vom Hauptmenü aus zusammen mit einem Freund ein Spukhaus erkunden, wo die Schreckmomente zufällig vom Spiel ausgewählt werden.
Neben den bereits bekannten Endsequenzen beinhaltet die Wii Edition einige neue Filme, die ihr aber erst nacheinander durch erneutes Durchspielen freischaltet. Das gesamte Spiel wurde von professionellen, größtenteils britischen Sprechern neu vertont. Die neue Version kann die hölzerne Originalsynchronisation mit links abhängen, die schauerliche Sound-Kulisse wurde zum Glück beibehalten.
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