Test - Blades of Time : Quasi-Remake
- PS3
- X360
Als eine Mischung aus Tomb Raider und Prince of Persia sollte das Action-Spiel X-Blades 2009 mit Devil May Cry und Konsorten den Boden wischen. Was letztendlich daraus geworden ist, wissen wir: zu lahm, zu einfallslos, zu langweilig. X-Blades kassierte bei uns im Test 60 Prozent. Als Quasineuauflage soll Blades of Time jetzt alles besser machen. Gelungenes Remake oder verzweifelte Mogelpackung? Wir haben uns mit Ayumi auf Schatzsuche begeben.
Der Titel sagt bereits aus, worum es in Blades of Time geht: Kämpfe stehen an der Tagesordnung, alles andere ist Nebensache. So auch (schon wieder) die Geschichte. Die Schatzjägerin Ayumi wird von ihrem Gildenmeister in das Fantasy-Reich Dragonland gesandt, wo zwar unvorstellbar wertvolle Klunker, aber auch seltsame Kreaturen auf sie warten. Bei dem Versuch, hinter das Geheimnis dieses Landes zu kommen, stürzt die knapp bekleidete Blondine in ein waghalsiges Abenteuer voller Magie, Dämonen und sogar Drachen. Angesichts der schrulligen Charaktere könnte man glatt eine trashige Handlung wittern. Doch die Entwickler konzentrierten sich offenbar lieber auf die Action.
Ein Pfund Gehacktes, bitte
Die grundlegende Spielmechanik ist dieselbe wie vor drei Jahren: In jedem Areal strömen mal mehr, mal weniger Gegner auf uns zu, die wir alle in Scheibchen hacken, um anschließend ein Tor zu öffnen oder eine Barriere zu deaktivieren. Das war schon damals öde, Blades of Time übertreibt es aber erfreulicherweise nicht mit den Gegnermassen, sondern macht uns regelmäßig mit einer neuen Spezies vertraut. Da gibt es Zombiekrieger, Trollschamanen, flinke Echsen und Krabbelkäfer, fliegende Schattenmasken, Riesenwürmer und sogar stahlgepanzerte Torwächter, die uns am Weiterkommen hindern wollen.
Zum Glück ist Ayumi kein Barbiepüppchen, auch wenn das ihr Bikini und ihr laszives Pogewackel vermuten lassen. Angreifer begrüßt sie mit gezielten Schüssen aus ihrer Flinte, im Nahkampf fuchtelt sie fein animiert mit ihren beiden Katanas. Werden wir zu sehr von den Fabelwesen bedrängt, hechten wir mit einer Rutschattacke aus der Mitte, setzen zum Doppelsprung an und schmettern den Unholden unsere Klingen um die Ohren. Später lernen wie weitere Kombos und magische Fähigkeiten. So schockfrosten wir die Meute etwa mit Eisprojektilen, setzen mit einem Flammeninferno nach und zerbröseln den Rest mit der Erdbebenattacke. Das sieht dank der schicken Spezialeffekte nicht nur klasse aus, es spielt sich auch angenehm flott und dynamisch.
Schatzsuche mit Hindernissen
Allerdings haben wir auch ebenso schnell ein dickes Fragezeichen über dem Kopf, denn das Talentsystem hat sich uns bis zum Ende des Spiels nicht erschlossen. Das fängt schon damit an, dass wir gar nicht wissen, wie viel Chi-Kraft wir aus zerdepperten Vasen und von gemeuchelten Feinden erhalten haben. Stattdessen absorbieren wir die Kügelchen automatisch und tauschen sie beim nächsten Altar gegen neue Kräfte ein. So dürfen wir uns mal für zwei, ein andermal nur für eine Fähigkeit aus dem üppigen Angebot entscheiden. Warum, wissen wir nicht. Wo wir in anderen Genrevertretern genau erkennen, dass uns noch 1000 Orbs für die nächste Aufwertung fehlen, hoffen wir in Blades of Time einfach, genügend Chi gesammelt zu haben - blöd.
Neben neuen Fähigkeiten erhalten wir auch ständig neue Ausrüstungsgegenstände. So stolpern wir regelmäßig über Schatzkisten, aus denen wir frische Schwerter und Knarren, aber auch Artefakte mit nützlichen Boni bergen. Die sollten selbstredend auch zum eigenen Spielstil passen. Wer etwa bevorzugt mit dem Feuer spielt, darf seine Klingen ab sofort in selbiges tauchen und seine Gegner in Brand stecken. Dadurch haben wir wenigstens einen Grund, die wenigen Passagen abseits des Levelschlauches zu erkunden.
Angriff der Klonkrieger
Eine große Rolle spielt auch das letzte Wort im Spieltitel: die Zeit. Auf Knopfdruck spulen wir das Geschehen zurück und erschaffen somit ein Ebenbild von uns. Dieser Effekt lässt sich so oft einsetzen, wie es unsere Energie erlaubt, was uns besonders in den schweißtreibenden Bossgefechten zugutekommt. Um etwa einen gigantischen Ritter in die Knie zu zwingen, lenken wir ihn mit einem Klon ab, während wir mit fünf anderen wild auf ihn einschlagen. Aber auch bei diversen Tür- und Schalterrätsel wird die Zeitmanipulation eingesetzt. Leider bleibt das Spiel hier weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Technisch ist Blades of Times so zweischneidig wie Ayumis Katana. Einerseits überzeugen die abwechslungsreichen Schauplätze, die allesamt farbenfroh gestaltet und stimmig ausgeleuchtet sind. Da kämpfen wir uns etwa durch einen dichten Dschungel, durch staubige Tempelruinen und über schwebende Inseln. Andererseits stören schwammige Texturen sowie die nicht lippensynchrone Vertonung. Zudem gerät das Metzelabenteuer immer wieder ins Stocken; mitunter friert es sogar vollständig ein. Darüber tröstet auch der magere Mehrspielermodus nicht hinweg, in dem wir uns gemeinsam mit oder gegen einen Spieler auf drei mickrigen Karten keilen.
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