Test - Amy : Trial and Horror
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Amy ist ein Titel von dem wir uns viel versprochen haben: Eine Zombie-Version von Ico. Eine Hommage an den klassischen Survival-Horror früher Resident-Evil- und Silent-Hill-Teile. Die Hoffnung auf ein vollwertiges, mysteriöses Action-Adventure in Form eines Downloadtitels.
Entgegen der durch den Titel erweckten Erwartungen, schlüpft ihr nicht in die Rolle von Amy. Im Jahr 2034 begleitet ihr, als scheinbarer Vormund Lana, das titelgebende kleine Mädchen auf einer Zugfahrt. Das verstörte Kind leidet offensichtlich unter einer Sprachblockade und einer Form von Autismus. Außerdem scheint sie bis kurz vor dem Geschehen in einer Anstalt gelebt zu haben, aus der ihr sie erlöst habt. Die genauen Hintergründe bleiben vorerst ungeklärt. Nachdem ihr der ängstlichen Kleinen ein elektronisches Tablet zum Zeichnen geschenkt habt, beginnt sie Bilder von Monstern und Leichen zu krakeln. Plötzlich ist eine Explosion am Himmel zu sehen. Kurz darauf werdet ihr vom inzwischen zum Zombie mutierten Schaffner niedergeknüppelt. Als ihr wieder erwacht ist Amy verschwunden und ihr findet euch an einem düsterem Bahnhof wieder.
Eine Frau wie ein Schlachtschiff
Dann beginnt der wahre Horror. Und damit meinen wir nicht, dass ihr euch fürchten werdet. Selbst mit offensichtlichen Schockelementen ist nicht zu rechnen und man kann sich nach kurzer Zeit entspannt zurück lehnen. Wirklich gruselig ist vor allem die Spielmechanik. Die zierliche Blondine lenkt sich nämlich überaus schwerfällig durch den verwaisten Bahnhof. Dafür habt Gesellschaft von einer überschaubaren Horde Zombies. Ein mysteriöser Virus hat die Menschen an diesem Ort befallen und auch ihr seid von der rätselhaften Seuche betroffen. Mit vom Boden aufgesammelten Spritzen könnt ihr den Verlauf der Krankheit verlangsamen. Nachdem ihr das verängstigte Mädchen wieder gefunden habt, könnt ihr sie mit RB/R1 rufen und an die Hand nehmen, damit sie euch nicht wieder entwischt. Aber wenn ihr euch erhofft, dass Amy sich genauso folgsam abrufen lässt wie Epona bei The Legend of Zelda: Ocarina of Time, müssen wir euch leider enttäuschen. Sich mit Amy durch das sehr dunkele, verpixelte Setting zu bewegen ist wirklich kein Kinderspiel. Dafür könnt ihr Amy durch Schächte kriechen lassen, durch die Lana von ihrer Größe her eigentlich auch selbst kriechen könntet.Tür-Verriegelungs-Programme kann die Kleine Gott sei Dank auch hacken! Es ist schon ein etwas skurriler Moment wenn ihr jedes Mal gelangweilt neben Amy wartet und Däumchen dreht, während sie auf der Tastatur eines Türensystems herumhämmert.
Außerdem geht von eurem Schützling eine mysteriöse Heilkraft aus, die euch am Leben hält solange sie sich in eurer unmittelbaren Nähe befindet. Das erspart euch die mühselige Suche nach unzähligen Spritzen. Ein wirklich gut umgesetztes Spielelement kommt zur Geltung wenn ihr Amy an der Hand haltet: Durch die Rumble-Funktion des Controllers wird Amys Puls simuliert. Sobald sich ein Gegner nähert, erhöht sich die Geschwindikeit der pochenden Vibrationen. Im Laufe des Spiels kann euer kleines Nervenbündel mit Hilfe ihres Möchtegern-Ipads Spezialfähigkeiten erlernen, die durch das Abzeichnen mysteriöser Symbole erworben und wieder aufgeladen werden können. Gemeinsam schlagt ihr euch durch unzählige, ähnlich aufgebaute Aufgaben in denen ihr immer wieder nach Schlüsselkarten für verschlossene Räume sucht und euch durch die monotone Bahnhofs-Szenerie schlagt.
Ein weiteres unfreiwilliges Horror-Element von Amy ist die Grafik. Auch wenn die Charaktere stellenweise ansprechend animiert sind, ist der Gesamteindruck mies. Die Texturen sind matschig, es ruckelt was das Zeug hält und hinzu kommt auch noch unerträgliches Tearing. Wichtige Gegenstände und Schalter sind schwer zu erkennen und anzusteuern. Ständig müsst ihr die Karte auf der Suche nach einer neuen Button-Animation ablaufen. Es fühlt sich an als würdet ihr in einem alten Point&Click-Adventure den gesamten Bildschirm mit der Maus, auf der Suche nach dem nächsten Gegentand, abfahren. Lediglich die mysteriöse Hintergrundgeschichte lässt euch am Ball bleiben all das zu ertragen. Trotz der interessanten Story entwickelt man keinen emotionalen Bezug zu den Charakteren. Die Dialoge sind träge und teilweise stimmen Namen in den Untertiteln nicht mit der Synchronisation überein.
Checkpoints des Grauens
Ihr habt immer wieder die Möglichkeit, zu anspruchsvollen Gegnern auszuweichen indem man sich vorbeischleicht oder versteckt. Lana wirkt durchgehend sehr unbeeindruckt, zeigt in etwa so viel Emotionen wie eine Voodoo-Puppe und hält zudem nicht wirklich viel aus. Zu allem Überfluss verliert ihr beim Bildschirmtod leider alle eure gesammelten Items. Als wäre das noch nicht genug, sind Checkpoints so selten gestreut, dass ihr immer wieder in den Genuss von zumeist nicht überspringbaren, langweiligen Animationen kommt. Selbst wenn ihr überaus aufmerksam spielt, werdet ihr laufend in Trial- and Error-Situationen geraten. Beendet ihr das Spiel zwischendurch, müsst ihr immer wieder am Anfang des jeweiligen Kapitels beginnen obwohl bereits Checkpoints erreicht wurden. Die unzähligen Schalterrätsel sind zudem unlogisch und ermüdend. Warum sollte sich der Schalter eines Aufzugs am gegenüberliegenden Ende eines Raums befinden? Ihr müsst schon überaus motiviert sein um euch durch die sechs langwierigen Kapitel zu schlagen.
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