Test - Logitech G Pro X : Der Sprung in die Headset-Elite
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Das Headset-Portfolio von Logitech zeigte sich in den letzten Monaten ein wenig gemischt. Klanglich zwar immer ordentlich bis sogar sehr gut, haperte es zuweilen an der Verarbeitung oder der Bedienbarkeit. Mit dem nagelneuen Logitech G Pro X startet der Hersteller nun den nächsten Versuch. Man merkt schnell, dass Logitech bei dem 129 Euro teuren Headset keine Kompromisse eingehen wollte und Nägel mit Köpfen gemacht hat.
Schon das Auspacken wird zu einer angenehmen Überraschung, allein schon von der Ausstattung her. Da fehlt gar nichts. Zwei Klinkenkabel mit unterschiedlichen, sinnvollen Längen für PC, Notebook, Konsole oder mobilem Gerät, Y-Weiche, Bedienteile inklusive. USB-Soundkarte. Abnehmbares Mikrofon. Ersatzohrpolster mit weichem Stoffbezug. Aufbewahrungsbeutel. Absolut vorbildlich, was Logitech in den schicken Karton gestopft hat und selbst für teurere Headsets keine Selbstverständlichkeit.
Auch das Headset hinterlässt sofort einen guten Eindruck. Logitech verzichtet auf Gaming-Spielereien wie Beleuchtung oder bunt gefärbte Zierelemente, sondern bleibt bei mattem Schwarz mit schicken Metallblenden an den Ohrmuscheln. Das G Pro X kann man eindeutig auch in der Öffentlichkeit aufsetzen, ohne sich zur Lachnummer zu machen. Der robuste, durchgehende Metallbügel wirkt unkaputtbar, zumal er sich ohne Widerrede drehen und biegen lässt. Einzig die Spiralkabel zwischen Ohrmuschel und Kopfband wirken einen Tick fragwürdig, aber die Lösungswege an dieser Stelle sind begrenzt.
Das breite, weiche Kopfpolster ist mit Kunstleder bezogen und sauber verarbeitet. Die Ohrmuscheln sind zwar nicht drehbar angebracht, dank des flexiblen Kopfbügels ist das aber vertretbar. Die ovalen Ohrmuscheln verfügen über weiche Ohrpolster mit Kunstlederbezug, die gegen beiliegende Alternativen mit Stoffbezug ausgetauscht werden können. Zwar dämpfen erstere ein wenig besser, die Stoffalternative empfiehlt sich aber bei warmem Wetter oder sehr langen Sitzungen.
Der Tragekomfort des etwa 320 Gramm schweren Headsets überzeugt voll und ganz. Das G Pro X sitzt zwar straff, aber ohne Druck und kann ausreichend weit verstellt werden. Auch bei mehrstündigen Sitzungen mit Brille hatten wir überhaupt keine Probleme. Aufsetzen und vergessen, so soll ein Headset sein und das G Pro X schafft das ziemlich gut. Bedienelemente direkt am Headset gibt es übrigens nicht, die sind in Form von Bedienteilen an den beiden Klinkenkabeln angebracht und beschränken sich auf Lautstärkeregler und Mikrofontaste.
Das Headset entpuppt sich als Allrounder, das sowohl via USB am PC als auch via 3,5-mm-Klinke an Konsolen, mobilen Geräten oder Gamepads angeschlossen werden kann. Dank des USB-DACs verfügt ihr am PC aber über deutlich mehr Möglichkeiten, denn zusammen mit der G-Hub-Software wird dann auch DTS Headphone:X 2.0 unterstützt, zudem stehen euch dann unzählige Einstelloptionen zur Verfügung, darunter auch die angepriesene Blue-Voice-Technologie, die dem Mikrofon zugute kommt. Dazu gleich mehr.
Bestückt ist das G Pro X mit 50 mm Pro-G-Treibern, eine Eigenentwicklung von Logitech. Die Treiber arbeiten mit dem üblichen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz bei einer Impedanz von 35 Ohm. Und diese Treiber können was. Schon im Analogbetrieb am Gamepad oder am Smartphone liefern die Membranen einen satten, warmen und sehr ausgewogenen Klang. Die Bässe sind kräftig, die Mitten können sich prima durchsetzen und die Höhen sind klar und angenehm.
Beim Zocken verschiedener Spiele an der Konsole gibt es überhaupt nichts zu nörgeln. Feuergefechte haben den nötigen Wumms, Sprache ist gut verständlich, die Richtungswahrnehmung ist prima und orchestrale Soundtracks machen wirklich Freude damit. Auch bei Filmen und Videos fanden wir nichts am Klang auszusetzen. Selbst bei Musik macht das Headset eine erfreulich gute Figur und ging auch mit 24-bit FLAC-Files gut um.
Am PC geht aber noch deutlich mehr, dort zieht das G Pro X dann dank Software und DAC alle Register. Das G Hub bietet eine Unmenge an Anpassungsmöglichkeiten, aber wiederum nicht so viel, dass der Nutzer überfordert wird. 5-Band-EQ, eine Reihe von vorgegebenen Presets (teils von Esportlern erstellt) und Lautstärkeregler für Mikrofon, Game-Sound und Mikrofon-Monitoring sind vorhanden. Hinzu kommt der DTS-Surround-Modus, der mit noch weiteren Optionen glänzt, darunter eine Super-Stereo-Einstellung sowie die Möglichkeit, die Lautstärke der räumlichen Bereiche separat zu regeln. Beim Zocken ein wirklich toller Klang, den man in dieser Preisklasse kaum erlebt. Ganz stark.
Auch beim Mikrofon, normalerweise der dickste Schwachpunkt von Gaming-Headsets, geht Logitech in die Vollen. Das Mikrofon leistet so schon gute Arbeit, wird mit aktiviertem Blue Voice aber nochmals aufgewertet. Dann stehen euch nämlich weitere Einstellungen zur Verfügung, die kaum einen Wunsch offen lassen. Output-Level, Gain, 3-Band-Voice-EQ, High-Pass-Filter, Noise Reduction, Gate, Kompressor und Limiter stehen zur Auswahl und können nach Wunsch konfiguriert werden.
Auch hier sind Presets vorhanden und es gibt die Möglichkeit, eigene Konfigurationen zu erstellen. Praktischerweise könnt ihr hierzu ein Sprachsample aufzeichnen und könnt damit nach Belieben herumspielen. Derart umfangreiche Einstellmöglichkeiten fürs Mikrofon haben wir bei einem Gaming-Headset noch nicht gesehen. Der Aufwand lohnt sich, denn mit passenden Einstellungen arbeitet das Mikrofon des G Pro X auf extrem hohen Niveau für diese Preisklasse. Was uns zu dem Schluss führt, dass das neue Logitech-Headset tatsächlich in allen Bereichen voll und ganz überzeugen kann.
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