Test - Machinarium : I, Robot
- PC
Wie oft flattern einem schon wirklich originelle oder zumindest etwas andere Adventures auf den Schreibtisch? In den letzten Jahren waren das vor allem Edna bricht aus und The Whispered World aus dem Hause Daedalic. Mit Machinarium hat der Publisher jetzt ein Adventure unter seine Fittiche genommen, das sich mit Sicherheit wieder vom Einheitsbrei abhebt. Vielleicht sogar noch mehr als die genannten Beispiele, denn Machinarium wurde von Amanita Design entwickelt, die schon für die abgehobenen und hochgelobten Samorost-Spiele verantwortlich waren. Das lässt auf einiges hoffen.
I, Robot
Dem kleinen Roboter Josef hat das Schicksal übel mitgespielt: In seine Einzelteile zerlegt landet er auf einem Schrottplatz und muss nun nicht nur sich selbst wieder zusammensetzen, sondern auch noch einen Weg zu seiner Freundin in der Roboterstadt finden. Damit nicht genug, kommt er dort auch noch einer Verschwörung auf die Spur, die von bösen Blechkerlen angezettelt wurde, die ihm schon in seiner Roboterkindheit das Leben schwer gemacht haben.
Zugegeben, die Geschichte klingt etwas dünn und wird auch im Verlauf des Spiels nicht wesentlich dramatischer. Dass sich dies nicht negativ auf das Spiel auswirkt, liegt vor allem daran, dass Machinarium in vielerlei Hinsicht völlig andere Wege geht als das durchschnittliche Point-&-Click-Adventure. Denn nicht die Geschichte, sondern die Rätsel treiben das Spiel an., Es ist vor allem dem Szenario zu verdanken, in dem mechanisch-logische Rätsel völlig glaubwürdig erscheinen, dass diese dabei nicht zum Selbstzweck verkommen.
Der Rest ist Schweigen
Die Roboterwelt wirkt dabei gar nicht so sehr futuristisch, sondern scheint eher einer Steampunk-Phantasie von Jules Verne entsprungen zu sein. Mit seinen erdfarbenen Tönen, all den Rohren, Rost und Bolzen sowie den herrlich verschrobenen und unendlich vielfältigen Robotern ist jedes Bild ein Hingucker und verdient in dieser Hinsicht auf jeden Fall das Prädikat „künstlerisch wertvoll". Dasselbe gilt auch für die Musik, die zwar unauffällig, aber überaus passend die Atmosphäre dieses spielerischen Kleinods unterstreicht. Wie gut der Soundtrack aber wirklich ist, davon kann sich jeder auch außerhalb des Spiels überzeugen, da netterweise eine Soundtrack-CD beigelegt wurde.
Nichts zu hören gibt es hingegen von den Protagonisten, denn das gesamte Spiel kommt quasi als Stummfilm daher, in dem Dialoge oder auch Erinnerungen und Hinweise nur als krude gezeichnete Denkblasen dargestellt werden. Das ist wirklich originell und hebt sich angenehm von der Geschwätzigkeit anderer Adventures ab (wobei das genaue Gegenteil wie im hauseigenen Edna bricht aus natürlich auch ein absoluter Pluspunkt sein kann). Grafisch ähnlich und ebenso originell ist die eingebaute Komplettlösung, die bei Bedarf für jedes Level mit einem Minispiel freigeschaltet werden kann. Zudem gibt es immer einen Hinweis zur Lösung des aktuellen Rätsels umsonst.
Das Hirn denkt mit
Sonst hält sich das Spiel mit Hilfen eher bedeckt: Es ist keine Hotspot-Anzeige vorhanden und auch Rückmeldungen für Aktionen fallen fast komplett unter den Tisch. Das ist aber nicht allzu dramatisch, da Machinarium mit einem moderatem Schwierigkeitsgrad an den Start geht, der sich dann im Weiteren nach oben schraubt - so sollten auch Einsteiger keinerlei Probleme haben, sofern denn die Rätsel ihre Sache sind. Neben gut platzierten Minispielen sind auch in Machinarium größtenteils Kombinationsrätsel zu lösen, die aber immer mit reichlich logischen und mechanischen Problemen gekoppelt sind. Das macht Spaß und hält das Hirn am Laufen.
Typische Adventure-Fallen, wie überquellendes Inventar und ewig lange Laufwege, kennt Machinarium nicht. Die Rätsel beschränken sich auf einen oder nur wenige Bildschirme, es gibt recht wenige Hotspots und Gegenstände, die nach Gebrauch einfach weggeworfen werden. Alles, was Josef benötigt, findet er vor Ort. Hier schlägt leider eine Macke des Spiels zu, denn aufgrund fehlender Hotspot-Anzeige müssen die Gegenstände natürlich erst einmal entdeckt werden. Hotspots werden aber erst angezeigt, wenn sich der kleine Roboter direkt neben ihnen befindet.
Das wäre weiter kein Problem, da die Bildschirme nicht allzu groß sind und die meisten Gegenstände zum Glück etwas hervorgehoben werden. Unpraktisch ist nur, dass sich manchmal der Mauszeiger zur Anzeige eines Hotspots erst dann verändert, wenn Josef die richtige Höhe hat. Richtig gelesen: Unser Roboterfreund kann sich nicht nur in zwei Dimensionen bewegen und etwas greifen, sondern auch seine Größe zu „ausgefahren" und „gestaucht" ändern. Diese Möglichkeit wird des Öfteren im Rätseldesign eingesetzt. Dadurch müsst ihr hier und da alle drei Optionen ausprobieren, ehe ihr einen Gegenstand erkennen und benutzen könnt.
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