Test - Anomaly: Warzone Earth : Springer schlägt Turm
- PC
Statt auf kostspielige Vollpreistitel konzentriert sich der neu gegründete polnische Entwickler 11 bit Studios auf knackige Download-Angebote. In Zeiten von Steam, App-Store und Co. keine schlechte Idee. Ob die Idee hinter Anomaly: Warzone Earth auch bei den Kunden ankommt, muss das erste Projekt der Mannen auf dem hart umkämpften Markt jetzt beweisen.
Als wäre Bagdad nicht schon genug durch Kriege gebeutelt, markiert die irakische Stadt auch den finsteren Beginn von Anomaly: Warzone Earth. Im Jahr 2018 krachen Teile eines Alien-Raumschiffes gen Boden und versperren eurem Trupp den Weg zu einer riesigen, seltsamen Kuppel. Für euch aber kein Problem: Mittels einer taktischen Karte, die sich öffnet, sobald ihr aus dem Geschehen herauszoomt, legt ihr immer wieder dynamisch einen neuen Weg fest. Während das anfangs nur den Zweck hat, den Hindernissen aus dem Weg zu gehen, entwickelt sich die Routenplanung später zu einem wichtigen taktischen Spielelement.
Eine Anomalie kommt selten allein
Denn: Sobald ihr euch unter der riesigen Anomaliekuppel aufhaltet, sprießen mörderische Türme aus dem Boden. Anders als in den Tower-Defense-Spielen kontrolliert ihr sie aber nicht selbst, sondern müsst euch mit einem kleinen Trupp euren Weg durch die Straßen von Städten wie Bagdad oder Tokio bahnen - und lebend in der sicheren Zone am Ende der Stadt ankommen. Über Sieg oder Niederlage entscheidet aber nicht nur eine möglichst ungefährliche Route, sondern auch die Zusammenstellung der eigenen Kampfeinheit.
Mit Panzern, APC-Wagen mit Maschinengewehren und Crawlern mit Raketen ist für die Offensive vorgesorgt, eine Einheit kann sogar für die benachbarten Fahrzeuge einen Schutzschild generieren. Wichtig ist aus diesem Grund auch, an welchen Positionen die unterschiedlichen Einheiten vorrücken. Der verwundbare Crawler wird zum Beispiel an vorderster Front schnell in seine blechernen Einzelteile zerlegt, der APC hält dagegen mit seiner stärkeren Panzerung bedeutend mehr aus.
Immer geradeaus
Bis zu sechs Einheiten können sich unter eurem Kommando befinden, am Anfang der Mission reichen die Moneten aber oft nur für zwei oder drei kriegerische Weggefährten. Erst für das Zerstören von Alien-Türmen und das Sammeln von schillernden Fragmenten am Wegesrand wird euer Konto aufgestockt. Damit könnt ihr zwar auch eure vorhandenen Fahrzeuge aufrüsten, oft ist es aber aus finanzieller Sicht sinnvoller, einfach noch eine durchschlagskräftige Einheit hinzuzukaufen.
Falls es doch mal zu brenzlig wird, verwirrt ihr die Türme mit einer Fahrzeugattrappe, beschwört einen Sandsturm, um ihre Zielgenauigkeit zu beeinflussen, oder repariert beschädigte Einheiten. Eure Spielfigur, ein kleiner Kommandant, ist eure rechte Hand auf dem Schlachtfeld. Er sammelt bestimmte Aktionsitems auf und löst diese nach einem Rechtsklick eurerseits aus. Weil die aber nicht grenzenlos einsetzbar sind, seid ihr auf die Unterstützung aus der Luft angewiesen. Flugzeuge werfen für erfolgreich zum Einsturz gebrachte Alien-Bauten diesen Nachschub ab, hin und wieder gibt's auch gleich mehrere Situationsoptimierer nach größeren Schlachten.
Eine Welle der Zerstörung
Nach dem Story-Modus, der höchstens der Punktzahl und damit der Rangliste wegen noch mal angefasst werden könnte, ist für Solisten nach etwa sieben Stunden Schicht im Schacht. Zwar schaltet ihr nach und nach die Städte der Kampagne für einen Arcade-Modus frei, in dem müsst ihr euch aber nur jeweils mehreren Gegnerwellen stellen und die Zielobjekte, etwa einen mächtigen Generator, zerstören. Bei dem ohnehin schon nicht wahnsinnig vielfältigen Ablauf treten Abnutzungserscheinungen umso schneller auf.
Aber die Polen, die unter anderem schon für CD Projekt und Metropolis entwickelten, basteln nicht nur spielerisch ein wunderbar funktionierendes, anspruchsvolles Echtzeitstrategiespiel, sondern lassen auch technisch die Muskeln spielen. Die Städte sind hübsch detailliert und ihren Vorbildern in den Grundzügen ähnlich, die Effekte überzeugen größtenteils ebenso und der ganze Look transportiert die Endzeitstimmung überzeugend. Zusammen mit der passenden, nie zu aufdringlichen Hintergrundmusik fällt das Technikgerüst überraschend gut aus.
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