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Preview - Directive 8020 : Im neuen Dark-Pictures-Spiel trifft The Thing auf Alien

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Traditionell wird jeder neue Teil der Dark Pictures Anthology am Ende der Credits des vorherigen bereits mit einem Trailer angekündigt und so auch Directive 8020 im Abspann von The Devil in me. Allerdings ist das schon zwei Jahre her, und der Release wird auch noch bis 2025 dauern, während die Spiele vorher immer im Jahresrhythmus erschienen. Für den Auftakt der Season 2, wie sie die Entwickler nennen, nahmen sie sich diesmal etwas mehr Zeit für eine verbesserte Grafik und auch ein paar spielerische Neuerungen.

Jedes Spiel der Dark-Pictures-Reihe eifert einer ganz bestimmten Tradition klassischer Horrorfilme nach, und für Directive 8020 sind die Vorbilder so offenkundig, dass selbst die Entwickler von Supermassive Games sie offen und ehrlich aussprechen: „Directive 8020 ist im Grunde Das Ding aus einer anderen Welt meets Alien.“ Auch Einflüsse von Event Horizon sind unverkennbar. Ein Blick in den Trailer reicht, um exakt diese Assoziationen zu wecken.

Im Weltraum hört dich niemand abstürzen

Directive 8020 spielt in einer fernen Zukunft, in der die Erde im Sterben liegt. Letzte Hoffnung der Menschheit ist das Kolonieschiff Cassiopeia, das den 12 Lichtjahre entfernten Planeten Tau Ceti f besiedeln soll. Doch kaum dort eingetroffen, stürzt das Raumschiff ab, und ein außerirdischer Organismus breitet sich aus. Er übernimmt Crewmitglieder, entstellt sie fürchterlich und unterwirft sie seinem Willen.

In der relativ späten Szene im Spiel, die uns die Entwickler auf der Gamescom zeigten, hat er bereits große Teile des Raumschiffs infiziert und übernommen. In fleischigen Klumpen wächst er durch die Gänge des weitgehend in Trümmern liegenden Schiffes und ergreift wabernd von ihm Besitz. Wer das erst kürzlich erschienene Still wakes the Deep (Test) gespielt hat, kann sich ein Bild davon machen, denn dieses zitierte die gleichen Vorbilder in ähnlicher Weise, nur eben auf einer Bohrinsel statt auf einem Raumschiff. Oder man denke an The Callisto Protocol, aber ohne die Action.

Mittlerweile hat der Organismus etliche Besatzungsmitglieder mutiert, ihre Körper verwest und hässliche Geschwüre im Gesicht wachsen lassen. Als die Heldin einen Kameraden am Boden kauernd vorfindet und dieser ganz langsam den Kopf dreht, bis er seine widerlich verweste Haut zu erkennen gibt, zitiert Directive 8020 gar ganz offensichtlich die legendäre erste Begegnung mit einem Zombie in Resident Evil.

Natürlich wird der Body-Horror eklig und der Gore blutig, das eigentliche Grauen von Directive 8020 soll sich aber im Kopf abspielen. Denn weil der Alien-Organismus als Erstes das Gehirn der Wirtskörper befällt, kann niemand der Überlebenden sicher sein, wer der Kameraden noch er selbst ist und wem überhaupt noch zu trauen ist. Denn solange sich das Böse noch nicht durch eitrige Pusteln und geiferndes Zähnefletschen sichtbar zu erkennen gibt, kann es theoretisch überall und in jedem lauern.

Und zu allem Überfluss findet ihr euch mit der Besatzung der Cassiopeia in einem moralischen Dilemma von globalen Ausmaßen wieder: Denn wenn es euch am Ende gelingen sollte, euch selbst und eure Crew zu retten, so kann das gleichzeitig bedeuten, den Virus zum Rest der Menschheit zu schleppen und so deren Untergang zu besiegeln. Womöglich besteht die einzige Aussicht auf Erlösung in der Zerstörung des kompletten Raumschiffs und allem, was sich darauf befindet – einschließlich eurer selbst. Seid ihr gewillt, dieses Opfer zu bringen?

Dark Pictures: jetzt auch mit richtigem Gameplay?

Bisher folgten die Spiele der Dark Pictures Anthology dem einschlägigen Muster interaktiver Filme mit regelmäßigen Entscheidungen und gelegentlichen Quicktime-Eskapaden. Mit Directive 8020 scheinen die Entwickler aber deutlich mehr Gameplay auffahren zu wollen als üblich. So geben sie euch etwa diverse Werkzeuge in die Hand, die für kleinere Rätsel eingesetzt werden können.

Mit dem Schweißgerät etwa lassen sich Türen und Klappen von Sicherungskästen öffnen, und mit dem Scanner späht ihr wie im Film Aliens durch Wände nach lauernden Monstern. Letzteres ist auch nötig, denn erstmals enthält die Reihe auch Stealth-Elemente wie in Alien Isolation oder The Last of Us, bei denen ihr euch vor der Bestie im Dunkeln versteckt, heimliche Wege nehmt und tunlichst darauf achtet nicht bemerkt zu werden.

Wer auf solcherlei Spannungsmomente lieber verzichtet (oder sich einfach nur ungern ärgert, wenn die KI einen trotz aller Vorsicht mal wieder gefunden hat), der kann den Schwierigkeitsgrad für die Schleichpassagen übrigens auch runter- oder ausschalten.

Zwar bin ich skeptisch, ob die Dark-Pictures-Spiele diese Art von Gameplay-Zusatz vertragen, jedoch die Antwort der Entwickler, warum sie nötig seien, klingt zumindest in der Theorie plausibel: „Es geht um die Erfahrung von Angst“, erklären sie uns im Interview. „Und die ist einfach sehr viel stärker und unmittelbarer, wenn du selbst in dieser ohnmächtigen Situation bist, dem Monster ausgeliefert bist. Das lässt sich mit den Mitteln eines Films nur unzureichend erzeugen. Mit den Mitteln eines Spiels wirkt die Angst aber direkt auf dich selbst als Spieler. Das wollten wir mit den Schleichpassagen erreichen.“

007 im Weltraum

Die Hauptrolle in Directive 8020 übernimmt diesmal übrigens Schauspielerin Lashana Lynch. Sie trat vor allem durch ihre tragenden Rollen in The Woman King und Bob Marley: One Love in Erscheinung, dürfte vor allem aber als weibliche 007 im letzten James-Bond-Film Keine Zeit zu sterben in Erinnerung sein. Auch im Marvel-Universum spielt sie als Kollegin von Captain Marvel eine wiederkehrende Nebenfigur.

Abschließend noch ein interessanter Fun Fact zum Namen des Spiels: Hinter der Direktive 8020 verbirgt sich ein tatsächlich existierendes Verhaltensprotokoll der NASA zur Quarantäneprozedur für den Fall, dass Astronauten tatsächlich eines Tages in Kontakt mit außerirdischen Mikroben geraten. Nun, hoffen wir, dass das anders ausfallen wird wie im Spiel ...

Directive 8020 - gamescom 2024 Announcement Trailer

The Dark Pictures Anthology geht mit dem Sci-Fi-Survival-Horror-Titel Directive 8020 in die nächste Runde.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Endlich mal erwachsener Horror statt Teenager auf Schabernack. Aber verträgt die Reihe richtiges Gameplay?

Mit dem Auftakt der Season 2 macht die Dark Pictures Anthology grafisch mit der neuesten Unreal Engine anscheinend ein paar überfällige Schritte nach vorne, bleibt aber sonst natürlich weitgehend seiner Tradition verhaftet. Dass sie diesmal Sci-Fi-Monsterfilmen à la Alien und Body-Horror nach Art von The Thing nacheifert, dürfte sicherlich so manchen Fan in Verzückung versetzen, auch wenn die bislang gezeigten Szenen wie üblich auch recht abgeschmackt wirken. Diese Art von Horror gab es in Videospielen in letzter Zeit immerhin reichlich, von Callisto Protocol bis Still wakes the Deep, und bekanntlich geht es den Dark-Pictures-Spielen in erster Linie um die Hommage an die Tradition, nicht darum, dieser frische Impulse zu setzen.

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Mich freut am Setting vor allem aber auch, dass Directive 8020 nicht die üblichen nervtötenden Teenager-Rotzblagen auf Hetzjagd vor einem Killer schickt, sondern erwachsene, hoffentlich mal interessante Persönlichkeiten in moralische Zerreißproben spannt, in denen gar das eigene Überleben gegen das Wohl der gesamten Menschheit abgewogen werden muss.

Skeptisch bin ich allerdings, ob die Reihe zusätzliche Gameplay-Mechaniken verträgt. Schon im Vorgänger The Devil in me störten die unausgegorenen Rätsel eher als dass sie das Geschehen bereicherten. Und Stealth-Abschnitte können fürchterlich nerven, wenn sie handwerklich unsauber ausgearbeitet sind. Unzählige Horrorspiele, die auf der Erfolgswelle im Fahrwasser von Alien: Isolation reiten wollten, können ein Lied davon singen. Möge Directive 8020 die Töne treffen.

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