Test - Backbreaker : Euphorie dank Euphoria!
- X360
Konkurrenz belebt das Geschäft. Dies ist in der Videospielbranche genauso wie in allen anderen Bereichen des Lebens. Nachdem EA vor Jahren mit der exklusiven NFL-Lizenz zugleich die Monopolstellung im hierzulande kleinen, in den USA aber riesigen Markt der Football-Spiele auf stationären Konsolen gekauft hat, schickt 505 Games
mit Backbreaker einen Herausforderer auf den Platz. Mit Erfolg?
Fangen wir mal mit dem Filetstück des Spiels an: Dies ist eindeutig die Physik-Engine namens Euphoria, welche die Kollisionen der Kolosse auf dem Platz berechnet. Gibt es bei Madden NFL 10 vorberechnete Animationen, die sich mit der Zeit wiederholen, laufen bei Backbreaker wirklich jedes Tackling, jeder Block und jeder Zusammenstoß der Spieler anders ab. Wenn man mit dem Defensive End den Quarterback von den Beinen holt oder den Passempfänger mitten in der Luft erwischt, sieht das schlichtweg fantastisch aus. Alle Kollisionen werden in Echtzeit berechnet, mit dem Ergebnis, dass ihr die Hits förmlich spürt. Während bei anderen Sportspielen die Wiederholungsfunktion mit der Zeit eher nervt, schaut ihr euch auch beim x-ten Backbreaker-Match an, wie es den gegnerischen Running Back mit Wucht von den Beinen fegt.
Geduld gefragt
Vor dem ersten Kick-off solltet ihr euch im Trainingsmodus erst mal mit der Steuerung anfreunden, da diese nicht gerade eine Ausgeburt an Einsteigerfreundlichkeit ist. Mit dem linken Analog-Stick lenkt ihr den Spieler, mit dem rechten führt ihr alle Aktionen aus. In Kombination mit der rechten Schultertaste sind weitere Aktionen möglich. So streckt der ballführende Profi dann zum Beispiel den Arm aus, um sich lästige Verteidiger vom Leib zu halten. In der Defensive führt ihr so heftige Power-Tacklings durch.
Pässe werden ausgeführt, indem ihr den Analog-Stick nach oben drückt. Das erfordert durch die damit einhergehende Zeitverzögerung eine gewisse Übung. Anfangs werden euch die Verteidiger regelmäßig zu Kleinholz verarbeiten, bevor ihr die Pille werfen könnt. Mit der linken Schultertaste fokussiert ihr euer Blickfeld auf das Ei. Dies ist fast immer notwendig, da es keine generelle Übersichtskameraperspektive über alle Spieler gibt. Ihr seht das Geschehen stets in einer Art Third-Person-Ansicht, wie ihr es aus diversen Be-A-Pro-Spielmodi oder von Action-Adventures gewohnt seid.
Mangelnde Perspektiven
Somit seht ihr auch immer nur einen kleinen Ausschnitt des Spielfelds. Wer die Kamera nicht fokussiert, verliert im Getümmel zu schnell den Überblick und läuft komplett am Ball und dem Geschehen vorbei. Hier liegt dann auch einer der Knackpunkte des Spiels. Warum uns die Entwickler nicht ein paar übersichtlichere Kameraperspektiven spendiert haben, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Gewöhnungsbedürftig ist auch die etwas schwammige Steuerung der Football-Hünen. Nicht nur die dicken 150-kg-Brocken der O-Line, auch wendige Ballträger steuern sich extrem schwerfällig. Die Spieler haben den Wendekreis eines Lkw und reagieren nur träge auf Richtungsänderungen. Dass ihr trotzdem mit fast jedem Lauf um die fünf Yards erzielen könnt, liegt an der beschränkten Auffassungsgabe der Gegner-KI. Die CPU-Defense stellt sich beim Verteidigen nicht gerade clever an, dafür wirft der QB in der Offensive eine Interception nach der anderen. Die Partien gegen den Computer werden so leicht zu echten Turnover-Festivals. Die KI zählt auf jeden Fall nicht zu den Highlights von Backbreaker.
Keine NFL, keine Regeln?
In Sachen Spieltiefe betritt Backbreaker auch im Pro-Modus eher den Arcade- als den Simulationsweg. Spielzugauswahl, Änderungsmöglichkeiten der einzelnen Formationen, Laufwege der Receiver, Zuordnung in der Verteidigung: In all diesen Kategorien hat Madden NFL 10 deutliche Vorteile. Auch die Challenge-Funktion, die es jedem Teamchef zweimal pro Halbzeit erlaubt, Schiri-Entscheidungen per Wiederholung überprüfen zu lassen, vermissen wir schmerzlich. Hängt wohl mit der fehlenden NFL-Lizenz zusammen. Der umfangreiche Editor für Spieler und Mannschaften macht dieses Manko allerdings fast vergessen. Vom Symbol auf dem Helm über die Farbe der Uniform bis zum Schriftzug in der Endzone habt ihr hier viele Möglichkeiten, euch kreativ auszutoben.
Bei den Spielmodi tischen 505 Games ganz ordentlich auf, ohne aber auch hier dem reichhaltigen Angebot der EA-Konkurrenz gefährlich zu werden. Wer es kurz und schmerzlos mag, stürzt sich mit einem der 32 Teams (plus diversen freischaltbaren Mannschaften) in ein Einzel-Match. Saison- und Franchise-Modus punkten im Bereich Langzeitmotivation. Als nettes Gimmick wurde das Minispiel Tackle Alley integriert. Dabei müsst ihr euch mit eurem Spieler durch immer schwerer zu durchbrechende Wellen von Verteidigern kämpfen. Die Online-Variante der Matchs gegen Spieler aus aller Welt funktioniert gut, hier wählt ihr zwischen einem Fun-Match oder einem Ranked Game, das für die Bestenliste gewertet wird.
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