Test - LEGO Der Herr der Ringe (iOS) : Herr der Bauklötzchen
- Mob
LEGO – vier Buchstaben, ein Massenphänomen. Die genoppten Bauklötzchen dürfen in keiner Spielzeugkiste fehlen, aber auch auf dem heimischen Bildschirm entfachen die LEGO-Spiele sofort den typischen Sammel-und-Bastel-Wahn, dem sich selbst Erwachsene nicht entziehen können. Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung von LEGO Der Herr der Ringe wandern Frodo Beutlin und seine Gefährten nun auch auf Apples iOS-Geräte. Wir haben den Proviantbeutel gepackt, allerhand bunte Steinchen zusammengebaut und geprüft, wie das Hosentaschenabenteuer den Umzug auf den Touchscreen überstanden hat.
Kaum habt ihr das Spiel gestartet, werdet ihr sofort in die Action geworfen: Keulen schwingende Orks stampfen mit den Füßen zum Rhythmus der Kriegstrommel; in der Ferne spucken Vulkane glühend heiße Lavaklumpen. Diese Szene, in der Isildur auf dem Schicksalsberg Sauron den Finger abschlägt, erkennen Fans der Roman- und Filmvorlage sofort wieder – nur dass hier alle Kulissen aus bunten Bauklötzchen gebaut wurden und sich die Helden als Plastikfigürchen mit genoppten Köpfen und ungelenken Greifhändchen entpuppen. Der charmante LEGO-Anstrich steht dem Abenteuer auch in der iOS-Variante hervorragend, obschon ihr aufgrund der technischen Limitierungen einige optische Abstriche, wie etwa weniger detaillierte Umgebungen, in Kauf nehmen müsst.
Der Herr der Ringe in Klötzchenform
Davon abgesehen orientiert sich die mobile Variante stark am großen Konsolenbruder und lässt euch die Geschehnisse der drei Kinofilme nacherleben. So flieht ihr auf dem Weg nach Bree vor einem finsteren Schattenreiter, schickt einen Trollhünen in Bruchtal auf die Matte und knobelt euch durch die Minen von Moria. Die über 20 unterschiedlichen Spielabschnitte sind allesamt abwechslungsreich gestaltet und fesseln euch über zehn Stunden vor den Bildschirm – für ein mobiles Smartphone- und Tablet-Spiel keine Selbstverständlichkeit. Ebenfalls erfreulich: Die schönen Videosequenzen, die zwischen den Missionen die Handlung vorantreiben, wurden endlich verständlich vertont und belästigen euch nicht mehr mit kindischem Fantasiegebrabbel. Warum in den Filmschnipseln jedoch ausschließlich die englischen Originalsprecher aus den Filmen zu hören sind, wohingegen das Spiel ansonsten in deutscher Sprache gehalten ist, bleibt ein Rätsel.
Bei der Umsetzung eines Videospiels für Touchscreen-Geräte stellt der Mangel an echten Tasten oftmals eine große Hürde dar. Den Entwicklern gelingt hier jedoch der Spagat – wenn auch mit leichten Zerrungen. Weil der Titel auf virtuelle Bedienelemente verzichtet und ihr Feinde zum Vermöbeln explizit antippen müsst, verkommen die Kämpfe vor allem auf dem iPhone und dem iPod touch aufgrund der kleineren Bildschirmgröße zur Geduldsprobe. Auch Sprungeinlagen und Kletterausflüge enden oftmals mit dem ungewollten Freitod. Hat man sich jedoch einmal an die hakelige Bedienung gewöhnt und verzeiht kleinere Bedienfehler, avanciert LEGO Der Herr der Ringe zur mobilen Spaßgranate, zumal ihr abermals dutzende Rätsel knacken und allerhand Extras freischalten könnt. Kleiner Wermutstropfen: Der spaßige Kooperativmodus bleibt der PC- und der Konsolenversion vorbehalten.
Zauberhaft schönes Abenteuer
Wer ausschließlich dem roten Faden folgt, verpasst das halbe Spiel, denn nach dem ersten Durchgang lassen sich sämtliche Abschnitte noch mal im freien Modus angehen, um alle Geheimnisse aufzustöbern. Dazu müsst ihr wie gewohnt die Fähigkeiten sämtlicher Charaktere kombinieren: Während etwa Samweis gerne mit Feuersteinen zündelt und versteckte Klunker mit seiner Schaufel aus dem Erdreich gräbt, fischt Pippin dank Anglerausrüstung ein paar Fische aus dem Tümpel. Dabei wurden alle Aktionen an den berührungsempfindlichen Bildschirm angepasst und interaktiv gestaltet. Dessen ungeachtet überzeugt das Spiel grafisch dank seiner zauberhaften Gestaltung, der Howard Shores unheimlich eindringliche Kompositionen das Sahnehäubchen aufsetzen.
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