Test - Fist of the North Star: Ken's Rage : Hokuto no Ken!
- PS3
- X360
Wenn in Japan etwas zum Klassiker erklärt wird, dann aber richtig. Das erste Kapitel des Original-Mangas namens „Hokuto no Ken" ist fast 28 Jahre alt und trotzdem beliebt wie eh und je. Neben einer episch langen Anime-Serie, qualitativ stark schwankenden Verfilmungen und diversen Spin-offs erscheinen seit den 80er-Jahren regelmäßig Umsetzungen für die heimischen Konsolen. Die mittlerweile 21. Ausgabe ist eines der ganz wenigen Fist-of-the-North-Star-Spiele, das auch Nichtjapaner zu sehen bekommen. Fragt sich nur, ob die ziemlich brutale Saga auch den Rest der Welt so von sich begeistern kann, wie sie es im Fall der ostasiatischen Insel geschafft hat.
Mach's kaputt, wir pflanzen es neu
Wie oft haben japanische Zocker schon erlebt, dass die Erde durch einen vernichtenden Atomkrieg in die Steinzeit gebombt wird? Wie oft haben sie ihrem Helden Kenshiro dabei geholfen, seine Geliebte in einer postapokalyptischen Welt zu finden, ein stummes Mädchen zu heilen und dessen Dorf gegen einen Haufen Biker zu verteidigen? Anscheinend schon etliche Male, deshalb sollte es für Fans der Serie auch kein großes Problem sein, die einzelnen Levels zuordnen zu können. Für Einsteiger bringt das allerdings ein Problem mit sich, da sich die Geschichte nur durch das Lesen der Mangas oder eine Recherche im Internet nachvollziehen lässt, denn Ken's Rage presst leider nur die Highlights aus 342 Manga-Kapiteln in eine Handvoll spielbarer Missionen.
So wie es aussieht, zog Kenshiro mit seiner Freundin Yuria durch die Gegend und pflanzte zwischendurch ein paar Samen, um die Pampa wieder grün zu machen. Da Yuria für Frauen im Neo-Mittelalter aber ganz gut aussieht, wurde einer von Kenshiros Kampfbrüdern eifersüchtig, entführte sie und massierte ein paar ganz spezielle Druckpunkte an Kenshiros Oberkörper. Eigentlich hätte dieser daraufhin platzen müssen, doch irgendwie hat es der Pflanzenheld geschafft, das Attentat zu überleben. Praktisch, dass Kenshiro ebenfalls die geheime Kampfkunst Hokuto Shinken beherrscht und einmal quer über die zerstörte Erde rennt, um seine Freundin zu retten.
Mit Kopfschmerzen in der Wüste
Ja, der Plot ist recht simpel. Zumindest im Manga gibt es noch ein paar komplizierte Wendungen, die Kenshiro die Suche erheblich erschweren. In Ken's Rage lässt sich davon allerdings nur wenig finden. Wie oben bereits erwähnt, können nur Fans der Aneinanderreihung von Kampfschauplätzen folgen, da wichtige Informationen einfach weggelassen werden. Das Spielkonzept folgt der Devise und beschränkt sich auf das Wesentliche: Im gängigen Dynasty-Warriors-Stil rennt ihr durch Schlauchlevels und verprügelt mit recht simplen Kombos und ein paar wenigen Spezialattacken alles, was euch in die Quere kommt. Dabei ist Ken's Rage allerdings weit davon entfernt, an die Massenschlachten des Vorbilds heranzukommen.
Statt großer Armeen gibt es eher überschaubare Gegener, denen ihr nicht ausweichen könnt. Häufig wird das Areal, in dem ihr kämpft, abgeschottet und erst wieder geöffnet, wenn alle Punks, Leibwächter oder Psychopathen plattgemacht wurden. Diese Beschreibung ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn Kenshiros Angriffe stimulieren die Durchblutung seiner Gegner und lassen ihre Köpfe, Mägen und Oberkörper mit einem feuchten Knall zerplatzen. Dabei fällt negativ auf, dass keine Physik-Engine genutzt wird und die einzelnen Animationen nicht nahtlos ineinander übergehen.
Zwischendurch gibt es ein paar Bosse, die individuelle Angriffe beisteuern, aber nach demselben Prinzip umgehauen werden können. Und damit hätten wir auch alles, was im Spiel passiert. Zwar könnt ihr Basiswerte durch Erfahrungspunkte verbessern und im späteren Verlauf neue Charaktere freispielen, mit denen ihr eine eigene Geschichte durchkloppen könnt, doch wie es bei Dynasty-Warrior-Klonen so oft der Fall ist, ändert sich das Spielprinzip durch andere Kombos nur minimal. Dazu kommen eine durchschnittliche Grafik und eine solide, wenn auch teilweise etwas alberne englische beziehungsweise japanische Vertonung. Wenn der erbarmungslose Kenshiro, der gerade die Eingeweide einer 20-köpfigen Gang im Dorf verteilt hat, plötzlich sagt, dass es schrecklich sei, dass Kinder täglich Gewalt erleben müssten, kratzt man sich dann doch kurz am Kopf.
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