Test - Haunted : Who ya gonna call?
- PC
Deck 13 ist wieder da! Nach den ausgezeichneten Ankh-Teilen und dem gerade noch guten Jack Keane sowie dem Qualitätscomeback Black Sails sind die Erwartungen an das nächste Adventure des deutschen Entwicklerstudios hoch. Viele Jahre befand sich Haunted bereits in der Entwicklung, bevor es irgendwann eingestampft wurde. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger. Am 19. August ist es endlich so weit und der Titel kommt in die Händlerregale. Wir haben uns bereits jetzt durch Haunted gegruselt.
Bevor wir uns genauer mit dem Spiel beschäftigen, müssen wir aber unsere Aussage vom obigen Absatz relativieren. Gegruselt haben wir uns nämlich nicht – und das, obwohl sich Haunted intensiv mit Geistern befasst und es Protagonistin Mary an allerlei schaurige Orte verschlägt - von den Gassen Londons bis ins düstere Moor Schottlands. Sogar eine Kirche, in der es spukt, dürfen wir besuchen, Friedhof und Gräber inklusive. Gruselig ist Haunted aber trotz allem nicht. Das Adventure versprüht immer noch den Deck-13-typischen humorvollen Charme und lädt oft zum herzhaften Lachen ein. Auch das quietschverliebte Art-Design trägt seinen Teil dazu bei, dass Hauntedzwar atmosphärisch, aber eigentlich nicht zum Gruseln ist. Und das will es ja ohnehin nicht sein.
Alleine unter Geistern
Doch warum reist Mary eigentlich durch halb Großbritannien und in solch gefährliche Gefilde? Die Antwort ist einfach: Die zunächst als Straßenmädchen vorgestellte Heldin der Geschichte sucht nach ihrer Schwester, die am Ort ihres Todes als Geist ihr Unwesen treibt. Dies vermutet Mary jedenfalls, nachdem sie unfreiwillig die Bekanntschaft mit einem Geist machte: Oscar der Schreckliche, besser bekannt als Oscar der Klägliche. Er ist einer der insgesamt sechs Geister, die Mary während des Abenteuers mehr oder weniger hilfreich zur Seite stehen. Zu ihm gesellen sich unter anderem der sich im Selbstmitleid suhlende ehemalige schottische Kriegsheld William Wallace und der Flaschengeist Konfuzius, der allerlei philosophische Sprüche auf Lager hat. Humor wird in Haunted trotz der vermeintlich gruseligen Geschichte und Schauplätze großgeschrieben, und der geht auch prima auf. Es gibt eine Menge zu lachen; vor allem dann, wenn sich Oscar und William mal wieder streiten. Haunted ist eben Deck13, wie man es kennt und liebt. Wer Ankh oder Jack Keane gespielt hat, weiß Bescheid.
Die sechs Geister dienen aber nicht nur zum Anregen der Lachmuskeln, sie haben auch einen spielerischen Zweck. Jeder von ihnen besitzt nämlich einzigartige Fähigkeiten, die Einfluss auf das Rätsel-Design nehmen. Beispielsweise ist William der Mann fürs Grobe und kann sämtliche schweren Gegenstände bewegen, die irgendwie mit dem Tod zu tun haben. So kann er Leichenkutschen oder Holzpflöcke hochheben oder sogar entgleiste Eisenbahnen wieder auf die Schienen hieven. Konfuzius dagegen kann sich in alle Aggregatszustände verwandeln. Besonders interessant sind die Rätsel, in denen man verschiedene Fähigkeiten der Geister kombinieren muss. Leider gibt es davon insgesamt aber zu wenige, die meiste Zeit verbringt man genretypisch mit dem Sammeln und Verwenden von Objekten sowie dem Führen von Dialogen. Immerhin macht das durchweg Spaß – nur werden Adventure-Profis eher selten richtig gefordert.
Hässlich, aber doch irgendwie hübsch
Die Deck-13-Spiele haben alle eins gemeinsam: Sie sehen trotz offensichtlicher technischer Schwächen ungemein hübsch und liebenswert aus. Seit Ankh folgt das Entwicklerstudio dieser Tradition, und daran hat sich mit Haunted nichts geändert. Die Texturen sind wieder einmal aus der Nähe betrachtet erschreckend karg und die Animationen ebenfalls nicht auf der Höhe der Zeit. Mary betritt eine Kutsche zum Beispiel mit der gleichen Laufanimation wie beim Gehen auf dem Boden. Dank des exzellenten Art-Designs macht das Spiel das jedoch sofort wieder wett! Denn alle kleinen verbesserungswürdigen Puzzleteile ergeben insgesamt doch ein ausgesprochen hübsches Ganzes – klasse! Spiele wie die von Deck 13 sind optimale Beispiele dafür, dass auch technisch maue Spiele durch ein tolles Art-Design sehr schön aussehen können. Die vielen hässlichen Grafik-Bugs dagegen sind schlichtweg schlampig – werden aber wohl mit dem bald erscheinenden Patch behoben.
Haunted sieht nicht nur fein aus und spielt sich gut, es klingt auch richtig toll. Die deutsche Sprachausgabe ist stimmig und mit genau der richtigen Portion Emotion versehen und die Hintergrundmusik untermalt die Geschehnisse mehr als nur treffend. Leider hat man Haunted jedoch nach bereits sieben bis acht Stunden durchgespielt. Für ein Adventure ist diese Spielzeit zwar annehmbar, Konkurrenten wie The Book of Unwritten Tales sind allerdings gut und gerne doppelt so lang. Wir würden uns wünschen, dass Deck 13 die kommenden Titel wie Jack Keane 2 auch hinsichtlich des Umfangs etwas aufbohrt. Immerhin ist die Spielzeit eine deutliche Steigerung gegenüber Black Sails.
Kommentarezum Artikel