Test - Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas : Zelda fürs Smartphone
- Mob
Der kleine Junge segelt mit seinem Holzboot über den Ozean, das Schwert zur Siegespose in den Himmel gereckt, die Wuschelfrisur im Nacken zum Zopf gebunden. Im Prinzip fehlt nur noch die grüne Zipfelmütze, um die Illusion komplett zu machen, denn Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas ist eine Zelda-Kopie, wie sie im Buche steht – zahlreiche Dungeons, Zauber und Waffen inklusive. Sogar die obligatorischen Herz-Container sowie die musikalische Untermalung erinnern unweigerlich an Nintendos Abenteuerserie. Beim Versuch, einem solch großen Vorbild nachzueifern, kann man eigentlich nur scheitern. Die Entwickler von FDG Entertainment beweisen bravourös das Gegenteil.
Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas macht keinen Hehl daraus, Nintendos Zelda-Serie in jeglicher Hinsicht zu kopieren, sei es bei der Grafik, der Akustik oder der generellen Spielmechanik. Ihr steuert einen kleinen, namenlosen Jungen, der eines Tages allein in seinem Zelt aufwacht und einen Brief seines verschwundenen Vaters vorfindet. Der ist Hals über Kopf aufgebrochen, um eine Kreatur namens Oceanhorn zu finden. Eure Aufgabe ist es nun, eurem Paps nachzueilen und herauszufinden, was es mit dem sagenumwobenen Monster auf sich hat. Die spannende Geschichte wird teils in hübschen Videosequenzen, teils in Form von Tagebucheinträgen eures Vaters erzählt. Nach und nach stolpert ihr über mehr dunkle Geheimnisse, die wir hier natürlich nicht verraten wollen. Nur so viel: Selten hat ein iOS-Rollenspiel so viel Wert auf eine packende Handlung gelegt.
Motivierendes Rollenspiel
Beflügelt von der Neugier macht sich der tapfere Held auf die Reise. Im Laufe des Abenteuers macht ihr 13 unterschiedliche Schauplätze nebst jeweils eigenen Dungeons unsicher, die mit allerhand Monstern und Kopfnüssen gespickt sind. So balanciert ihr etwa über Holzbretter und betätigt Hebelmechanismen, knüppelt reihenweise Ratten, Kobolde und andere Fantasiegestalten nieder und knobelt euch durch mal mehr, mal weniger anspruchsvolle Rätsel, um schließlich die begehrte Schatztruhe zu knacken, die im Inneren eines jeden Tempels wartet – und nicht selten von einem gigantischen Bossmonster bewacht wird. Die Vorfreude auf einen neuen Gegenstand zieht euch förmlich von einer Gruft zur anderen, denn nichts ist befriedigender, als nach stundenlanger Suche mit rauchendem Kopf und glühenden Fingern endlich das lang ersehnte Extra zu bergen.
Dabei stehen das ausgeklügelte Level-Design sowie die hervorragende Touchscreen-Bedienung der Abenteuerlust nicht im Weg: Häufig müsst ihr Dungeons mehrmals in Angriff nehmen, um auch die letzte Goldmünze in der hintersten Levelecke zu erreichen. Habt ihr anfangs nämlich lediglich Schwert und Schild im Rucksack, ergattert ihr schon bald Sprengbomben, Pfeil und Bogen oder magische Stiefel, mit denen ihr über Abgründe springen könnt, die zuvor noch ein unüberwindbares Hindernis waren. Darüber hinaus wandern im Laufe des Abenteuers diverse Zauber in eure Tasche. Weil ihr zudem durch das Abhaken etlicher Miniaufträge Erfahrungskristalle erhaltet und mit steigendem Rang ständig neue Boni winken, können sich selbst Wandermuffel dem hohen Suchtfaktor nur schwer entziehen. Wer alles entdecken will, ist locker 13 bis 15 Stunden beschäftigt.
Zauberhaft schönes Abenteuer
Abgerundet wird das motivierende Erlebnis durch eine wunderschöne 3-D-Grafik. Es ist wirklich bemerkenswert, wie fantastisch Oceanhorn auf iOS-Geräten aussieht: Die Landschaften geizen nicht mit sehenswerten Details und allem voran die Lichteffekte sorgen für offene Münder. Untermalt wird das Ganze von einer fabelhaften Klang- und Geräuschkulisse, die aus der Feder namhafter Videospiel-Musikkomponisten wie etwa Kenji Ito (Sword of Mana) sowie Nobuo Uematsu (Final-Fantasy-Serie) stammt. Möchte man Oceanhorn unbedingt etwas negativ ankreiden, dann findet man bei den teils seichten Hebel- und Schalterrätseln einen Grund zum Meckern. Und, ja, der Grafikpracht halten ältere iOS-Geräte nicht immer stand, sodass manchmal die Bildrate einknickt. Davon abgesehen ist der Titel ein absoluter Pflichtkauf – Zelda-Klon hin oder her.
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